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Die Unsichtbaren – Wir wollen leben

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 8. Oktober 2017

Die Unsichtbaren – Wir wollen leben

Am 19. Juni 1943 erklärte Propagandaminister Joseph Goebbels die Hauptstadt offiziell für „judenrein“. Was auf den ersten Blick für das NS-Regime eine wichtige Botschaft nach außen hin war, war auf der anderen eine Lüge, denn mehr als 7000 Juden schafften es in Berlin unterzutauchen. Der Dokumentarfilmer Claus Räfle widmet sich diesem nahezu unbekannten Kapitel der deutschen Geschichte, wenn er Interviews von Zeitzeugen mit Spielfilmszenen zu verbinden versucht.

Die Unsichtbaren – Wir wollen lebenRegisseur und Drehbuchautor Claus Räfle (Salon Kitty – Ein Nazibordell und seine Geschichte) ist eigentlich für seine Dokumentationen bekannt, in denen er sich stets besonderen Themen widmet und diese sehenswert aufbereitet. Für sein Doku-Drama „Die Unsichtbaren – Wir wollen leben“ geht Räfle nun einen Weg des Zwiespalts, denn wo er einerseits auf Interviews mit Zeitzeugen setzt, versucht er eben dies Erzählte mit kurzen Spielfilmszenen aufleben zu lassen.

Zumeist ist diese Herangehensweise für den Zuschauer sehr ermüdend, doch ausgerechnet hier gelingt es Rädle, nicht nur eine interessante Geschichte zu erzählen, sondern den Zuschauer einzufangen, der wiederum in den verschiedensten Szenen mit zu fiebern beginnt. Dafür wählt Regisseur und Drehbuchautor Claus Räfle einen sehr interessanten Ansatz, denn dieser konzentriert sich auf vier überlebende Jugendliche, die seinerzeit gerade einmal 16-20 Jahre alt waren und es mit Unterstützung deutscher Bürger geschafft haben, diese grauenvolle Zeit zu überleben.

Die Unsichtbaren – Wir wollen lebenDabei treffen recht unterschiedliche Geschichten aufeinander, denn wo sich die einen in Kellern und engen Zimmern verstecken mussten, servierten andere für hohe SS-Offiziere, die durch ihre hohe Stellung versuchten die Juden zu schützen. Wieder andere fälschten Ausweise und Pässe, versuchten sich in Widerstandsgruppen zu organisieren, doch sie hatten zumeist eines gemeinsam. Ohne die Unterstützung deutscher Helfer, die selbst in der Angst leben mussten, für ihren Verrat Deportiert zu werden, wären wohl nur wenige am Ende des Zweiten Weltkrieges am Leben gewesen.

Trotz seiner zweigeteilten Struktur gehen Interviews und Spielfilmszenen nahtlos ineinander über, wobei strukturelle und fiktive Elemente sich nie als Fremdkörper anfühlen. Vielmehr geben diese der Erzählung einen Rahmen, in dem die Unsichtbaren agieren können und wodurch der Zuschauer einen Eindruck davon bekommt, welch immensem Risiko diese damals ausgesetzt waren. Die junge Hanni Lévy (Alice Dwyer) blondiert sich die Haare und geht offen auf dem Kudamm spazieren, Ellen (Victoria Schulz) gibt sich als deutsche Kriegswitwe aus, während Eugen Friede (Aaron Altares) eine Uniform der Hitler-Jugend trägt und damit des Nachts Flugblätter verteilt. Am spannendsten war zweifelsohne das Leben von Cioma Schönhaus (Max Mauff), der nicht nur Pässe fälschte und damit den Untergrund versorgte, sondern ebenso mit dem Fahrrad in die Schweiz fuhr und dort sogar angekommen ist.

Mit „Die Unsichtbaren – Wir wollen leben“ thematisiert Claus Räfle ein wichtiges Kapitel der deutschen Geschichte, das bisher nahezu unbekannt war. In seinem Doku-Drama gibt er vier Überlebenden Juden ein Gesicht und Zeit, ihre Geschichte zu erzählen, denn von fast 7000 Unsichtbaren erlebten nicht einmal 1500 Menschen das Ende des Zweiten Weltkriegs.

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Wir vergeben daher 7,5 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Tobis, Peter Hartwig

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Die Unsichtbaren – Wir wollen leben

Länge: 110 min

Kategorie: Drama, War

Start: 26.10.2017

cinetastic.de Filmwertung: (7,5/10)

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Info

Die Unsichtbaren – Wir wollen leben

Die Unsichtbaren – Wir wollen leben

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 110 min
Kategorie: Drama, War
Start: 26.10.2017

Bewertung Film: (7,5/10)

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