Es gibt kaum einen Filmemacher der sich so viel leisten darf wie Quentin Tarantino, für den nicht nur seine ausgefallenen Filme sprechen, sondern insbesondere der damit verbundene Erfolg. Mit seiner Ankündigung im kommenden Werk die Manson-Morde zu thematisieren brach er ein kleines Tabu, denn obwohl diese inzwischen genau 50 Jahre zurückliegen, ist die Erinnerung in Hollywood doch noch immer viel zu frisch. Was hat Tarantino aber aus diesem Thema gemacht, das er in seinen neunten Film namens „Once Upon A Time… In Hollywood“ verarbeitet hat?
Hollywood im Jahre 1969: Für Schauspiellegende Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) geht die Karriere langsam dem Ende zu, denn obwohl er in seiner Western-Fernsehserie „Bounty Law“ ein gefeierter Star war, hat er nun mit wegbrechenden Quoten zu kämpfen. Zusammen mit seinem Stuntman, Fahrer und bestem Freund Cliff Booth (Brad Pitt) versucht er das Beste daraus zu machen, doch die von Filmproduzent Marvin Schwarz (Al Pacino) angebotenen Hauptrollen in Spaghetti-Western lehnt er genauso wie anderweitige Nebenrollen konsequent ab.
Stattdessen lässt er sich vielmehr als Schurke verheizen, wo er gegen Ende hin zumeist ordentlich von jüngeren vermöbelt wird, was beinahe noch mehr am Ego zu kratzen scheint. Zu allem Überfluss ist der aufstrebende Regisseur Roman Polanski (Rafal Zawierucha) zusammen mit seiner Frau Sharon Tate (Margot Robbie) auch noch nebenan eingezogen, was ihm erst Recht das Ende seiner Karriere verdeutlicht. Im Grunde könnte es schlimmer kaum kommen, bis er eines Abends schließlich Bekanntschaft mit der Manson-Familie macht…
Bereits vor einiger Zeit hatte Quentin Tarantino sein Karriereende nach genau zehn Filmen angekündigt. Mit „Once Upon A Time… In Hollywood“ ist er nun bei Nummer neun, beinahe jeder Film wird daher ganz besonders auf die Goldwaage gelegt, kommen diese doch einer Huldigung gleich. Betrachtet man nun rückblickend „Django Unchained“ (2012) und „The Hateful 8“ (2015), so dürfte sein neuster Film im direkten Vergleich bei einigen Zuschauern deutlich abfallen, was allerdings der Erwartungshaltung geschuldet ist.
Mit „Once Upon A Time… In Hollywood“ präsentiert Tarantino diesmal nämlich keinen ultra brutalen Streifen in dem sich die Köpfe eingeschlagen und Personen im Kugelhagel sterben, vielmehr verneigt sich der Filmfan vor dem Hollywood der 1960er Jahre, wenn er eine beinahe dreistündige Huldigung an diese Zeit dem Zuschauer präsentiert. Im Film selber geht es diesmal im Grunde um nichts, denn obwohl die Laufzeit von 160 Minuten beim besten Willen nicht gering ist, dreht sich alles um eine große Leere. Der Zuschauer beobachtet vielmehr zwei alternde Schauspieler die an ihrem Karriereende angekommen sind, doch wo der eine (Dalton) den Kopf in den Sand steckt und plötzlich zu weinen beginnt, lässt es der andere (Booth) einfach auf sich zukommen, denn irgendetwas wird sich schon noch ergeben.
Gespickt mit einer Unmenge an Zitaten (Tarantinos frühere Filme lassen grüßen) ist dieses reine beobachten zweier Schauspieler aber absolut witzig geworden, denn wo Dalton vor einem achtjährigen Mädchen schon einmal in Tränen ausbricht und somit den eher emotionalen Teil einnimmt, liefert Brad Pitt als Booth ein Gag-Feuerwerk erster Güte ab, hat dieser doch zumeist die Lacher auf seiner Seite. Egal ob das ein erstes Aufeinandertreffen mit den Mitgliedern der Manson-Familie ist oder gar die Begegnung mit Bruce Lee (Mike Moh), der trockene Humor ist einfach unbeschreiblich.
Da Quentin Tarantino ein riesen Filmfan dieser Epoche ist, lässt er es sich nicht nehmen seine Huldigung an diese goldene Zeit entsprechend zu perfektionieren, was nicht nur mit einem unglaublich guten Soundtrack der 1960er Jahre abgerundet wird, sondern ebenso mit seinen farbenfrohen Bildern einer 35mm Kamera. Man könnte glatt meinen die 1960er Jahre wären zurück, wenn da nicht der – für Tarantino gewohnt übermäßige – Gebrauch des Wortes „Fuck“ wäre. Schon jetzt darf man auf erste Fan-Zählungen gespannt sein, die es auch in der Vergangenheit zu dieser Wortwahl gab.
Haben wir noch irgendetwas vergessen? Natürlich, was ist nun eigentlich mit den eingangs erwähnten Manson-Morden? Nun, ohne an dieser Stelle zu viel verraten zu wollen, die Interpretation von Quentin Tarantino ist wie immer etwas ganz Besonderes geworden.
In seinem neunten Film kehrt Quentin Tarantino in ein wesentlich ruhigeres Fahrwasser zurück, wenn er mit „Once Upon A Time… In Hollywood“ ein Werk präsentiert, das man ohne Zweifel als Verbeugung vor den goldenen Jahren in Hollywood verstehen kann. Obwohl eine Story im engeren Sinne nur sekundär vorhanden ist, ist dieser filmische Genuss doch einmal mehr absolut jedem ans Herz gelegt.