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Ink Of Yam

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 10. April 2019

Ink Of Yam

In Deutschland gehören Tattoos längst zum Alltag. Überwiegend junge Menschen tragen sie der Mode wegen, während ganz andere damit persönliche Erfahrungen, Erinnerungen und Sehnsüchte verbinden. Regisseur Tom Fröhlich begutachtet in seiner ersten Dokumentation namens „Ink Of Yam“ eines der ältesten Tattoo-Studios in Jerusalem, wofür dieser vor zwei Jahren den Hessischen Filmpreis als bester Hochschulfilm erhielt.

Ink Of YamObwohl das Tattoo-Studio „Bizzart“ erst 1993 von Speznaz-Veteranen Michal (leider bereits verstorben) gegründet wurde, gilt es als eines der ältesten in ganz Jerusalem. Nach dem Tod von Michal übernahmen die beiden russischstämmigen Tätowierer Poko und Daniel den Laden. Beide zog es bereits früh von Moskau bzw. St. Petersburg nach Jerusalem, wo Poko Fotografie studierte und Daniel als Behindertenbetreuer und Briefträger arbeitete. Beide gingen schließlich im „Bizzart“ in die Lehre, wo sie nicht nur ihr zeichnerisches Talent ausleben konnten, sondern fortan dem Lebensmotto folgten, jeden Menschen, egal welcher Religion, zu bedienen.

Basierend auf dieser Lebenseinstellung ist schließlich „Ink Of Yam“ entstanden, denn eingeteilt in lose Kapitel, welche sich stets nach den Kunden des Ladens richten, folgt Regisseur Tom Fröhlich dem Alltag der zwei Tätowierer. In lockeren Gesprächen berichtet Roi Damari über sein Leben als Fremdenführer, von seiner ultraorthodoxen Familie und seinem Vater, der noch nie eines seiner Tattoos gesehen hat. Ganz anders ist Dayroyo Boulos, welcher Mönch in einer hohen Instanz der syrisch-aramäischen Christen in Jerusalem ist und sich jedes Jahr ein Jesusabbild oder ein Kreuz samt Jahreszahl tätowieren lässt.

Ink Of YamEs sind aber nicht unbedingt die Tattoos oder das Publikum das in „Ink Of Yam“ so interessant machen, es sind die Geschichten des Alltags in Jerusalem. Es wird von Bombenanschlägen berichtet die bereits seit Jahrzehnten zum Alltag gehören, es wird von stets präsenter Angst berichtet, gleichwohl aber auch von den Ängsten und Sehnsüchten der heutigen Jugend, ist es für diese doch ungemein schwer einer geregelten Arbeit nachzugehen.

Natürlich hat auch der Glaube seinen festen Stellenwert in dieser Dokumentation, was vor allem durch die Akzeptanz und der Offenheit von Poko und Daniel wiedergegeben wird. Egal ob Christ, Jude, Moslem, Buddhist oder Atheist, jeder hat im „Bizzart“ seinen Platz. Vorurteile gibt es nicht, es wird über Gott und die Welt philosophiert, gleichwohl schweift man manchmal auch ins politische ab, wo vor allem die Besucher manchmal schmunzelnd aktuelle Entwicklungen hinterfragen.

Ink Of Yam„Ink Of Yam“ ist daher keine Dokumentation über die Kunst der Tätowierer, genauso wenig wie der Fokus auf die wunderbaren Bilder gelegt wird, die ein ums andere Mal unter die Haut gestochen werden. Es geht vielmehr um das Miteinander, um die Gespräche zwischen Künstler und Kunden, die manchmal an einen Termin beim Friseur erinnern, wenn man einfach nur mit ein wenig Smalltalk die Zeit zu vertreiben versucht.

Mit „Ink Of Yam“ präsentiert Tom Fröhlich eine interessante Dokumentation über eines der ältesten Tattoo-Studios Jerusalems.

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Wir vergeben daher 7 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Jip

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Ink Of Yam

Länge: 75 min

Kategorie: Documentary

Start: 09.05.2019

cinetastic.de Filmwertung: (7/10)

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Ink Of Yam

Ink Of Yam

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 75 min
Kategorie: Documentary
Start: 09.05.2019

Bewertung Film: (7/10)

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