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Das Zeiträtsel

Geschrieben von Frank Schmidke am 31. März 2018

Zur Zeit haben fantastische Filmstoffe wieder Hochkonjunktur und mit der Jugendbuchverfilmung „Das Zeiträtsel“ machen sich die Disney Studios zusammen mit der jungen Meg auf die Suche nach ihrem Vater. Der ist bei seinen Forschungen zum Thema Zeitreise spurlos verschwunden. Das Buch von Madleine L’Engele stammt bereits aus den 1960er Jahren und war seinerzeit ein Überraschungserfolg. die bildgewaltige Verfilmung kann aber nicht vollends überzeugen.

Kurz nachdem die junge Meg (Storm Reid) von ihren Eltern darüber informiert wird, dass sie den Jungen Charles Wallace (Deric McCabe)adoptiert haben und Meg einen kleinen Bruder bekommt, verschwindet Mister Murray (Chris Pine) auf spurlos. Zusammen mit seiner Frau (Gugu Mbatha-Raw) forschte er an der Struktur der Zeit selbst und den Möglichkeiten nur mit dem Geist auf Zeitreise zu gehen.

Vier Jahre später ist aus der ehemals fröhlichen und neugierigen Musterschülerin ein gleichgültiger Teenager geworden, der eigenbrödlerisch ist und von seinen Mitschülern gehänselt wird. Anders der hochbegabte Charles Wallace: er liebt seine große Schwester und ist ein hochintelligenter junge. Eines Tages taucht Charles Wallace mit einer seltsamen Dame im Haus der Murrays auf. Frau Soundso (Reese Witherspoon) kommt aus der Zukunft und möchte Meg dabei helfen, ihren Vater zu suchen.

Doch während Charles Wallace und Megs neuer Verehrer Calvin (Levi Miller) von der Aussicht auf ein Abenteuer ganz begeistert sind, ist Meg sehr argwöhnisch. Während Frau soundso der ‚Meinung ist, Meg wäre noch nicht bereit für diese Unternehmung, sind ihre Kolleginnen Frau Wer (Mindy Kaling) und Frau Welche (Oprah Winfrey) dafür das Wagnis einzugehen, vor alle, weil die Zeit davon rennt.

Es hätte so schon sein können: Die Abenteuergeschichte eines Mädchens, das mit drei übernatürlichen Wesen durch Zeit und Raum reist, bietet quasi einen filmischen Freifahrtschein, um alle möglichen und unmöglichen Welten mittels CGI entstehen zu lassen und fantastische und quietschbunte Familienunterhaltung zu bieten, die zum Staunen einlädt. Statt dessen aber ist die Story derart langweilig ausgefallen und mit fadem Moralismus und hausbackener Botschaft überladen, dass nur gelegentlich die Freude über schillernde Storyelemente und Lebewesen aufblitzen kann.

Wie sich Frau Soundso in einen fliegenden Mangold-Rochen verwandelt, nachdem die schmetterlingsartigen Blumen in ihrer Sprache „Farbe“ Hinweise auf den Verbleib von Megs Vater gegeben haben, ist ein Beispiel dafür, wie Fantasie in „Das Zeiträtsel“ aufblitzt. Es gibt auch noch einige wunderbare und verschrobene Märchenfiguren und Situationen, die ganz hinreißend ausgefallen sind. Das hätte durchaus der Stoff für einen modernen Filmklassiker vom Format des „Zauberers von Oz“ sein können.

Allerdings kommt man bei Disney nicht aus der politischen Korrektheit und der Harmlosigkeit einer prüden Jugend heraus und präsentiert der teenagerzielgruppe eine zarte Jugendromanze, die sich noch mit freundschaftlicher Umarmung zufriedengibt. Selbstverständlich setzt sich das integrative Prinzip eine gemischt rassigen Beziehung (man möge den ungelenken Ausdruck verzeihen, aber in den USA ist das in der Tat ein Dauerthema) nach dem Murrays auch in der nächsten Generation fort. Dazu das ewige amerikanische Geseiere über die Kraft des Individualismus den Glauben an die Liebe und an den Wert der Familie. So sorgt man weder für interessante Filme noch für pädagogisch wertvolle Ratschläge künftiger mündiger Menschen.

Die Story in „Das Zeiträtsel“ ist zudem von diffusen religiösen Vorstellungen durchzogen, die aber nie so messianisch ausgeführt werden, dass der Zuschauer sich verprellt fühlen könnte. Ein tragendes Storyelement ist das trotz der drei „Zauberfrauen“ allerdings schon, auf wabernde Weise. Aber was an Frauenpower auf der Leinwand aufblitzt wird nicht emanzipatorisch genutzt, sondern duckt sich brav hinter der Familie und der kosmischen Liebe weg.

In den USA wurde im Zusammenhang mit „Das Zeiträtsel“ vor allem diskutiert, das erstmals eine farbige Regisseurin, namentliche Ava DuVerny („Selma“) einen Blockbuster mit derart hohem Budget verantworten durfte. Hierzulande mag das von nebensächlichem Interesse sein, in Amerika hingegen ist das ein Zeichen fortschreitender Integration und Gleichberechtigung.

Obwohl die aufwändige Verfilmung des Jugendbuchklassikers „Das Zeiträtsel“ einige tolle visuelle Aspekte und eine hochkarätige Besetzung auffährt, kommt wenig Abenteuerlust auf. Zu sehr ist die Geschichte darauf angelegt, bei niemandem anzuecken und steht sich als Film über das Erwachsenwerden dabei selbst im Weg.

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Wir vergeben daher 4,5 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Walt Disney Pictures

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Länge: 109 Minuten

Kategorie: Adventure, Family, Fantasy

Start: 05.04.2018

cinetastic.de Filmwertung: (4,5/10)

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Info

Das Zeiträtsel

Geschrieben von Frank Schmidke

Länge: 109 Minuten
Kategorie: Adventure, Family, Fantasy
Start: 05.04.2018

Bewertung Film: (4,5/10)

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