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Alki Alki

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 22. Oktober 2015

Alki Alki

Für den Berliner Filmemacher Axel Ranisch sind Fördermittel nicht unbedingt etwas, worauf er bauen kann, denn seine eigenwilligen Produktionen entsprechen nicht dem üblichen Schema, das starre Kommissionen sehen wollen. Durch diesen Mut und jede Menge Talent zur Improvisation entstanden aber auch Filme wie „Dicke Mädchen“, „Ich fühl mich Disco“ und „Reuber“, woraufhin Ranisch mit „Alki Alki“ seinen nunmehr vierten abendfüllenden Spielfilm dem Publikum präsentiert.

Alki AlkiDer Mittvierziger Tobias (Heiko Pinkowski) und sein Kumpel Flasche (Peter Trabner) sind bereits seit der Jugend beste Freunde, die nicht nur des Abends durch die Disco ziehen, sondern auch allerhand anderes erleben, wofür sie im Grunde bereits viel zu alt sind. Dieses Leben bekommt vor allem die Familie von Tobias zu spüren, denn seine Frau Anika (Christina Große) und die drei Kinder halten es mit ihm kaum noch aus. Als Tobias dann noch angetrunken die Kinder zur Schule fährt und dabei einen Unfall baut, ist die Ehe nahe dran zu zerbrechen, doch Tobias plant über Nacht dem Alkohol abzuschwören. Nach einigen Rückfällen beschließt er schließlich doch, den Entzug in der Klinik zu vollziehen, doch kann Flasche ihn endgültig loslassen, sodass Tobias wieder einem geordneten Leben nachgehen kann?

Zugegeben: Ein Film wie „Alki Alki“ sieht im ersten Augenblick etwas seltsam aus, denn abseits der gewohnten Hochglanzbilder wird man nun mit einem Film konfrontiert, den man stilistisch wohl am ehesten im Abendprogramm des Öffentlich Rechtlichen erwartet hätte. Was aber kann man auch erwarten, wenn Regisseur Axel Ranisch mit minimalen Mitteln dreht? Die gezeigte Wohnung ist wohl jene guter Freunde, als Statisten wurden Familienmitglieder und enge Verwandte verpflichtet, was man deren Spiel in einigen Szenen durchaus auch ansehen kann. Wenn „Alki Alki“ aber eines hat, dann ist es eine klare Botschaft und sehr viel Herz, was man bei größeren Produktionen leider allzu oft vermissen muss.

Alki AlkiZusammen mit den Autoren Peter Trabner und Heiko Pinkowski (beide also Hauptdarsteller plus Autoren) erschuf Ranisch ein Stück Film, der insbesondere am Anfang doch einige Zeit braucht, bis man diesen völlig versteht. Der Zuschauer wird mit zwei fülligen Männern konfrontiert, die des Nachts durch die Wohnung torkeln, sich in das Ehebett zu Anika legen, während diese angewidert das Zimmer verlässt und daraufhin lieber auf dem Sofa schläft. Im ersten Moment sieht dies wie eine sehr aufgeschlossene Ehe mit drei Beteiligten aus, doch wenn man diesem Szenario weiter folgt, so wird man schon bald erfahren, dass auf das Handeln von Flasche keinerlei Reaktionen von der Außenwelt kommen.

Flasche ist hier ein Symbol für die Sucht, eine Figur, die Tobias immer wieder dazu überredet doch einen zu trinken, er ist aber auch ein guter Freund, mit dem Tobias den Mut fasst fremde Frauen in der Disco anzusprechen. Es ist ein zweischneidiges Schwert, mit dem Tobias lernen muss umzugehen, was in „Alki Alki“ aber immer wieder misslingt, wenn dann doch der Alkohol stärker ist als die Vernunft. Das ist zuweilen ein sehr interessanter Ansatz, der bisher viel zu selten verfolgt wurde, denn mit der Figur von Flasche wird nicht nur die Sucht greifbar, sondern auch die inneren Ängste, denen man fortan begegnen muss.

Alki AlkiHeiko Pinkowski (Die Hände meiner Mutter) und Peter Trabner (Silvi) gehören für Ranisch inzwischen zum Inventar, auf das er gern zurückgreift, und auch diesmal spielen die beiden beleibten Männer groß auf, wenn sie zum einen die etwas andere Männerfreundschaft darlegen, zum anderen aber auch aufzeigen, wie schwierig es ist eine Sucht zu bekämpfen. Den wohl stärksten Moment hat „Alki Alki“ bei einer Szene gegen Ende, wenn beide am Wasser sitzen und Tobias sagt: „Ich brauche gerade keinen Zyniker, sondern einen echten Freund“, ein Satz, der so viel Wahres beinhaltet und als Kernelement einer jeden Suchtbekämpfung angesehen werden kann.

Mit „Alki Alki“ präsentiert Axel Ranisch einen weiteren seiner ungewöhnlichen Filme, wenn er sich mit minimalem Budget der Alkoholsucht widmet und diese ganz außergewöhnlich darstellt.

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Wir vergeben daher 6 von 10 Filmpunkten.

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Alki Alki

Länge: 102 min

Kategorie: Comedy, Drama

Start: 12.11.2015

cinetastic.de Filmwertung: (6/10)

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Info

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Alki Alki

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 102 min
Kategorie: Comedy, Drama
Start: 12.11.2015

Bewertung Film: (6/10)

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