Auf der Basis eines sehr begrenzten Zeitrahmens lässt sich eine recht spannende Handlung kreieren, das wissen wir nicht erst seit der Fernsehserie „24“. Dort wurden 24 Stunden Handlung in 24 Stunden an Fernsehfolgen verpackt, um dem Zuschauer so möglichst detailgetreu den sehr begrenzten Zeitrahmen zu verdeutlichen. Im Fall des Actionfilms „24 Hours to Live“ hat der im Mittelpunkt stehende Auftragskiller noch 24 Stunden zu leben, in denen sich allerhand unerledigte Arbeiten vollenden lassen.
Der Mittdreißiger Travis Conrad (Ethan Hawke) ist einer der besten Auftragskiller eines Großkonzerns, doch als Frau und Kind eines Tages ermordet werden, zieht er sich zurück. Statt sich wilden Schusswechseln auszusetzen sitzt er nun lieber betrunken in der Kneipe, wo er Drogen konsumiert und sich des Abends wieder nach Hause schleppt. Eines Tages besucht ihn sein alter Kamerad Jim (Paul Anderson), denn der Konzern hat einen allerletzten Auftrag, den sie lediglich Travis zutrauen. Dieser soll eine Zielperson ausfindig machen, die als Kronzeuge aussagen will, die Ermordung wird mit 2 Mio. Dollar täglich umso schmackhafter gemacht.
Travis hängt sich schon bald an die Interpol-Agentin Lin (Qing Xu), erfährt den Aufenthaltsort seiner Zielperson, doch anstatt die hübsche Asiatin zu ermorden, wird er im letzten Augenblick schwach. Stattdessen erschießt ihn Lin, woraufhin er auf einem Operationstisch aufwacht. Travis war bereits tot, durch ein neuartiges Verfahren hat ihm sein Arbeitgeber nun noch einmal zu 24 Stunden verholfen, um den Zielort der Person zu übermitteln. Für Travis keine ganz einfache Situation, denn im Angesicht des nahenden Todes bekommt er plötzlich ein Gewissen.
Seit mehr als 30 Jahren ist Stuntkoordinator Brian Smrz (Stirb langsam 4.0) ein gefragter Mann, nach seinem 2008 veröffentlichten Debütfilm „Hero Wanted“ möchte er es nun als Regisseur noch einmal wissen. Zusammen mit den Drehbuchautoren Ron Mita (Robots), Jim McClain (S.W.A.T. – Die Spezialeinheit) und Zach Dean (Voyagers) entwarf er das Skript für einen knallharten Actionfilm, für den er sogar Ethan Hawke (Training Day) für die Hauptrolle gewinnen konnte.
Ein ehemaliger Auftragskiller, der sich eine Auszeit nimmt, weil seine Familie ermordet wurde. Klingelt es da bei jemanden? Richtig, ich rede von „John Wick“. Qualitativ kommt „24 Hours to Live“ nicht an diesen heran, doch hat auch Brian Smrz jede Menge netter Ideen, die er hier ausleben kann. Zugegeben, die Geschichte ist weder besonders originell, noch vermag sie zu überraschen, dennoch gibt es dieses gewisse Etwas, wodurch sich diese Regiearbeit von vergleichbaren Genrebeiträgen abhebt.
Die Idee mit der Uhr auf dem Unterarm, die die 24 Stunden bis zum Tod herunterzählt, könnte direkt aus Andrew Niccols „In Time – Deine Zeit läuft ab“ entnommen worden sein. Ständig auf den Unterarm starrend, versucht Travis seine Zeit bestmöglich zu nutzen, wenn er plötzlich ein Gewissen zu bekommen scheint und sich direkt gegen seinen alten Auftraggeber auflehnt. Dadurch entsteht eine interessante Perspektive, gleichwohl ergeben sich aber auch interessante Actionszenen, da der Konzern ein ganzes Arsenal an perfekt ausgebildeten Kämpfern besitzt.
An dieser Stelle spielt Regisseur Brian Smrz nun seine Stärken aus, denn durch seine 30 Jahre Erfahrung als Stuntkoordinator scheint alles perfekt aufeinander abgestimmt zu sein. Die Szenen in den Autos, die wilden Schusswechsel, der Nahkampf. Bei alledem scheint die Rahmenhandlung beinahe egal zu sein, wodurch nicht nur Ethan Hawke in seiner Rolle als Actionheld aufgeht, sondern dieser auch endlich einmal zeigen darf, dass er mehr als die ruhigen melancholischen Dramen kann. Leider gehen dabei sämtliche andere Figuren komplett unter, denn wo diese schon kaum ein Profil besitzen, ist die Leinwandzeit auch noch recht überschaubar gehalten.
Mit „24 Hours to Live“ präsentiert Brian Smrz eine solide zweite Regiearbeit, bei der vor allem die Action nicht zu kurz kommt. Obwohl man von der Rahmenhandlung nicht zu viel erwarten sollte, kann Ethan Hawke als Elitekiller doch durchaus überzeugen.