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Buffalo Boys

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 20. Oktober 2019

Das einstmals so gefeierte Western-Genre hat sich in den letzten 50 Jahren einem gewaltigen Wandel unterzogen, denn wo früher beinharte Kerle im Mittelpunkt standen, die nicht nur mit dem Schießeisen umzugehen wussten, sieht man heute oftmals selbstbewusste junge Damen, die sich von Männern nichts mehr gefallen lassen. Mit Singapurs Oscar-Beitrag „Buffalo Boys“ folgt nun ein Actionfilm der erneut den Fokus auf die männlichen Figuren legt, ohne dabei den grausamen historischen Kontext außer acht zu lassen.

Im 19. Jahrhundert befindet sich Singapur unter niederländischer Kolonialherrschaft. Nach einem blutigen Komplott wird der dortige Sultan gestürzt, woraufhin seine beiden kleinen Söhne Jamar (Ario Bayu) und Suwo (Yoshi Sudarso) mit ihrem Onkel Arana (Tio Pakusadewo) nach Amerika fliehen. In Amerika wachsen die beiden ungleichen Brüder in akzeptablen Verhältnissen auf, gleichwohl achtet ihr Onkel darauf, dass man sich Geld durch ehrliche Arbeit verdient. Nachdem sie zusammen viele Jahre für die amerikanische Eisenbahngesellschaft tätig waren und mithalfen Gleise zu verlegen, zieht es sie zurück in ihr Heimatland.

Dort angekommen scheint alles noch beim alten zu sein, denn obwohl sie das Gefühl für Heimat nicht sofort deuten können, machen sie schon bald mit der bildhübschen Sri (Mikha Tambayong) Bekanntschaft. Das Dorf ihres Onkels leidet noch immer unter der strengen Führung der Kolonialherrschaft, denn nicht nur das sie nun statt Nahrung Opium anbauen müssen, auch der berühmt berüchtigte Gouverneur Van Trach (Reinout Bussemaker) behandelt sie bestenfalls wie Sklaven, was natürlich mit einem Brandeisen kenntlich gemacht wird. Kurzerhand planen die beiden Brüder das Dorf zu befreien und Van Trach eine gerechte Strafe zukommen zu lassen, doch das ist leichter gesagt als getan.

Das Western-Genre hat auch in den asiatischen Ländern einige sehenswerte Beiträge hervorgebracht, dass Singapur Oscar-Beitrag für den besten fremdsprachigen Film dann aber ausgerechnet „Buffalo Boys“ wurde, verwunderte nicht nur die dortigen Filmkritiker. Der neuste Film von Mike Wiluan ist nämlich kein typischer Genre-Beitrag wie er im Buche steht, denn anstatt der weiten Prärie und wilden Schlägereien im Salon, steht hier die Action mit dem Schießeisen im Mittelpunkt, ohne zu vergessen auf die Gräuel hinzuweisen, welche unter der damaligen Kolonialherrschaft getätigt wurden.

„Buffalo Boys“ als echten Western zu bezeichnen wäre dahingehend womöglich etwas übertrieben, denn obwohl die rund zehnminütige Einleitung in den USA stattfindet und man sofort mit handfesten Argumenten in einem Güterwagon etwas geboten bekommt, wird die Inszenierung danach deutlich langsamer. Zurück in ihrem Heimatland folgt der Blick dem neuen und vor allem dem Unbekannten, gleichwohl aber auch den hübschen Frauen, die hier einmal mehr vor einem fiesen Unterdrücker gerettet werden müssen. Mit letzterem versucht man gleichwohl den Bogen zu der eigenen Vergangenheit zu schließen, denn wo die Figur des Gouverneur Van Trach nun lediglich ein Dorf unterdrückt, war er damals doch für das Komplott gegen ihren Vater verantwortlich.

So tiefsinnig sich dies aber auch anhören mag, so flach sind einmal mehr die Figuren ausgefallen. Viele Personen sind kaum mehr als wandelnde Klischees, bei denen nicht nur jedweder Tiefgang fehlt, sondern die zuweilen auch zum Schmunzeln einladen. Denn wenn unter der unterdrückten Landbevölkerung plötzlich eine junge Frau auf einem Büffel angeritten kommt und von diesem aus mit dem Bogen schießt, muss man unweigerlich an so manche Legolas Szene aus „Der Herr der Ringe denken“. Die fehlende Figurenzeichnung ist aber nicht nur bei den Brüdern und einigen beteiligten Personen aus dem Dorf zu finden, sondern vor allem auch bei den eigentlichen Bösewichtern. Jeder von diesen hat seine feste Rolle im Skript, denn wo der eine mit seinen Narben nur grimmig guckt, ist ein anderer natürlich schnell als grauenhafter Sadist auszumachen. Irgendwo dazwischen findet man auch den Gouverneur wieder, der zwar im Ansatz etwas Gutes in sich haben könnte, dann aber wieder unerklärlichen Gefühlsschwankungen unterliegt, sodass er mit seiner grausamen Herrschaft weitermachen kann.

Obwohl inhaltlich alles auf einen Showdown zwischen Gut und Böse in einem kleinen Dorf hinausläuft, schafft es Regisseur Mike Wiluan beinahe gekonnt rund 90 Minuten mit allerlei Nebensächlichkeiten zu füllen. Vieles davon hat kaum einen echten Mehrwert für den Zuschauer, noch mehr aber fallen einem die logischen Defizite auf, die zu keiner Zeit schlüssig erklärt werden können. Sieht man davon allerdings einmal ab, so entpuppt sich „Buffalo Boys“ dennoch als durchaus netter B-Movie, was vor allem der dargelegten Action in der zweiten Hälfte zuzuschreiben ist. Egal ob dies Auseinandersetzungen mit dem Messer, Schwertern, Fäusten oder den verschiedensten Schusswaffen sind, es sieht steht‘s gut choreografiert aus, sodass insbesondere das Finale ordentlich etwas bieten kann.

Mit „Buffalo Boys“ präsentiert Mike Wiluan einen durchschnittlichen Western, der deutliche Defizite beim Drehbuch und der Figurenzeichnung besitzt, dafür aber mit einer guten Portion Action glänzen kann.

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Copyright: Busch Media Group

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Länge: 102 min

Kategorie: Action, Western

Start: 18.10.2019

cinetastic.de Filmwertung: (6/10)

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Info

Buffalo Boys

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 102 min
Kategorie: Action, Western
Start: 18.10.2019

Bewertung Film: (6/10)

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