In den letzten Jahren kann man eindrucksvoll beobachten, dass sich mehr und mehr namhafte Schauspieler aus Hollywood den klassischen Fernserien zuwenden. Für die Schauspieler geht dies zumeist mit mehr Respekt ihnen gegenüber einher, für den Zuschauer offenbart sich eine lukrative Zusammenarbeit, bei der es nicht nur Spaß macht dieser zuzuschauen, sondern die sich ebenso in den Einschaltquoten niederschlägt. In der achtteiligen FX / BBC One Serie „Taboo“ spielt niemand geringeres als Tom Hardy die Hauptrolle, der einmal mehr über sich selbst hinauswachsen soll.
London im Jahre 1814: Nach einem zehnjährigen Aufenthalt in Afrika kehrt James Keziah Delaney (Tom Hardy) wieder zurück in seine Heimatstadt. Die meisten haben ihn inzwischen für Tod gehalten. Seine Halbschwester Zilpha Geary (Oona Chaplin) und ihr streng religiöser Ehemann Thorne Geary können es kaum glauben, denn plötzlich offenbart sich für sie ein echtes Problem. Nach dem Tode von James Vater hat nämlich dieser plötzlich Anspruch auf das Erbe, welches sich nicht nur in einem kleinen Unternehmen beziffern soll, sondern ebenso in einem Stück Land, welches nicht nur das Britische Empire gern hätte, sondern die neu gegründeten Vereinigten Staaten ebenso.
Für James ist die Aufgabe recht klar umrissen. Es muss das Unternehmen wieder auf feste Beine stellen, den Mord an seinem Vater rächen und ganz nebenbei auch noch herausbekommen, was mit alledem die East India Company zu tun hat, welche von Sir Stuart Strange (Jonathan Pryce) geleitet wird. Kein einfaches Unterfangen, doch mit Hilfe von einigen mitgebrachten Diamanten aus Afrika, kann man sich der Hilfe so manch übler Gestalt in Londons Gassen bedienen.
Die Idee von „Taboo“ stammt von Tom Hardy (The Dark Knight Rises) und seinem Vater Chips (Dave Allen), die sie zusammen mit dem britischen Drehbuchautor und Regisseur Steven Knight (No Turning Back) weiter verfeinerten. Die Regie der achteiligen Serie übernahmen Kristoffer Nyholm und Anders Engström, während Tom Hardy und Ridley Scott als Produzenten in Erscheinung traten.
Um eines gleich vorweg zu nehmen, „Taboo“ ist in beinahe allen Belangen eine Augenweide, was sich insbesondere in dem nahezu perfekten Setting niederschlagen soll. Die dunklen und vor allem sehr dreckigen Gassen Londons wurden wunderbar eingefangen, das Kostümdesign wirkt perfekt und selbst Londons Hafen konnte bei Ebbe und Flut sehenswert umgesetzt werden, spielt sich dort doch ein erheblicher Teil der Handlung ab. Was „Taboo“ in Sachen Optik kaum besser machen kann, da offenbaren sich schließlich Defizite in Sachen Drehbuch, die durchaus zu vermeiden gewesen wären.
Das problematischste bei alledem ist, dass Tom Hardy und sein Vater Chips offenbar keine weiteren starken Figuren neben jener von James Keziah Delaney duldeten. Dieser ist omnipräsent, nimmt jeden Raum durch seine gewaltige Gestalt und seinen finsteren Blick sofort für sich ein, lässt dabei allerdings alles andere im eigenen Schatten zurück. Die Figur von Halbschwester Zilpha Geary ist am Anfang zweifelsohne interessant angelegt, doch was im weiteren Verlauf passiert, ist am ehesten einer Kette von sehr berechenbaren Ereignissen zuzuschreiben. Am meisten kann neben James noch die Figur von Sir Stuart Strange unterhalten, der als finsterer Gegenspieler angelegt ist und durch Jonathan Pryce (Game of Thrones) wunderbar hinterhältig verkörpert wird.
Neben der eingangs erwähnten sehr dunklen Optik ist „Taboo“ aber auch insgesamt nichts für schwache Nerven, denn hier wird in allen erdenklichen Variationen hinterrücks gemordet, was auch gern sehr detailliert gezeigt wird. Mit einer FSK 16 Freigabe wurde die achtteilige Serie passend eingeordnet, was insbesondere im sich zuspitzenden Finale dann auch nicht ganz unberechtigt ist. Eines darf an dieser Stelle dahingehend bereits verraten werden. „Taboo“ besitzt ein wunderbar offenes Ende, woraufhin BBC One bereits recht frühzeitig die Verlängerung einer weiteren Staffel angekündigt hat. Der Zuschauer kann sich also bereits jetzt darauf freuen, wie es mit dem unberechenbaren James Keziah Delaney und seinen Freunden weitergehen wird.
„Taboo“ begeistert in erster Linie mit einem wunderbar historischen Setting sowie einem wandlungsfähigen Tom Hardy, der einmal mehr über sich selbst hinauswachsen soll. Leider hat das Drehbuch den einen oder anderen Makel, wodurch kaum starke Nebencharaktere in Erscheinung treten.