Oppositionelle und Künstler haben es im Iran beim besten Willen nicht leicht, denn entweder man beugt sich den harten Auflagen des Landes, oder man sieht sich schon bald einem Berufsverbot ausgesetzt, das schnell die eigene Existenz bedrohen kann. Der im Iran geborene Regisseur Jafar Panahi wurde vor nunmehr fünf Jahren mit eben diesem Berufsverbot belegt, doch anstatt sich zu beugen, dreht er im Verborgenen munter weiter, was ihm in diesem Jahr auch den Goldenen Bären bei der Berlinale eingebracht hat. Sein großartiger Film „Taxi Teheran“ ist ab dem 29.01.2016 nun endlich auch auf DVD erhältlich.
Vor fünf Jahren wurde Jafar Panahi vom obersten Gericht in Teheran ein zwanzigjähriges Berufsverbot auferlegt, doch trotz mehrmonatiger Haftstrafe ließ sich Panahi davon nicht unterkriegen. Stattdessen drehte er seine beiden Filme „This is not a Film“ und „Closed Curtain“ in der Enge des eigenen Hauses, woraufhin es ihn nun für „Taxi Teheran“ wieder nach draußen zog, um sich von den drückenden Wänden zu befreien. Für Panahi gehört das Drehen vom Filmen einfach zum Leben mit dazu. Was dies ganz genau bedeutet, lässt er den Zuschauer direkter als jemals zuvor erfahren.
Mit einem alten Taxi fährt er nämlich 82 Minuten durch Irans Hauptstadt Teheran, sammelt Fahrgäste ein, kommt mit diesen ins Gespräch und lässt dabei jene Probleme durchblicken, denen sich die Bevölkerung dort ausgesetzt sieht. Als Regisseur mit einem Berufsverbot nun sich selbst filmend als Taxifahrer, skurriler könnte die Situation kaum sein. Auf dem Armaturenbrett ist eine kleine bewegliche Kamera montiert, während der Lärm der Großstadt von außen auf den Zuschauer niedergeht, ohne diesen sonderlich zu stören.
Die Eingangssequenz zeigt eine dicht befahrene Kreuzung, die schwenkbare Kamera auf dem Armaturenbrett hält minutenlang dort drauf, bis plötzlich ein Fahrgast einsteigt und sich die Kamera zu diesem dreht. Es ist ein Mann mittleren Alters der einfach nur ein paar Blöcke die Straße hinunter gefahren werden möchte, bis plötzlich mit einer Dame ein weiterer Fahrgast einsteigt und ein Dialog über Raub, kleinere Diebstähle und die Todesstrafe entsteht. Für Panahi kommen die Themen wie gerufen, doch obwohl vieles nach einer dokumentarischen Arbeit aussieht, wirken andere Szenen offenbar gestellt.
Mit einer Anwältin wird Panahis eigenes Schicksal thematisiert, denn genau wie er soll auch sie schon bald mit einem Berufsverbot mundtot gemacht werden. Es geht um die Unterdrückung von Frauen, um Hungerstreiks und um willkürliche Verhaftungen, die nach wie vor im ganzen Lande vollzogen werden. Fernab dieser ernsten Themen schafft es Panahi aber auch, mit einigen Fahrgästen ein Stück weit Humor durchblicken zu lassen, wenn er beispielsweise mit einem Mann ins Gespräch kommt, der aus seinem Taxi heraus raubkopierte Filme vertreibt. Egal ob Hollywood-Blockbuster oder Arthouse-Kino, Filme, die im Iran offiziell verboten sind, werden auch hier unter der Hand vertrieben, was natürlich mit harten Strafen geahndet werden kann.
Den wohl größten Teil hat aber Panahis vorlaute Nichte inne, die von ihrer Lehrerin den Auftrag bekommen hat, einen kleinen Film binnen vier Wochen zu drehen. Dies ist eine der wenigen Szenen, die als eindeutig gestellt zu betrachten sind, denn plötzlich erzählt besagtes junges Mädchen all das, was ihr Film auf keinem Fall beinhalten darf. Traditionelle Kleidung ist Pflicht, keine ausländischen Namen, keine verbotenen Dinge als Thema und auf keinen Fall darf sich irgendetwas um Wirtschaft oder Politik drehen. Für Panahi alles bekannte Dinge, wurde er doch wegen eben dieser Themen mit einem Berufsverbot belegt, konnte er doch nicht aufhören sein Land offen zu kritisieren.
Trotz der übersichtlichen 82 Minuten ist „Taxi Teheran“ ein wirklich gelungener Film geworden, der irgendwo zwischen Spielfilm und Dokumentation angesiedelt ist und jede Menge Wertvolles über den Iran und die Unterdrückung seiner Bevölkerung transportiert. Anders als frühere Filme ist dieser jedoch am ehesten mit einem Augenzwinkern zu verstehen, denn neben durchaus ernsten und vor allem wichtigen Themen gibt es immer wieder so manch skurrile Szene, über die selbst Panahi schmunzeln muss.
Mit „Taxi Teheran“ wagt sich Filmemacher Jafar Panahi trotz Berufsverbots erstmalig wieder nach draußen, wenn er als Taxifahrer aus einer beobachtenden Rolle heraus die Probleme seines Landes ans Tageslicht bringt. Die Blu-ray des Films enthält zusätzlich Panahis „This is not a Film“, der ebenfalls sehr zu empfehlen ist und einen echten Mehrwert darstellt.