Die Krimis des dänischen Autors Jussi Adler-Olsen rund um das Dezernat Q erfreuen sich großer Beliebtheit. Erst im letzten Jahr übertraf der siebente Roman alle Erwartungen hinsichtlich der verkaufter Stückzahlen, nun erscheint auch schon die Verfilmung des vierten Buches im Kino. Kann diese Adaption erneut die hohen Erwartungen seiner Fans erfüllen?
Für Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) und seinen Assistenten Assad (Fares Fares) könnte es der letzte gemeinsame Fall sein, denn Assad tritt bereits in Kürze seinen Job bei einer neuen Einheit an. Dennoch möchte er diesen letzten Fall noch lösen, denn bei der Renovierung einer Wohnung wurde ein geheimes Zimmer gefunden. In eben diesem Zimmer saßen drei mumifizierte Leichen um einen Tisch herum, der vierte Stuhl lag umgestoßen auf dem Boden, was auf ein weiteres Opfer hindeuten könnte.
Ihre Ermittlungen führen sie schließlich auf die kleine Insel Sprogø, auf der vor vielen Jahrzehnten eine Anstalt für Frauen stand. Eben diese Anstalt ist ein dunkles Kapitel von Dänemark, denn bis in die 1960er Jahre hinein, wurden hier Frauen Zwangssterilisiert. Könnte eine Insassin von damals sich an dem Personal gerächt haben? Die Spur führt weiter zu Ärzten in Kopenhagen, die in einer geheimen Verschwörung noch heute diesen grausamen Plan verfolgen könnten. Können Carl und Assad das nächste Opfer retten oder wird womöglich der vierte Stuhl doch noch besetzt?
Nachdem die letzte Romanverfilmung schon wieder zwei Jahre zurückliegt, ist es Zeit für einen neuen Fall der beiden Polizisten Carl Mørck und Assad. Für die Regie von „Verachtung“ zeichnet sich diesmal der Cannes Gewinner Christoffer Boe (Reconstruction) verantwortlich, das Drehbuch übernahmen Nikolaj Arcel (Verblendung), Bo Hr. Hansen (Wildhexe) und Mikkel Nørgaard (Erbarmen), die zum Teil auch schon an den letzten Filmen beteiligt waren.
Auch in „Verachtung“ soll sich alles erneut um einen grausamen Mord drehen, der bereits viele Jahrzehnte zurück liegt und deren Aufklärung für die normale Polizei alles andere als einfach wäre. Ein Fall für das Sonderdezernat Q, konnte dieses doch zuletzt mit einer unglaublichen Aufklärungsrate in der dänischen Presse von sich reden machen. Diesmal soll allerdings alles anders werden, denn Carl hat damit zu kämpfen, dass ihn Assad in einer Woche verlassen wird. Erneut muss der quirlige Polizist dann alleine mit dem Gesindel dort draußen fertig werden, wo er doch mit vermeintlichen Zeugen so gar nicht kommunizieren kann.
Eben diese Figurenentwicklung von Carl wird in „Verachtung“ noch einmal auf die Spitze getrieben, wenn er in seiner bekannt unterkühlten Art und Weise in Gespräche geht, Zeugen vor den Kopf stößt und sich dann wundert, dass er kaum nützliche Antworten erhält. Assad kann wie immer schlichten, doch auch er hat zunehmend genug von Carls Launen, fehlt ihm doch jedwede Anerkennung für seine Arbeit. Mit dem Aufarbeiten des Falls der drei Mumien wird alles nicht besser, denn wo es beide in ein grausames Kapitel der dänischen Vergangenheit zurückverschlägt, müssen sie gleichwohl auch mit aktuellen Problemen kämpfen, was in mehrfacher Hinsicht mit einer Bekannten von Assad verdeutlicht wird.
Der Fall selbst weiß erneut zu überraschen, denn durch diverse Zeitsprünge wird der Zuschauer mit unzähligen Handlungsarmen konfrontiert, die erst sehr spät zusammengeführt werden. Der Leser des Buches wird sich gleich wie zuhause fühlen, denn obwohl die Romanvorlage schon vor acht Jahren erschien, kann man die verschiedensten Kapitel doch sehr detailliert abarbeiten. Die Autoren halten sich bei ihrer Adaption weitestgehend an die Vorlage, wenn sie immer wieder in die Vergangenheit springen, in die Perspektive anderer Personen wechseln, um dann am Ende noch einmal alles über den Haufen zu werfen und zumindest jene zu überraschen, welche die Vorlage nicht kennen. Wurde im Roman noch sehr viel Wert auf eine logische Auflösung gelegt, indem einzelne Passagen im Vorfeld zumindest angedeutet wurden, bricht hier alles über den Zuschauer zusammen. Bei gut zwei Stunden Länge war wohl einfach nicht mehr Detailtiefe möglich, was leider allzu oft das Problem von adaptierten Romanen ist.
Sieht man davon einmal ab, so ist auch „Verachtung“ ein sehenswerter Krimi, bei dem nicht nur die Geschichte, sondern einmal mehr die Weiterentwicklung der Figuren zu gefallen versteht. Man darf schon jetzt auf die Umsetzung von „Erwartung“ gespannt sein, der unter Lesern als der beste Roman von allen gilt.
Mit „Verachtung“ präsentiert Christoffer Boe eine interessante Adaption des gleichnamigen Romans von Jussi Adler-Olsen. Erneut spannend bis zuletzt und insbesondere jenen zu empfehlen, die die Vorlage nicht kennen.