Unter Atheisten kommt es bei Gesprächen über die Existenz Gottes stets zur gleichen Fragestellung, denn wenn Gott wirklich existieren würde, wie kann er all dieses Leid auf der Welt nur zulassen. Der Roman des Bestseller-Autors William Paul Young weiß darauf eine Antwort, was sich nicht nur millionenfach verkaufte, sondern nun auch seine gleichnamige Adaption als Film erfahren hat.
Bereits in frühester Kindheit musste Mackenzie (Sam Worthington) auf schmerzhafte Art und Weise lernen, dass Gott die Gebete an ihn nicht unbedingt erhört. Was damals vor allem durch Schläge seines Vaters Ausdruck fand, hat ihn für den Rest seines Lebens geprägt. Obwohl seine tiefgläubige Frau Nan (Radha Mitchell) und die drei Kinder jeden Sonntag die Kirche besuchen, stellt dieser für Mackenzie bestenfalls einen Pflichtbesuch dar, bei dem die Zeit abgesessen wird. Als eines Tages die jüngste Tochter Missy (Amélie Eve) bei einem Campingausflug entführt wird und daraufhin spurlos verschwindet, zerbricht tief in seinem Inneren endgültig etwas.
Die kommenden Monate verbringt er gebrochen und alleine zuhause, woraufhin nicht nur seine Ehe auf eine harte Belastungsprobe gestellt wird, sondern ebenso die Beziehung zu den Kindern, hat doch auch die ältere Tochter ihre Schmerzen tief in sich vergraben. Als Mackenzie eines Tages einen Brief von Papa erhält (steht hier für Gott), begibt er sich zur Waldhütte, in der sich damals die Spur von Missy verloren hat. Kaum die Hütte erreicht, steht er plötzlich Gott gegenüber, der ein klärendes Gespräch mit ihm zu führen gedenkt.
Wenn sich ein Roman über 70 Wochen auf Platz 1 der New York Times-Bestsellerliste hält, gibt es unzählige Anfragen, diesen zu verfilmen. Für Regisseur Stuart Hazeldine (Exam – Tödliche Prüfung) war dies ab dem ersten Moment eine Herausforderung, denn wo der Roman stellenweise sehr geheimnisvoll geschrieben war, musste man eben dies glaubhaft auf die große Leinwand bringen, ohne dem Zuschauer zu viel zu verraten. Dass dies leider nicht gänzlich gelungen ist, ist der Struktur geschuldet, denn in „Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott“ weiß der Zuschauer ab dem ersten Moment, dass besagter Brief tatsächlich von Gott entsandt wurde.
Was nun folgt, ist eine Aufarbeitung vergangener Geschehnisse, wenn Mackenzie im tiefsten Winter eine alte und sehr baufällige Hütte im Wald aufsucht und diese sich sofort in ein Sommerhaus verwandelt, das mit den schönsten Blumen umgeben ist. Wo Gott wohnt, gibt es nun einmal keinen Verfall, möchte uns Stuart Hazeldine hier scheinbar vermitteln. Als interessanter und sehr positiver Kniff fällt vor allem auf, dass Gott hier in gleich drei Formen erscheinen soll. Octavia Spencer (The Help) spielt Gott, Avraham Aviv Alush (Sipur Ahava Eretz-Israeli) spielt Jesus und Sumire Matsubara (Bakushi) den Wind mit dem Namen Sarayu.
Was auf der einen Seite durch eine Afroamerikanerin, einen Israeli und einer Japanerin ein Zeichen gegen jedwede Form von Rassismus darstellt, wird auf der anderen von Stuart Hazeldine nicht weiter thematisiert, denn für diesen zählen in erster Linie seine vielen verträumten Bilder, in denen er sich schweifen lassen kann. In den schönsten Sommerfarben werden nun alte Erinnerungen von Mackenzie verarbeitet, tief verborgene Themen angesprochen, sodass dieser nicht nur den Tod seiner Tochter überwinden, sondern ebenso zum Glauben zurückfinden kann.
Was sich im ersten Augenblick nach einer interessanten Geschichte anhört, entpuppt sich bei über zwei Stunden Laufzeit jedoch als oberflächliches Drama, bei dem jede Menge Klischees vereint werden, um eine moderne Interpretation der Bibel zu erschaffen. Störend wirken dabei vor allem die Vielzahl an kitschigen Szenen, bei denen oberflächlich Emotionen ausgelöst werden, ohne tiefergehend auf einzelne Themen einzugehen. Positiv hebt sich davon im Grunde nur eine einzige Szene ab, wenn Mackenzie für einen kurzen Augenblick den Stuhl Gottes einnehmen muss, um über Menschen zu richten, was dann doch alles andere als einfach ist.
Die Romanverfilmung „Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott“ überzeugt in erster Linie durch seine vielen verträumten Bilder, die allerdings nicht über die oberflächliche Inszenierung hinwegtäuschen können.