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Gauguin

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 8. März 2018

Gauguin

Im letzten Jahr haben uns eine ganze Anzahl Künstlerporträts begleitet, in denen uns beispielsweise das Leben von Auguste Rodin und Paul Cézanne näher gebracht wurde. Mit dem Biopic „Gauguin“ widmet man sich nun einem der größten Maler Frankreichs, der Zeit seines Lebens in Armut verbrachte und erst viele Jahre nach seinem Tod den verdienten Ruhm erlangte.

GauguinFrankreich im Jahr 1891:  Der französische Maler Paul Gauguin (Vincent Cassel) kann die Stadt und ihre Bewohner nicht länger ertragen, denn neben dem immer gleichen Ablauf, der diese Gesellschaft auszeichnet, hat er es schon lange verlernt die Schönheit des Lebens auf der Leinwand einzufangen. Paul Gauguin möchte weg, am liebsten auf die Südseeinsel Tahiti in Französisch-Polynesien, wo er fernab des Trubels das Leben neu zu entdecken glaubt. Leider teilt seine Frau diesen Wunsch nicht und so bleibt sie zusammen mit den gemeinsamen Kindern in Frankreich zurück.

Viele Wochen später kommt Paul in Tahiti an, doch obwohl es ihm nahe gelegt wird sich in Papeete nieder zu lassen, wählt er lieber ein kleines Fischerdorf 40 Kilometer entfernt von der Hauptstadt. Dort lebt Paul in ärmlichen Verhältnissen, lernt die sehr viel jüngere Inselschönheit Tehura (Tuheï Adams) kennen und lieben, welche nicht nur für die kommenden Jahre seine Muse wird, sondern ebenso seine Frau. Im Grunde könnte das Leben für Paul kaum besser sein, doch seine Kunst wird auch an diesem abgelegenen Ort der Erde nicht angenommen, weshalb ihn schon bald Hunger und Krankheit zu einer ausweglosen Entscheidung treiben.

GauguinÜber den französischen Maler Paul Gauguin gab es bereits zahlreiche Verfilmungen, die bekanntesten sind zweifelsohne „Die Augen des Wolfes“ (1986) und Kiefer Sutherlands „Paradies – Die Leidenschaften des Paul Gauguin“ (2003). Regisseur und Drehbuchautor Edouard Deluc (Mariage à Mendoza) möchte es dennoch wissen und widmet sich Gauguins erster Reise nach Polynesien, wofür er dessen Aufzeichnungen recht frei interpretierte.

Mit der Aufarbeitung des Lebens berühmter Maler ist es immer so eine Sache. Widmet man sich deren Biografie und erschafft so ein – oftmals – recht trockenes Werk für Kunststudenten und Kunstinteressiere oder erarbeitet man sich lieber gewisse Freiheiten, um ein breites Publikum anzusprechen. Edouard Deluc hat sich bei „Gauguin“ definitiv für die letztere Variante entschieden, denn seine recht freie Interpretation der damaligen Aufzeichnungen gibt durchaus interessante Aspekte wieder, beschönigt dabei aber auch ganz andere.

GauguinAus einer wohlwollenden Perspektive heraus würde man dieses Biopic wohl am ehesten als zusammenfassende Reiseaufzeichnung verstehen, denn wo Tehura für eine von vielen Musen steht (Paul Gauguin nahm es mit der Ehe nicht so genau), liegt der Fokus leider auch keineswegs auf dem Prozess der Erschaffung von Kunst. Letztere kommt in „Gauguin“ sogar recht kurz, denn obwohl man diesen durchaus Malen sieht, dreht sich vieles doch vornehmlich um die gesellschaftlichen Aspekte.

Genau an dieser Stelle entstehen nun Widersprüche, denn wo er Paris wegen der Oberflächlichkeit seiner Bewohner verlassen hat, sieht er sich hier ganz ähnlichem ausgesetzt. Seine Kunst wird nicht gewürdigt, Touristen wollen diese maximal für Ramschpreise kaufen und so findet er sich schon bald erneut in der Armutsspirale wieder, was Hunger und Krankheit nach sich ziehen wird. Obwohl an dieser Stelle leise Kritik angebracht wird, konzentriert sich Edouard Deluc dennoch vornehmlich auf die positiven Aspekte seines Malers. Seiner Launenhaftigkeit den Mitmenschen gegenüber wird nur wenig Zeit eingeräumt, noch weniger der harten Kritik seinem Schüler gegenüber, der irgendwann genau das anfertigt, was sich verkaufen lässt. Dass viele Musen und Liebschaften Gauguins minderjährig waren, wird hier ebenso klanglos verschwiegen, könnte dies dem einen oder anderen Zuschauer doch zu sehr aufstoßen.

Obwohl „Gauguin“ dadurch inhaltliche Defizite aufweist, die insbesondere Kenner seiner Person auffallen werden, überrascht Edouard Deluc dennoch mit einer sehr gelungenen Besetzung der Hauptrolle. Tausendsassa Vincent Cassel (Black Swan) kann auch abseits von Hollywood zu Hochform auflaufen, was er hier eindeutig bewiesen hat. Wortkarg, grimmig und in Lumpen gekleidet, gibt er zweifelslos einen der besten Maler aus den zahlreichen Verfilmungen über Paul Gauguin wieder.

Edouard Deluc’s „Gauguin“ ist eine recht freie Interpretation über die erste Reise nach Polynesien. Obwohl eine kritischere Auseinandersetzung mit dem Maler durchaus wünschenswert gewesen wäre, kompensiert dies Vincent Cassel mit einer beeindruckenden Performance des eigensinnigen Künstlers.  

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Wir vergeben daher 6 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Studiocanal Home Entertainment

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Gauguin

Länge: 102 min

Kategorie: Biography, Drama, Romance

Start: 08.03.2018

cinetastic.de Filmwertung: (6/10)

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Info

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Gauguin

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 102 min
Kategorie: Biography, Drama, Romance
Start: 08.03.2018

Bewertung Film: (6/10)

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