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Das unerwartete Glück der Familie Payan

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 26. April 2017

Das unerwartete Glück der Familie Payan

Wenn man im gehobenen Alter noch einmal ein Kind erwartet, so ist dies für alle Beteiligten nicht einfach. Auf der einen Seite ist dies für die Frau ein gesundheitliches Risiko, auf der anderen für die Familie eine echte Herausforderung, wenn die vorhandenen Kinder bereits lange erwachsen sind. Mit der Komödie „Das unerwartete Glück der Familie Payan“ hat sich Nadège Loiseau diesem Thema (erneut) gewidmet, was ein paar ordentliche Lacher zur Folge hat.

Das unerwartete Glück der Familie PayanMit ihren 49 Jahren glaubt Nicole (Karin Viard), als Mutter zweier erwachsener Kinder eigentlich aus dem gröbsten heraus zu sein, wenn nicht diese ständige Übelkeit neuerdings wäre. Hatte sie das nicht zuletzt…? Moment! Mit einem leichten Schrecken in den Knien geht’s sofort am nächsten Tag zum Arzt, wo das Schicksal erbarmungslos zuschlagen soll. Nicole ist im dritten Monat Schwanger, doch wie erzählt sie das am besten ihrem Mann Jean-Pierre (Philippe Rebbot), ist dieser doch selbst innerlich noch ein halbes Kind und dazu bereits seit vielen Jahren arbeitslos?

Die Nachricht ist schnell überbracht, doch nun wartet bereits die nächste große Entscheidung auf sie. Kann und will sie ein drittes Kind austragen, wenn nicht nur ihre alte Mutter (Hélène Vincent) bei ihnen wohnt, sondern gleichzeitig die bereits erwachsene Tochter Arielle (Manon Kneusé) inklusive Enkelin Zoé (Stella Fenouillet), die nach wie vor das Leben eines Teenagers zu führen gedenkt? Während für alle Familienmitglieder die Abtreibung auf der Hand liegt, kann sich Nicole einfach nicht entscheiden.

Das unerwartete Glück der Familie PayanMit ihrem Regiedebüt widmet sich Nadège Loiseau einem alten Thema, gleichzeitig aber auch einem Stück aus ihrer eigenen Vergangenheit, denn sie drehte bereits im Jahr 2013 den 25-minütigen Kurzfilm „Le locataire“ („Der Mieter“). Eben diesen adaptiert sie nun für einen abendfüllenden Spielfilm, wodurch „Das unerwartete Glück der Familie Payan“ nicht nur inhaltlich wesentlich komplexer angelegt, sondern mit Hauptdarstellerin Karin Viard (Verstehen Sie die Béliers?) auch sehr prominent besetzt wurde.

Ein Kind mit 49 Jahren zu bekommen, ist ungewöhnlich, wurde aber bereits unzählige Male in den verschiedensten Formaten aufbereitet. Das Besondere an dieser Komödie ist vielmehr, dass nicht nur das bekannte Thema stimmt, sondern dass die Figuren so herrlich überzeichnet sind, dass es einfach nur Spaß macht diesem Chaos zuzusehen. Ein Ehemann, der noch immer seiner Karriere als Turner nachtrauert, der bereits seit vielen Jahren arbeitslos ist und dabei noch so unglaublich faul, dass absolut jeder Job nicht gut genug für ihn ist. Eine erwachsene Tochter, die noch immer zuhause wohnt, das Leben eines Teenagers führt und dabei vollkommen vergisst, dass sie eigentlich selbst bereits eine Tochter hat. Eben diese Enkelin wird von Nicole großgezogen, die sich auch sonst um das Chaos kümmert, das jederzeit und überall auszubrechen droht.

Das unerwartete Glück der Familie PayanKann sich genau diese Frau eine Auszeit nehmen, wenn nun noch ein weiteres Kind unterwegs ist? Die meisten Filme würden an dieser Stelle mit einem Ja antworten, denn wenn sich alle Familienmitglieder einmal zusammenreißen, kann auch dies bewältigt werden. Leider trifft dies bei der Komödie „Das unerwartete Glück der Familie Payan“ so nicht zu, denn hier wird das Chaos offen gelebt. Die Wohnung verkümmert zu einem wahren Schweinestall, die Enkelin wird wiederholt im Kindergarten vergessen, sodass diese schließlich bei der Polizei abgegeben werden muss, während selbst der Ehemann einen aufgezwungenen Job noch in den Sand setzt, ist dieser sich einfach nicht der Tragweite seiner Handlung bewusst.

Daraus entstehen jede Menge Konflikte, gleichzeitig aber auch jede Menge witziger Szenen, die sehr gut beim Publikum ankommen werden. Natürlich gibt es sich wiederholende Witze wie das Blutdruckmessgerät von Nicole, wenn diese sich wieder einmal zu sehr aufregt, die Großmutter die in regelmäßigen Abständen komplett geistig wegtritt, während ein jüngerer Kollege bei der Mautstelle auch nicht der Hellste ist und sich ein ums andere Mal in unmögliche Situationen navigiert.

Das unerwartete Glück der Familie PayanGroßartig ist bei alledem Hauptdarstellerin Karin Viard, die mit stoischer Ruhe dieses jahrzehntelange Chaos erträgt, gleichwohl aber auch sehenswert den Zwiespalt transportiert, dem sie mit dem kommenden Kind ausgesetzt ist. An ihrer Seite gefallen aber auch Philippe Rebbot (Der Effekt des Wassers) als fauler Ehemann und Manon Kneusé (Eifersucht) als nichtsnutzige Tochter, die einfach einen ordentlichen Stoß braucht, um selber ins Erwachsenenalter befördert zu werden.

Mit „Das unerwartete Glück der Familie Payan“ liefert Nadège Loiseau ein sehenswertes Regiedebüt ab, wo zuweilen nicht jeder Witz sitzt, das insgesamt aber vor allem durch seine herrlich abgedrehten Figuren unterhalten kann.

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Wir vergeben daher 6,5 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Wild Buch Germany, Les films du Worso, SRAB Films, Elias Sfaxi

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Das unerwartete Glück der Familie Payan

Länge: 100 min

Kategorie: Comedy

Start: 20.07.2017

cinetastic.de Filmwertung: (6,5/10)

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Info

Das unerwartete Glück der Familie Payan

Das unerwartete Glück der Familie Payan

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 100 min
Kategorie: Comedy
Start: 20.07.2017

Bewertung Film: (6,5/10)

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