Vor mehr als zehn Jahren haben Wissenschaftler das erste Schaf geklont, seitdem hat die Forschung gewaltige Sprünge nach vorn gemacht. Inzwischen kann man das Erbgut eines Fötus direkt beeinflussen, das Klonen von ganzen Menschen scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Mit welchen moralischen Entscheidungen dies einhergehen kann ist ungewiss, der neuste Film von Jeffrey Nachmanoff vermag darauf aber erste Antworten zu geben.
Der Neurowissenschaftler Will Foster (Keanu Reeves) versucht alles um erfolgreich zu sein, denn zusammen mit seinem Kollegen Ed Whittle (Thomas Middleditch) arbeitet er seit Jahren daran, eines Tages Teile des Gehirns eines verwundeten Soldaten in einen Roboter zu transferieren. Obwohl beide gewaltige Fortschritte machen, geht es seinem Boss zu langsam, weswegen dieser damit droht das überaus kostspielige Projekt einzustellen.
Als Will eines Tages mit seiner Frau Mona (Alice Eve) und den drei Kindern für ein paar Tage in den Urlaub fahren möchte, passiert bei einem Unwetter ein folgenschwerer und tödlicher Unfall. Kurzerhand plant Will nun seine gesamte Familie wieder ins Leben zurückzuholen, indem Ed die Körper klont und Will anschließend das Gehirn überträgt. Trotz gewaltiger Rückschläge vermag das Projekt gelingen, doch plötzlich erfährt die Regierung von diesem ungewöhnlichen Experiment.
Einen künstlichen Menschen zu erschaffen und diesem Leben einzuhauchen ist nicht neu, denn davon Berichtete bereits Mary Shelley im Jahre 1818, als diese anonym ihren Roman „Frankenstein“ veröffentlichte. Seitdem hat sich einiges getan, denn künstliche Lebewesen werden oft mit dem Thema des Klonens gleichgesetzt, woraufhin schließlich moralische Aspekte aufgeworfen werden. Auf eben diese moralischen Aspekte verzichtet Regisseur Jeffrey Nachmanoff (The Day After Tomorrow) weitestgehend, denn obwohl Themen wie die Seele eines Menschen kurz zur Sprache kommen, verweigert dieser seinem Film eine eindeutige Stellungnahme.
Der Verlust eines geliebten Menschen ist schmerzhaft, wenn man dann die Macht hat diesen zurückzuholen, kommen manchmal seltsame Ideen zustande. In „Transcendence“ versuchte man vor fünf Jahren den Spagat zwischen Wissenschaft und Moral, in „Replicas“ wird dies nun allerdings um einiges eindimensionaler. Dabei hat das Thema ungemein viel Potential, welches von Drehbuchautor Stephen Hamel (Siberia – Tödliche Nähe) aber links liegen gelassen wird. Stattdessen konzentriert er sich auf eine scheinbar glückliche Familie, zeichnet dieses Bild lang und ausdauernd, was vor allem dem Zuschauer einiges abverlangen wird. Ist man darüber erst einmal hinweg, geht auf einmal alles viel zu schnell. Die Familie klont man mal eben in der Garage, die Zeit vergeht wie im Fluge, dass Außenstehende einzelne Familienmitglieder vermissen, wird beim Besuch einer Lehrerin mit kurzen Worthülsen abgetan.
Wo innere Logik nicht gern sehen ist, da sind Fehler unvermeidbar. „Replicas“ krankt aber nicht nur an seiner spannungsarmen und unlogischen Geschichte, sondern vor allem an den eigenen Ansprüchen. Man möchte glauben das Regisseur Jeffrey Nachmanoff auf große Fragen der Menschheit eine Antwort geben möchte, dann jedoch verzettelt er sich in groben Wiedersprüchen, die eigentlich hätten auffallen müssen. Daran kann selbst Hauptdarsteller Keanu Reeves wenig ändern, denn wo man ihn beim besten Willen nicht den Wissenschaftler abnehmen kann, vermag dieser auch nicht den Schmerz zu transportieren, der entsteht wenn man grade seine ganze Familie verloren hat. Ähnliches lässt sich auch danach beobachten, denn obwohl er sich für 3 von 4 Familienmitglieder entscheiden muss (zu wenig Klon-Tanks), tritt die innere Zerrissenheit darüber kaum zu Tage.
Mit „Replicas“ präsentiert Jeffrey Nachmanoff einen unterdurchschnittlichen Science-Fiction-Film, der trotz interessanter Ideen und moralischer Fragestellungen nicht überzeugen kann. Das liegt einerseits am eindimensionalen Drehbuch, andererseits aber auch an Hauptdarsteller Keanu Reeves, der jedwede Emotionen vermissen lässt.