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Dunkirk

Geschrieben von Frank Schmidke am 20. Juli 2017


Die Schlacht um die französische Küstenstadt Dünkirchen im Jahr 1940 führte zu einer erstaunlichen Rettungsaktion auf Seiten der britischen Armee. Nicht wenige Historiker sehen in der „Operation Dynamo“ einen entscheidenden Faktor, die Moral der Briten im Kampf gegen die Nazis zu stärken. Nun hat sich Regisseur Christopher Nolan in seinem Kriegsdrama „Dunkirk“ dieser historischen Begebenheit angenommen und einen sehr intensiven Film abgeliefert.

Während des Westfeldzuges der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg wird Frankreich förmlich überrollt. Im Mai 1940 sind an der Küste um das Städtchen Dünkirchen, nahe Calais, rund 370 000 britische und französische Soldaten eingekesselt und werden von den Deutschen aus der Luft angegriffen. Dünkirchen ist der letzte Brückenkopf der britischen Truppen auf dem Kontinent und der britische Premierminister Churchill braucht seine Armeen, um die Heimat gegen die Deutschen zu verteidigen.

Die Devise ist so viele Soldaten wie möglich aus der hoffnungslosen Lage zu evakuierten, man rechnet mit etwa 30 000, also nicht einmal einem Zehntel derer, die am Strand festsitzen. Die Geschichte zeigt dann, dass auch durch die Mobilmachung kleiner, ziviler Boote weit mehr Menschenleben gerettet werden konnten. Letztlich wurden fast 330 000 Soldaten aus Dünkirchen gerettet.

„Dunkirk“, so der englische Name des Ortes, der bei den Franzosen Dunkerque, bei den Deutschen Dünkirchen heißt, wird zu einem Symbol für die Hoffnung, den Nazis, die zu diesem Zeitpunkt des Krieges Europa zu überrennen scheinen, Paroli bieten zu können und zu müssen. Churchills berühmte Widerstandsrede entstand nach der Operation Dynamo, obgleich der Premier selbst nie damit gerechnet hätte, dass so viele Soldaten gerettet werden.

Christopher Nolan („Interstellar“, The Dark Knight“) erzählt die historischen Geschehnisse aus drei Perspektiven mit unterschiedlichem Zeitfenstern: Die Situation der Soldaten an der Mole wird über eine Woche dargestellt. In der Mitte der Geschehnisse steht der einfache Soldat Tommy (Fionn Whitehead), der verzweifelt versucht, sich zu retten. Gelegentlich wird auch Commander Bolton (Kenneth Branagh), der die Evakuierung leitet, gezeigt. Über einen Tag wird die Fahrt eines zivilen Rettungsschiffes beobachtet, das mit Mr. Dawson (Mark Rylance), seinem erwachsenen Sohn und einem befreundeten Schuljungen bemannt ist und unterwegs nach Dünkirchen einen schiffbrüchigen traumatisierten Soldaten (Cilian Murphy) aufnimmt. Und zuletzt wird der Einsatz von drei Piloten über eine Stunde begleitet, die den Rückzug der eingekesselten Soldaten beschützen sollen, darunter Flieger-Ass Ferrier (Tom Hardy).

Christopher Nolan hält sich nicht lange mit einer Einleitung auf. Die Ausgangslage ist schnell dargestellt und es geht mitten hinein in ein infernalisches Kriegsinferno, das den Zuschauer sehr schnell in seinen Bann zieht. Die unterschiedlichen Zeithorizonte der drei Perspektiven sorgen zudem für eine Verdichtung der Situation, die in eine militärische und humanitäre Katastrophe zu münden droht. Dazu kommt neben eindringlichen Bildern und sehr turbulenter Action auch ein wirkungsvolles Sounddesign zum Einsatz, das den Puls zusätzlich beschleunigt. Dass die historischen Tatsachen bekannt sind, ist schnell vergessen und der Zuschauer begibt sich ganz in die Perspektiven der Charaktere, die von einem großartigen und namhaften Cast dargestellt werden.

Nolans sehr markante Bildsprache wird in ihrer epischen Anlage von Kameramann Hoyte van Hoytema („Her“, „Dame, König, Ass, Spion“), der auch schon bei „Interstellar“ mit Nolan zusammenarbeitete kongenial eingefangen. Die Aufnahmen des Luftkampfes allerdings wirken zwar sehr handfest, aber auch ein bisschen wie in einem Computerspiel. Es gelingt dem Filmmacher, seinen Hang zu langen Filmen im Zaum zu halten, weshalb „Dunkirk“ erstmals seit „Insomnia (2002) wieder unter einer Spieldauer von zwei Stunden bleibt. Dennoch reiht sich „Dunkirk“ unter die eindrucksvollsten Kriegs- beziehungsweise Antikriegsdramen überhaupt ein.

Dass aus dem imposanten und packenden Film kein grandioser geworden ist, liegt vor allem daran, dass „Dunkirk“ sich am Ende in einer schlichten, zwar humanistischen, aber patriotischen und pathetischen Botschaft genug ist. Es gelingt dem Film nicht, aus der Kriegshistorie, die bereits einige Male filmisch aufgegriffen wurde und jüngst in der romantischen englischen Dramödie „Ihre beste Sunde“ eine wesentliche Rolle spielte, eine starke Botschaft herauszukristallisieren, die dem Spektakel ihren nachdrücklichen Stempel aufdrücken würde. Von einem hochgelobten Filmmacher wie Christopher Nolan kann man das erwarten.

„Dunkirk“ ist ein eindringliches und eindrückliches Filmerlebnis, das die kriegshistorischen Ereignisse aus dem Zweiten Weltkrieg nachhaltig und aus unterschiedlichen Perspektiven wieder aufleben lässt.

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Copyright: Warner Bros.

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Dunkirk

Länge: 106 min

Kategorie: Action, Drama, History

Start: 27.07.2017

cinetastic.de Filmwertung: (8/10)

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Info

Dunkirk

Dunkirk

Geschrieben von Frank Schmidke

Länge: 106 min
Kategorie: Action, Drama, History
Start: 27.07.2017

Bewertung Film: (8/10)

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