Die Zeiten in den Fernsehserien 24 Folgen und mehrere Staffeln hatten, scheinen lange vorbei zu sein. Die Zuschauer wünschen sich stattdessen sogenannte Mini-Serien, welche sich vor allem durch eine abgeschlossene Geschichte und eine überschaubare Anzahl von Folgen auszeichnen. Mit der britischen Serie „The Five“ präsentiert der New York Times Bestsellerautor Harlan Coben nun sein Debüt, welches man als durchaus gelungen bezeichnen darf.
Die zwölfjährigen Freunde Danny (Freedom Doran), Mark (Aedan Duckworth), Pru (Megan Bradley) und Slade (Billy Kennedy) spielen wie fast jeden Tag im nahe gelegenen Park, doch Marks jüngerer Bruder Jesse möchte auch gern mit dabei sein. Leider halten die älteren Kinder davon nur wenig und so verjagen sie den jüngeren, der daraufhin mutterseelenallein nach Hause geht. Leider kommt er dort niemals an, woraufhin die vier Kinder sich insgeheim selbst die Schuld dafür geben werden.
Zwanzig Jahre später ist das Verschwinden von Jesse noch immer ein großes Problem, denn wo seine Leiche nie gefunden wurde, beansprucht dennoch der Serienkiller Jacob Marosi (Rade Serbedzija) die Tat für sich. Während Marks Eltern Julie (Geraldine James) und Alan (Michael Maloney) noch immer nicht an den Tod ihres Sohnes glauben wollen, wird Danny – nun Polizeibeamter – vor ein schwieriges Problem gestellt. An einem Tatort einer ermordeten Frau wird nämlich Jesse seine DNA gefunden, doch wie kann das sein? Ist er tatsächlich noch am Leben und hat er womöglich diese Frau getötet? Danny kann dies nicht glauben, woraufhin er seine Freunde von damals anruft, um das Verschwinden von Jesse noch einmal zu analysieren.
Wer die Romane des Bestseller Autors Harlan Coben kennt, der wird sich auch in der zehnteiligen Mysterie-Serie „The Five“ schnell zurecht finden. Es geht um einen vermeintlichen Mordfall, in dem Indizien dafür entdeckt werden, welche wiederrum auf ein sehr viel älteres und vor allem ungelöstes Verbrechen hinweisen. Wie in seinen Büchern auch, geht Coben sehr behutsam und vor allem sehr langsam vor, wenn er einzelne Themen anspricht, diese in einer Episode aufarbeitet und somit neue Hinweise entstehen lässt. Eben diesen Hinweisen wird oft in der nächsten Episode nachgegangen, wenn man diese wiederrum Infrage stellt, nur um den Zuschauer auf der Zielgraden noch einmal zu verwirren.
Die Struktur dieser episodenhaften Erzählweise ist vor allem am Anfang sehr verwirrend, doch wenn man sich an das hin und her sowie die zahlreichen Rückblenden erst einmal gewöhnt hat, bietet dies doch einen gewissen Mehrwert. Vor allem die Darsteller machen sehr viel Spaß, denn diese analysieren nicht nur das eigene Handeln vor 20 Jahren, sondern gehen Ungereimtheiten, was wiederrum in neuen Fragestellungen gipfelt. Eine jede der vier Figuren hat dabei seine Stärken, gleichwohl aber auch diverse Schwächen, die sich mit der Zeit offenbaren.
Wo Mark als Jurist der Spur seines jüngeren Bruders nachgeht, versteht es Danny als Polizist auf dem kurzen Dienstweg Hinweise zu überprüfen. Beide werden sehenswert durch Slade ergänzt, der nicht nur eine gemeinnützige Einrichtung für Obdachlose unterhält, sondern sich dadurch auch auf der Straße bestens auskennt. Ein wenig verloren wirkt dabei beinahe eine der wenigen Frauenrollen, denn wo Pru beim damaligen Verschwinden von Jesse ebenso beteiligt war, ist ihre Leinwandpräsenz als Ärztin doch sehr überschaubar.
Letzteres kann man durchaus negativ anmerken, doch immer wenn einzelne negative Aspekte zu Tage treten, schafft es Harlan Coben den Zuschauer mit einer nächsten Wendung davon abzubringen und zu überraschen. Zugegeben, mit der Zeit kann „The Five“ reichlich verwirrend sein, doch wenn man Ball bleibt, Indizien versteht und diese zusammenzusetzen vermag, hat dieser Mysterie-Thriller durchaus seinen Mehrwert. Am überraschendsten ist zweifelsohne das Finale dieser zehnteiligen Inszenierung, denn wie in seinen Romanen üblich, wirft Harlan Coben auch hier gegen Ende hin noch einmal alles komplett über den Haufen, um den Zuschauer mit einer überraschenden, aber dennoch sehr logischen Lösung für sich zu gewinnen.
Die zehnteilige Mini-Serie „The Five“ überrascht in erster Linie mit einer interessanten Handlung, vielen Wendungen und seinen fein gezeichneten Figuren. Wer eine kurzweilige Mysterie-Serie sucht, ist hier genau richtig.