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Das Protokoll – Mord auf höchster Ebene

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 28. November 2017

Das Protokoll - Mord auf höchster Ebene

Politische Verschwörungen beinhalten oft ein großes Potential, den Zuschauer angenehm mit einer interessanten Geschichte zu unterhalten. Wenn es dabei dann auch noch um Verantwortung gegenüber seinem Land und der eigenen Familie geht, ist ein Zwiespalt vorprogrammiert. In Erik Van Looy’s neuestem Film geht es genau um diese Themen, denn was wäre, wenn man ein Attentat auf einen Präsidenten ausführe müsste, um die eigene Familie zu retten?

Das Protokoll - Mord auf höchster EbeneAls Premierminister von Belgien (Koen De Bouw) hat man es beim besten Willen nicht einfach. Jeden Tag Konferenzen, unzählige Besprechungen und dann auch noch Themen, die man irgendwie dem eigenen Volk vermitteln muss. Darüber hinaus ist man aber auch Zielscheibe für dunkle Gestalten, die das Land mit allen Mitteln zu verändern versuchen, wie an diesem einen besonderen Tag. Gerade erst ist der Premierminister mit seiner Assistentin Eva (Charlotte Vandermeersch) auf dem Weg zum Parlament, da wird sein Fahrzeug bereits plötzlich ausgebremst. Bewaffnete Männer springen heraus, stoßen ihn in ein anderes Fahrzeug, woraufhin er schon bald in einer sonderbaren Halle zu sich kommt.

Die bewaffneten Entführer scheinen es ernst zu meinen, denn plötzlich holt jemand ein Telefon hervor und zeigt Bilder seiner entführten Familie. Frau und Kinder haben eine Waffe am Kopf, der Mann gegenüber zählt langsam von zehn herunter, alles, was er hören will, ist eine Zustimmung, dass der Premierminister den Plan unterstützen und ausführen wird. Im Detail geht es um die Ermordung der US-Präsidentin, mitten auf einer großen Veranstaltung, um dies bestmöglich für die Öffentlichkeit zu inszenieren. Nun liegt es an ihn, aus dieser verfahrenen Situation zu entkommen, bei der er einerseits seine Familie zu schützen versucht, zum anderen aber auch seinem Land verpflichtet ist.

Das Protokoll - Mord auf höchster EbeneNachdem Regisseur Erik Van Looy zuletzt mit „Mord im Loft“ einen größeren Flop hingelegt hat, war man insbesondere auf seine neueste Inszenierung gespannt. Ein Politthriller, der mit Koen De Bouw eines der bekanntesten Gesichter Belgiens für sich gewinnen konnte, doch kann der Film tatsächlich den Erwartungen gerecht werden? Diese Frage muss man leider recht zweigeteilt beantworten, denn wo Looy zusammen mit Autor Carl Joos (The Broken Circle) eine recht interessante Fragestellung aufgeworfen hat, vermag die Figurenzeichnung nicht in allen Punkten zu überzeugen.

Letzteres ist leider von Beginn an präsent, wenn der Zuschauer mit einer scheinbar perfekten Familie konfrontiert wird, über diese allerdings kaum etwas erfährt. Eine Frau, zwei Kinder und ein Mann, der sich früh morgens ins Auto setzt. Wer ist dieser Mann? Was genau macht er bereits so früh auf dem Weg zur Arbeit und welche Rolle hat seine Familie inne? Fragen, die erst sehr spät beantwortet werden, denn Erik Van Looy lässt sich innerhalb seiner zweistündigen Inszenierung unglaublich viel Zeit, die unterschiedlichsten Figuren dem Zuschauer näher zu bringen.

Das Protokoll - Mord auf höchster EbeneIm Falle des Premierminister geht dies sogar so weit, dass der komplette Hintergrund der Figur im Laufe des Films näher beleuchtet wird, man Positives und Negatives erfährt, was auf der einen Seite recht unglaubwürdig ist, auf der anderen aber auch keinerlei nennenswerten Mehrwert beinhaltet. Dadurch wirkt der Film oft zäh, die Figuren unnahbar, gleichwohl aber auch ein wenig befremdlich, da es keine wirklichen Sympathieträger zu geben scheint. Was bleibt, ist eine starke Darbietung von Koen De Bouw (The Team), der seine innere Zerrissenheit glaubhaft transportiert, gegen Ende hin dann aber deutlich über das Ziel hinausschießt. Wenn ein zurückhaltender Premierminister plötzlich wie Jason Bourne agiert, durchs Fenster springt und seine Peiniger zu verfolgen beginnt, entsteht eine bizarre, kaum nachvollziehbare Situation, die jedweder realistischen Darstellung widerspricht.

Sieht man von eben diesen Szenen gegen Ende des Films einmal ab, entpuppt sich „Das Protokoll – Mord auf höchster Ebene“ als solider Politthriller, der allerdings nicht zu den stärksten Arbeiten von Erik Van Looy zählt. Zweifelsohne ein Schritt nach vorn, bei dem allerdings noch sehr viel Luft nach oben bleibt.

Erik Van Looy wirft mit „Das Protokoll – Mord auf höchster Ebene“ einige interessante Fragestellungen auf, vermag diesen aber nicht in aller Konsequenz nachzugehen. Kein schlechter Film, aber auch keiner, der nachhaltig in Erinnerung verbleibt.

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Copyright: Universum Film

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Das Protokoll - Mord auf höchster Ebene

Länge: 102 min

Kategorie: Thriller

Start: 01.12.2017

cinetastic.de Filmwertung: (6/10)

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Info

Das Protokoll - Mord auf höchster Ebene

Das Protokoll – Mord auf höchster Ebene

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 102 min
Kategorie: Thriller
Start: 01.12.2017

Bewertung Film: (6/10)

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