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In The Middle Of The River

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 19. August 2018

In The Middle Of The River

Bereits in seinem Debütfilm „Los Ángeles“ widmete sich der in Colorado geborene Regisseur Damian John Harper einigen Menschen am Rande der Gesellschaft. Diesen Weg geht er nun konsequent weiter, denn auch in „In The Middle Of The River“ ist ihm viel an jenen Individuen gelegen, die sich für ihr Land aufopferten, nun aber links liegen gelassen werden. Eine intensive Milieustudie, bei der Harper erneut mit Laiendarstellern gearbeitet hat.

In The Middle Of The RiverDer junge Kriegsveteran Gabriel (Eric Hunter) kehrt aus dem Irak nach Hause in New Mexico zurück, doch der Grund ist alles andere als erfreulich. Seine Schwester verstarb unter mysteriösen Umständen, doch obwohl alles für einen Drogendealer als Täter spricht, unternimmt die Polizei nichts. Gabriel wohnt unterdessen bei seiner Großmutter, freundet sich mit den Kindern seiner Schwester an und versucht seinen jüngeren Bruder auf den rechten Weg zu bringen, hat dieser doch aktuell ein paar seltsame Freunde.

Während Gabriel weiter den Schuldigen am Tode seiner Schwester ausfindig zu machen versucht, deuten mehr und mehr Hinweise auf seinen Großvater als Täter hin. Eines Tages beschließt er diesen zu ermorden, doch als er mit ihm einen ganzen Tag verbringen muss, scheint sich eine Art Vater-Sohn-Beziehung heraus zu kristallisieren. Kann er seinen Plan tatsächlich in die Tat umsetzen oder ist doch jemand anderes der Täter?

In The Middle Of The RiverWeit und breit nur Einöde, alte und zerfallene Häuser, jede Menge Wüste, Armut wohin man auch sieht. Die Rede ist von New Mexico, jenem Ort an dem Damian John Harper seinen neusten Film spielen lässt, der sogar eine deutsch-amerikanische Koproduktion ist. Das Drehbuch schrieb Harper erneut selbst und auch sonst blieb er sich treu. Er wählte überwiegend Laiendarsteller, Bogumil Godfrejow (Lichter) als Kameramann, der mit einer Handkamera ausgestattet für lange Plansequenzen und einen sehr dunklen Stil verantwortlich ist.

Obwohl „In The Middle Of The River“ als Drama konzipiert und die Jagd nach einem Mörder im Mittelpunkt steht, ist dieser Film doch so viel mehr. Es ist eine Milieustudie über Menschen die vergessen wurden, über Armut, Drogen, aber auch über Gewalt, welche stets ein treuer Begleiter in diesem Film ist. Dies merkt man schon in den ersten zehn Minuten, wenn Gabriel an einer Tankstelle jemanden zusammenschlägt, danach zum Auto geht, dieses startet und noch unzählige Male aufs Armaturenbrett und aufs Lenkrad schlägt. Gabriel ist voller Hass, voller Zorn und er weiß nicht wohin damit, hat er doch grade erst einen liebenden Menschen verloren.

In The Middle Of The RiverAus dieser Spirale aus Hass und Gewalt scheint es kein Entrinnen zu geben, denn egal wo Gabriel auch ist, er wird damit aufs neue konfrontiert. Sein Großvater kommt am Abend betrunken nach Hause und verprügelt seine Großmutter, sein jüngerer Bruder vermöbelt Buschneger (wird tatsächlich so mehrmals gesagt) und der örtliche Drogendealer hat es auf ihn abgesehen, nachdem er selber einen folgenschweren Fehler machte. Es ist aber nicht nur die Gewalt, es ist das Gefühl als ob sich niemand um diese Menschen kümmern wolle, obwohl sie einen Teil der Gesellschaft darstellen.

Gabriel kommt als verletzter Veteran als dem Irak zurück, der Staat zahlt für seine Schmerzmittel, gleichwohl verweigert ihm genau dieser die notwendige Behandlung, um sein Bein wieder voll einsetzen zu können. Genau an dieser Stelle bilden sich aber auch schon bald die Gemeinsamkeiten heraus, denn wo Gabriel anfangs noch wütend auf seinen Großvater ist, muss er doch schon bald feststellen, dass dieser doch ein ganz ähnlichen Schicksalsschlag in Vietnam erleiden musste. Menschen werden durch ihre Erfahrungen geprägt, durch die Handlungsweise ihrer Mitmenschen, gleichwohl aber auch durch den eigenen Umgang mit Schmerz. In einer prägenden Sequenz wird darauf am Ende noch ein Monolog abzielen, der etwas viel Pathos beinhaltet, letztendlich aber den Kern der Sache trifft.

So gelungen „In The Middle Of The River“ den gesellschaftskritischen Aspekt aber auch einfängt, so nervig ist leider die Kameraarbeit von Bogumil Godfrejow. Mit einer Handkamera ist er stets den handelnden Figuren auf den Fersen, was sehr hektisch ist und vor allem in sehr verwackelten Bildern gipfelt. In einigen Szenen mag dies in Ordnung sein, doch selbst in den wenigen sehr ruhigen Momenten wird so eine Stimmung vermittelt, bei der ein Zuschauer keine Zeit zugestanden wird, einfach mal ein paar Minuten durchzuatmen.

Damian John Harper gelingt mit „In The Middle Of The River“ eine interessante Milieustudie über Menschen am Rande der Gesellschaft, die beinahe vergessen wurden. Ein sehenswerter zweiter Spielfilm von Harper, der allerdings eine bessere Kameraarbeit verdient gehabt hätte.

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Wir vergeben daher 6,5 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Farbfilm

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In The Middle Of The River

Länge: 113 min

Kategorie: Drama

Start: 16.08.2018

cinetastic.de Filmwertung: (6,5/10)

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Info

In The Middle Of The River

In The Middle Of The River

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 113 min
Kategorie: Drama
Start: 16.08.2018

Bewertung Film: (6,5/10)

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