Man könnte meinen, dass Katastrophenfilme neuerdings voll im Trend liegen, doch neben wilden Zombies, riesigen Meteoriten und anderen unberechenbaren Naturgewalten gibt es auch die eher ruhigen Inszenierungen, die sich weniger um die Katastrophe an sich kümmern. „Into the Forest“ ist einer dieser Filme, denn obwohl das dort vorgestellte Ereignis überaus interessant klingen mag, kümmert sich Regisseurin Patricia Rozema viel lieber um das Zusammenspiel ihrer Figuren und die daraus resultierenden Entscheidungen.
Die beiden Schwestern Eva (Evan Rachel Wood) und Nell (Ellen Page) leben zusammen mit ihrem Vater Robert (Callum Keith Rennie) in einer kleinen Hütte, irgendwo in den tiefen Wäldern Kanadas. Während Eva sich auf ihr Vortanzen vorbereitet, büffelt Nell für ihre Aufnahmeprüfung an einer Universität. Eines Tages erfahren die drei von einem globalen Stromausfall an der Ostküste, woraufhin natürlich sofort jedwedes elektrische Gerät in ihrem Haus den Geist aufgeben soll.
Die Tage vergehen, eine Besserung der Situation scheint nicht in Sicht, da stirbt ausgerechnet Robert bei einem Unfall im Wald. Während die beiden grundverschiedenen Schwestern nun versuchen das nötigste zusammen zu erledigen, entzweit sie beide schon bald eine andere Sicht auf die aktuelle Situation. Die Tage ziehen ins Land und während beiden langsam die Nahrung auszugehen droht, versuchen sie erstmalig als Einheit gegen den drohenden Tod zu bestehen.
Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Jean Hegland präsentiert uns Regisseurin und Drehbuchautorin Patricia Rozema (Gesang der Meerjungfrauen) den etwas anderen Katastrophenfilm, den man am ehesten als ruhiges Drama beschreiben sollte. Ein globales Ereignis das die Menschheit auslöschen könnte, wird dabei bestenfalls im Ansatz beschrieben. Ein Stromausfall soll es sein, wie dieser geschehen konnte und was die Hintergründe dafür sind, soll für diesen Film im verborgenen bleiben.
Dadurch läuft Patricia Rozema nie der Gefahr sich in Logiklöcher zu verstricken, gleichzeitig ist ihre Inszenierung aber auch so ruhig und gediegen, dass ein erster Trailer ein falsches Bild dieses Films vermitteln könnte. Rozema interessiert sich in der Abgeschiedenheit der kanadischen Wälder für ihre zwei grundverschiedenen Figuren, beobachtet wie diese mit der Situation umgehen, sich entzweien und anschließend als Einheit zusammenarbeiten, um ein mögliches Überleben zu gewährleisten.
Das ist zuweilen recht oberflächlich gehalten, denn während eine Entwicklung der Figuren nur im Ansatz zu erkennen ist, bleibt das Handeln stets unerklärlich, wird doch auch hier auf jedwede Begründung verzichtet. In kurzen Rückblenden mit Hilfe alter Videoaufnahmen erfahren wir von der innigen Beziehung zur Mutter, vom Tanzen mit dieser, doch kann auch dies das – zum Teil – unlogische Agieren von Eva nur bedingt erklären. Eva die sture Tänzerin die selbst nach einer globalen Katastrophe noch auf Tanz und Musik nicht verzichten kann, während Nell die nüchterne und eher praktisch veranlagte Schwester ist, die sich auf jedwede Situation einzustellen versucht.
Stress und Konflikte sind dabei vorprogrammiert, bei denen Patricia Rozema stets den Genre-Konventionen folgt. Einiges ist bereits recht frühzeitig zu erahnen, bei anderem wiederrum versucht sie mit recht unglaubwürdigen Wendungen etwas Spannung hinein zu bringen, was der Film eigentlich gar nicht nötig gehabt hätte. Teilweise kommt es so vor, als würde sie dabei ihrem eigenen Anspruch nicht trauen, denn wo man viele lange Szenen im Haus durchaus als Kammerspiel bezeichnen könnte, versucht sie aus genau diesem Schema ein ums andere Mal auszubrechen, um den Figuren zusätzliche Aspekte zu verleihen, um diese wiederrum interessanter darzustellen.
Dies ist eine Gradwanderung, denn während man „Into the Forrest“ so als solide Charakterstudie bezeichnen könnte, versucht die Inszenierung ein ums andere Mal aus genau diesem Korsett wieder auszubrechen, wodurch recht fragwürdige Konstellationen entstehen. Ein stringenteres Vorgehen in eine Richtung wäre hier durchaus wünschenswert gewesen, doch wollte man womöglich dann doch der breiten Masse an Zuschauern gefallen.
Patricia Rozemas „Into the Forrest“ ist ein sehr ruhiger Katastrophenfilm, der auf das Ereignis an sich kaum wert legt und sich stattdessen seinen Figuren widmet. Eine Charakterstudie der etwas anderen Art.