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BlacKkKlansman

Geschrieben von Frank Schmidke am 21. August 2018

Die Handlung von Spike Lees jüngstem Werk „BlacKkKlansman“ ließe sich leicht für einen absurden Schildbürgerstreich halten, wäre nicht verbrieft und in der Biographie von Ron Stallworth nachzulesen, dass er in den 1970ern als Afroamerikaner Mitglied im „Ku-Klux-Klan“ war. Für Regisseur Spike Lee ist die Story nicht nur ein historisches Satirestück, sondern auch eine Gelegenheit mit der aktuellen Gesellschaftspolitik der USA abzurechnen. Dazu bedient sich Lee nicht eben subtiler filmischer Methoden. Vor allem die Schlusssequenz von „BlacKkKlansman“, in der dokumentarfilmisches Material der eskalierten rechtsextremen Demonstration in Charlottesville im vergangenen Jahr sorgt dafür, dass dem Zuschauer das Lachen über die doofen Rassisten im Halse stecken bleibt.

Zu Beginn der 1970er Jahre ist der Afroamerikaner Ron Stallworth (John David Washington) auf der Suche nach einem Job und bewirbt sich bei der Polizei von Colorado Springs. Hier ist man durchaus geneigt, den ambitionierten jungen Mann als ersten afroamerikanischen Polizisten einzustellen, verfrachtet Stallworth aber zunächst in das Archiv, um die Beziehung zu einigen altgedienten Kollegen zu deeskalieren.

Stallworth große Stunde, sich für den aktiven Dienst zu empfehlen, kommt als die Kollegen für eine Undercover-Aktion einen Schwarzen brauchen. Der farbige Aktivist Stokeley Carmichel alias Kwame Toure vor der farbigen Studentenschaft in Colorado Springs. Stallworth mischt sich unter die Zuhörer und trifft nicht nur die attraktive Patrice (Laura Herrier) sondern findet auch Gefallen an dieser Art der Polizeiarbeit.

Stallworth bleibt der Undercover-Truppe. In der Zeitung stößt er auf eine Anzeige des Ku-Klux-Klan, mit der neue Mitglieder geworben werden sollen. Unverfroren ruft Stallworth die angegebene Telefonnummer an und bekundet sein Interesse an einer Mitgliedschaft. Der örtliche Klan-Obmann schlägt ihm ein Treffen vor, um eventuelle ideologische Gemeinsamkeiten zu diskutieren. Um den Kontakt zu nutzen, ersinnen die Polizisten einen aberwitzigen plan. Sobald es zu persönlichen Kontakten und Klan-Treffen kommt, springt Stallworths jüdischer Kollege Flip Zimmerman (Adam Driver) für den Afroamerikaner ein. Am Telefonbleibt Stallworth zuständig. Der Plan scheint aufzugehen und schon bald stellen die Klan-Mitglieder dem Neuen ein Treffen mit dem Führer David Duke in Aussicht (Topher Grace).

Für Filmemacher Spike Lee („Do the Right Thing“, „Malcolm X“, „Inside Man“), der sich schon seine gesamte Karriere mit afroamerikanischer Teilhabe an der Amerikanischen Gesellschaft beschäftigt, ist die wahre Geschichte des afroamerikanischen Klanmitgliedes eine Steilvorlage, um Rassismus und Hass zu entlarven. Dabei funktioniert „BlacKkKlansman“ am ehesten als Satire, weniger als Biopic, Zeitgeschichte oder gar als Thriller. Das liegt vor allem an den Tonfall, den „BlacKkKlansman“ von der ersten Minute an einschlägt, wenn Alec Baldwin als rassistischer Einpeitscher Kennebrew Beauregard dabei gefilmt wird, wie er eine Rede übt.

Überhaupt werden die Klan-Mitglieder als erstaunlich einfältig und leichtgläubig dargestellt, das mag ein wenig eindimensional wirken, sorgt über die 135 Filmminuten auch schon mal für ein paar Längen und scheint die rassistische Bedrohung zu verharmlosen. Aber dann endet die humorige Dekonstruktion weißer Vorherrschaft („White Supremacy“) mit den schockierenden Bildern der vollkommen aus dem Ruder gelaufenen „Unite the Right“-Demonstration in Charlotttesville, 2017, bei der ein Amokfahrer einen Pkw in die Menge der Gegendemonstranten steuerte –mit tödlichen Folgen.

Man kann diese schockierenden Bilder auch im Internet anschauen, die in der Tagesschau so nicht gezeigt würden, aber die Direktheit und die Wucht des Materials verstören und schockieren zutiefst, während der Zuschauer noch im Kinosessel über die verklingende Filmmusik sinniert.Wer sich in „BlacKkKlansman“ begibt, sollte wissen, dass ein verstörendes Ende auf ihn wartet. Das ist insofern nicht gespoilert sondern ein Warnung an empfindsame Gemüter, als das Regisseur Spike Lee bereits in der Pressekonferenz bei den Filmfestspielen in Cannes erwähnte, dass er gar nicht anders Konnte als die Ereignisse von Charlottesville in den Film einfließen zu lassen.

Aber „BlacKkKlansman“ ist nicht nur wegen des Endes, das den amerikanischen Rassismus und die gesellschaftliche Integration, offenlegt ein bewegender Film, sondern auch wegen einiger anderer extrem gelungener Sequenzen, die letztlich über die storytechnischen Unzulänglichkeiten wie die kaum eingeführten Charaktere und die oberflächlich angerissene Lovestory hinwegsehen lässt. Die Parallelmontage eines Klantreffens mit einem Vortrag von Harry Belafonte bei afroamerikanischen Studenten ist grandios montiert und emotional wie intellektuell kraftvoll. Aber auch Kleinigkeiten in den Dialogen sind durchaus gelungen und zeigen Alltagsrassismus ebenso wie auch die unreflektierte Ignoranz der liberalen Bürger, denen ihre ethnische Abstammung selten genug überhaupt bewusst ist.

Und nicht zuletzt fließen in „BlacKkKlansman“ immer wieder Seitenhiebe auf die aktuelle US-amerikanische Politik ein. Spike Lee, der zu Obamas Präsidentschaft auf eine regelrechte Zeitenwende gehofft hatte, hat noch nie einen Hehl aus seiner Abneigung gegen den gegenwärtigen Präsidenten Donald Trump gemacht, dem es nicht einmal gegeben war, sich nach Charlottesville öffentlich von den rechten Demonstranten zu distanzieren.

„BlacKkKlansman“ ist sicher nicht Spike Lees bester Film, aber die Story von afroamerikanischen Mitglied des Ku-Klux-Klan ist in all seiner Satire und Polemik eben jenes starke Statement zur Lage der Nation das (vor alle,) die Black Community von diesem präsenten und prominentesten Sprachrohr erwartet hat.

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Länge: 135 Minuten

Kategorie: Biographie, Comedy, Crime

Start: 23.08.2018

cinetastic.de Filmwertung: (8/10)

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BlacKkKlansman

Geschrieben von Frank Schmidke

Länge: 135 Minuten
Kategorie: Biographie, Comedy, Crime
Start: 23.08.2018

Bewertung Film: (8/10)

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