Erst vor drei Jahren wurden wir Zeuge, wie Denzel Washington in „Safe House“ mit seiner Zielperson gerade so entkommen konnte, als diese attackiert wurde. Die gleichnamige britische TV-Serie hat mit diesem Actionfeuerwerk allerdings recht wenig gemein, denn Marc Evans „Safe House“ ist vielmehr ein intelligenter kleiner Krimi, der insbesondere mit seinen malerischen Landschaften zu unterhalten vermag.
Vor einiger Zeit ist ein Auftrag von Polizist Robert (Christopher Eccleston) gehörig in die Hose gegangen, was schließlich der Person, auf die er aufpassen sollte, das Leben kostete. Danach war sein Leben nicht mehr, wie es einst war, woraufhin er schließlich seinen Dienst quittierte und mit seiner Frau Katy (Marsha Thomason) in ein abseits gelegenes Landhaus im Norden Englands zog. Zu Ehren seines Geburtstages wird Robert schließlich von seinem ehemaligen Chef Mark (Paterson Joseph) besucht, der ihm ein unmoralisches Angebot unterbreitet.
Um zumindest wieder etwas im Dienst der Polizei zu stehen, könnte Robert sein Landhaus als sogenanntes Safe House zur Verfügung stellen, in dem Zeugen der Polizei untergebracht werden. Nur wenige Tage später soll auch bereits das Telefon klingeln, denn nachdem die Familie des Gefängniswärters David (Jason Merrells) ins Fadenkreuz eines Psychopathen (Peter Ferdinando) gerät, muss diese schnell in Sicherheit gebracht werden. Im Grunde ein einfacher Job, doch mit zunehmender Zeit findet der Täter eine neue Spur, die gradewegs zum Safe House führen soll.
Im britischen Fernsehen haben sich in den letzten Jahren erfolgreich Mini-Serien durchsetzen können, denn anstatt wie im US-amerikanischen TV auf 24 Folgen von jeweils 42 Minuten zu bauen, machte man sich vielmehr 60-minütige Episoden zu eigen, die mit vier bis fünf Folgen eine ganze Geschichte zu erzählen haben. Im Falle des Vierteilers „Safe House“ verhält es sich ganz ähnlich, denn Filmemacher Marc Evans schafft es, in vier Stunden nicht nur eine interessante Krimigeschichte zu erzählen, sondern sie gleichfalls mit einer ansehnlichen Riege an Charakterdarstellern zu besetzen.
Der wohl größte Gewinn von „Safe House“ macht sich auch sogleich in der Besetzung der Hauptfigur bemerkbar, denn Christopher Eccleston (Thor – The Dark Kingdom) gibt nicht nur einen Polizisten mit Ecken und Kanten, sondern gleichwohl einen interessanten Ermittler, der es glaubhaft schafft, seine Figur zu verkörpern. Durch zahlreiche Rückblenden erfahren wir Näheres über die Vergangenheit von Robert, über seinen letzten Job und natürlich auch über das tragische Ereignis, das schließlich dafür ausschlaggebend war, dass dieser seinen Dienst quittierte. Die Geschichte rund um den Gefängniswärter David und seine Familie ist interessant angelegt. Warum der Psychopath gerade sie verfolgt, bleibt lange im Verborgenen, wodurch der Zuschauer selber am Geschehen teilhaben kann, wenn sich erste Indizien zu Möglichkeiten verdichten und letzten Endes die Wahrheit entsteht.
Die zahlreichen Rückblenden haben aber auch hier einen recht faden Beigeschmack, denn ein ums andere Mal wiederholen sich unzählige Szenen, wodurch „Safe House“ etwas aufgebläht wirkt. Mit einigen Kürzungen wären ganz ohne Frage auch drei Folgen möglich gewesen, andererseits hätte man dann aber auch Zeit gehabt, das allzu hektische Finale gegen Ende hin etwas logischer zu gestalten. Gerade dieses wirkt im direkten Vergleich zum Rest der Serie sehr gehetzt, wenn sich auf der Zielgraden hin plötzlich die Ereignisse zu überschlagen beginnen und der Zuschauer diesem kaum noch folgen kann.
Als großer Pluspunkt erweist sich in „Safe House“ die Landschaft Nordenglands, die nicht nur malerisch ist, sondern gleichfalls etwas Geheimnisvolles versprühen kann. Kameramann Jan Jonaeus (The Song of Lunch) gelingen einige wirklich sehenswerte Einstellungen, die maßgeblich zur gelungenen Atmosphäre der Serie beitragen.
Mit „Safe House“ hat Marc Evans einen gelungenen Krimi-Vierteiler geschaffen, der nicht nur mit einer interessanten Geschichte, sondern auch mit zahlreichen Wendungen und einem atmosphärischen Setting zu überzeugen versteht.