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Starting 5

Geschrieben von Frank Schmidke am 21. März 2017

Neben König Fußball verblasst nicht nur hierzulande so ziemlich jede Sportart in Bezug auf mediale Aufmerksamkeit und Massenappeal. Dabei können auch andere Sportarten durchaus attraktiv sein, wie beispielsweise Basketball. Die Doku „Starting 5“ des Hamburger Filmmachers Milan Skrobanek widmet sich den Hamburg Towers, einem Profi-Basketball-Team, dass erst vor ein paar Jahren gegründet wurde. Vor allem aber ist „Starting 5“, der im Herbst 2016 beim Filmfest Hamburg seine Premiere feierte, aber ein Portrait des Ex-Profi-Basketballers Marvin Willoughby, der sich nach seiner aktiven Karriere sowohl dem Sport als auch der Sozialarbeit verschreiben hat.

Marvin Willoughby, geboren 1978, lief als Profi-Basketballer auch 35 Mal für die deutsche Nationalmannschaft auf. Nach dem Ende seiner sportlichen Karriere begann er sich in Hamburg für das von ihm mitbegründete Projekt „Sport ohne Grenzen“ einzusetzen. In sozial benachteiligten Stadtteilen sollen Kinder und Jugendliche durch gemeinsamen Sport ein besseres Miteinander erlernen. Für dieses Engagement wurde Marvin Willoughby 2016 auch mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Es scheint beinahe selbstverständlich, dass der Basketballer aber auch seiner Sportart verbunden geblieben ist und so entwickelte sich auch die Jugendförderung in diesem Bereich, die sich in den Nachwuchsmannschaften der  Hamburg Pirates wiederspiegelt. Beinahe konsequent erscheint es da, dass sich daran die Überlegung anschloss, den jungen Sportlern auch eine weiterführende Perspektive zu bieten. Um den Profibasketball war es in Hamburg aber seit der Insolvenz des BJC Hamburg 2002 nicht gut bestellt.

Mit viel Planung entwickelten Willoghby und gleichgesinnte ein neues Hamburger Profiteam, das in der Saison 2014/2015 erstmals durch eine Wildcard am Spielbetrieb der zweiten Basketball-Bundesliga, der ProA, teilnahm. Sportlicher Erfolg und Zuschauerresonanz waren gut, noch immer spielen die Hamburg Towers in der ProA mit, aber der Druck in die erste Liga aufzusteigen ist groß.

Filmmacher Milan Skrobanek entwickelt seine Doku auf mehreren Handlungsebenen und verlässt dadurch die Sphären einer reinen Sportdoku. „Starting 5“ zeigt die Arbeit von Marvin Willoghby als Teammanager der Profis, als Nachwuchstrainer und als Sozialarbeiter mit Kindern. Angereichert wird das mit Basketball-Spielausschnitten der Hamburg Towers in der damals laufenden zweiten Ligasaison. Als drittes Element begleitet „Starting 5“ auch die beiden talentierten Nachwuchsbasketballer Lennard Larysz und Louis Olinde, beide entwachsen gerade den Jugendmannschaften und wollen ihre Karrieren als Profibasketballer vorantreiben.

Allein schon durch die drei unterschiedlichen Betrachtungsebenen, die inhaltlich gut verzahnt sind, gelingt es Milan Skrobanek eine sehr unterhaltsame Doku zu präsentieren. Das einzige Manko dieses Films ist, dass er nicht die komplette Entstehungsgeschichte der Hamburg Towers dokumentiert. Aber auch so entsteht eine Beobachtung, die auch über ihre regionale Verortung Interesse weckt und spannende Fragen stellt, die sich auch auf andere Sportarten übertragen lassen.

Marvin Willoghby selbst präsentiert sich dabei als charmanter Zeitgenosse, der seine Visionen verfolgt, dennoch geerdet rüberkommt und auch mal an der einen oder anderen kniffligen Situation verzweifelt. Das ist sowohl ein gelungener Blick hinter die Kulissen des Profisports als auch eine Lektion in Marketing. Spannend dabei die latent den ganzen Film über im Raum stehende Frage, ob die sportliche Perspektive der Hamburg Towers ausreicht um die beiden aufstrebenden Nachwuchssportler zu halten.

Neben den vielschichtigen Inhalten hat „Starting 5“ aber auch ein filmisches Pfund, mit dem die Doku wuchern kann: Die Spielausschnitte der Zweitligabegegnungen der Hamburg Towers. Und in diesem Bereich zeigen Kameramann Andreas Klein und Regisseur Milan Skrobanek was an Inszenierung und Aufnahmetechniken im Bereich Sportfilm so möglich ist. Das ist von Spiel zu Spiel sehr unterschiedlich aber immer sehr stilvoll und dynamisch gefilmt, sofern das im laufenden Ligabetrieb möglich ist. Auch hier sind die Impressionen von den Trainingseinheiten bildstark aufbereitet.

Sportdokus sind in der Regel eine sehr spezielle Form des Dokumentarfilms, die nicht unbedingt nach der Kinoleinwand verlangt. Im Fall von Milan Skrobaneks Basketball-Doku „Starting 5“ kommen aber gerade die stilsicher gefilmten Spielimpression auf der Leinwand besonders gut zur Geltung und machen einen Kinobesuch lohnenswert.  

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Wir vergeben daher 8 von 10 Filmpunkten.

Copyright: RealFiction

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Länge: 87 Minuten

Kategorie: Documentary, sport

Start: 06.04.2017

cinetastic.de Filmwertung: (8/10)

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Info

Starting 5

Geschrieben von Frank Schmidke

Länge: 87 Minuten
Kategorie: Documentary, sport
Start: 06.04.2017

Bewertung Film: (8/10)

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