Matthew McConaughey, Naomi Watts und Ken Watanabe in einem Drama? Klingt verlockend, besonders da McConaughey in den letzten Jahren ein echtes Händchen für gute Stoffe bewiesen hat: „Interstellar“, „True Detective“ und „Dallas Buyers Club“. Die Liste der Erfolge ist lang. Naomi Watts hat mit „The Impossible“ und „Alle Farben des Lebens“ ebenso ihr Können unter Beweis gestellt. In „The Sea of Trees“ spielen die beiden ein ungleiches und sich streitendes Paar, das inmitten einer Beziehungskrise von einem Schicksalsschlag getroffen wird.
Erst letztes Jahr wurde der unheimliche, sogenannte Selbstmord-Wald Aokigahara im Horrorfilm „The Forest“ thematisiert. Nun hat sich ein weiterer Filmemacher mit den Mythen des Waldes beschäftigt und ihn als zentrales Filmmotiv gewählt.
Der Mathematiker und Physiker Arthur Brennan (Matthew McConaughey) reist extra nach Japan, um dort im berüchtigten Selbstmörderwald Aokigahara sein Leben zu beenden. Die Gründe dafür bleiben dem Zuschauer vorerst noch ein Rätsel. Doch der friedliche Abschied unter Bäumen wird von einem Mann gestört, der hilflos und blutend herantaumelt. Takumi Nakamura (Ken Watanabe) will nicht mehr sterben, aber er hat sich hoffnungslos verirrt. Arthur kann ihn einfach nicht sich selbst überlassen und will ihm den Weg hinaus zeigen. Doch es scheint, als wollte der riesige, dichte Wald die beiden Todeskandidaten nicht mehr freigeben. Gemeinsam irren sie durch den Wald und suchen nach Hilfe. Dabei treffen nicht nur zwei Kulturen aufeinander, sondern auch zwei grundverschiedene Charaktere.
Der Wald dehnt sich 35km² weit vor dem Berg Fuji aus, seine Bäume stehen besonders dicht beieinander. Nicht umsonst trägt der Aokigahara den Beinamen Jukai, „Meer aus Bäumen“. Traurige Berühmtheit erlangte der Wald, als der Bestseller-Autor Matsumoto Seichō eine Figur in dem Roman „Der Wellenturm“ im Aokigahara-Wald Selbstmord begehen ließ. Seitdem pilgern regelmäßig Menschen durch den Wald, die den Tod förmlich suchen.
Nicht nur aufgrund des Settings im dichten Selbstmordwald wirkt „The Sea of Trees“ bedrückend. Arthur Brennan hat Todessehnsüchte und steckt voller Trauer. Seine Vorgeschichte wird stückweise erzählt. Diese Rückblenden lassen keine freudigen, glücklichen Momente von Arthur und seiner Frau Joan zu. Sie streiten, er ist unzufrieden mit ihr und umgekehrt. Auch wer Takumi Nakamura eigentlich ist, bleibt dem Zuschauer verschlossen. Die Figur bleibt in dem 107 Minuten langen Film trotz guter schauspielerischer Leistung von Watanabe blass und austauschbar.
Letztlich möchte der Zuschauer viel mehr Einblick in die Beziehung und das Leben der Brennans haben. Die bruchstückhaften Erinnerungs-Flashbacks sind da leider nur Appetithäppchen, die viel zu kurz kommen. Stattdessen begleitet man den gebrochenen Arthur und den geheimnisvollen Begleiter Takumi Nakamura durch den endlosen Wald und stellt irgendwann fest, dass es einen viel weniger interessiert, was jetzt im Wald mit Arthur passiert, als das, was vorher mit ihm und seiner Frau geschehen ist. Etwas böse könnte man daraus entnehmen, dass es schlichtweg egal ist, ob Arthur in dem Wald überlebt. Und das ist meist ein schlechtes Zeichen für die Hauptfigur eines Spielfilms.
Die Blu-ray bleibt von der Ausstattung her rudimentär. Es fehlt zum Beispiel die englischen Untertitel. Auch die Extras sind mit Trailer und einem ca. 10-minütigem Featurette kaum besonders hervorzuheben.
„The Sea of Trees“ erlaubt einen interessanten Einblick in den japanischen Selbstmordwald Aokigahara. Letztendlich kann der Film jedoch nicht vollständig überzeugen. Dafür ist er zu vorhersehbar und der Erzählstil nicht raffiniert genug.