Das digitale Zeitalter brachte uns im letzten Jahrzehnt die globale Vernetzung, was sogleich mit einer Veränderung bei den Jugendlichen einherging, verlagerten sich doch die normalen Kommunikationsmöglichkeiten hin zu Handy, sozialen Netzwerken und diversen Online Spielen. Regisseur Jason Reitman versucht in „#Zeitgeist“ diese Aspekte zusammen zu führen, wenn er am Beispiel von gleich sieben Familien darlegt, wie sich Beziehungen im Wandel der Zeit verändert haben.
Die Ehe von Don (Adam Sandler) und Helen (Rosemarie DeWitt) hängt am seidenen Faden, denn wo ein Sexleben kaum noch existent zu sein scheint, beginnen beide sich anderweitig zu orientieren. Während Helen den schnellen Seitensprung sucht, versucht sich Don vielmehr auf diversen Sexseiten zu bedienen, woraufhin dieser schon bald erkennen muss, das sein 15-jähriger Sohn Chris (Travis Tope) ganz ähnliche Neigungen verfolgt. Ganz anders ist da schon Kent (Dean Norris), der seit dem Weggang seiner Frau den einzigen Sohn Tim (Ansel Elgort) allein aufzuziehen versucht. Tim entsagt dem Football, verbringt seine Zeit lieber mit Online-Spielen, während Kent sein Glück bei Donna (Judy Greer) sucht, die aufreizende Fotos ihrer Tochter online verkauft. Ein ganz anderes Verhältnis zur digitalen Welt verfolgt Patricia (Jennifer Garner), die jedwede Onlineaktivität ihrer Tochter Brandy (Kaitlyn Dever) strengstens überwacht. Dadurch gestaltet sich die angehende Beziehung zu Tim umso schwieriger, denn Patricia löscht jedwede Post ihrer Tochter, die sie als unpassend empfindet.
Regisseur Jason Reitman (Juno) ist dafür bekannt stets den Zahn der Zeit zu treffen, humorvolle und zugleich tagesaktuelle Geschichten zu erzählen und dabei beinahe beiläufig die heutige Jugend anzusprechen, die sich in seinen Filmen zumeist selber wiedererkennt. Mit seinem neusten Film namens „#Zeitgeist“ versucht Reitman nun die digitalen Medien mit dem Beziehungsleben der Jugendlichen zu verbinden, was auf dem Roman von Schriftsteller Chad Kultgen (Bad Judge) basiert und von Autorin Erin Cressida Wilson (Secretary – Womit kann ich dienen?) entsprechend adaptiert wurde.
Was in einem Buch durchaus zu funktionieren vermag, wird im Spielfilm schnell zu einem Problem. Im Roman sind es unzählige kleine Geschichten die zu einer großen Handlung verbunden werden, was Reitman hier jedoch zu keiner Zeit wirklich gelingen vermag. „#Zeitgeist“ wird mit einer kleinen Reise durch das All eingeleitet, Sprecherin Emma Thompson (Saving Mr. Banks) berichtet von der Voyager-Mission, bis der Zuschauer schließlich mit einer Vielzahl an Figuren konfrontiert wird, die alle irgendetwas miteinander zu tun haben. Besagte Figuren werden an dieser Stelle jedoch nie zu einem Konglomerat zusammengeführt, vielmehr bilden diese eine Vielzahl an losen Episoden, in denen Reitman auf die unterschiedlichsten Themenbereiche aufmerksam zu machen versucht.
Da haben wir den älteren Don der sich eher linkisch den Onlineseiten mit dem reichhaltigen Angebot an Sex hinzugeben versucht, da haben wir das Thema der Videospielsucht, an Magersucht leidende Mädchen und natürlich die übervorsichtigen Eltern, die ihre Zöglinge vor beinahe allem zu beschützen versuchen. Punktuell sind diese Episoden recht interessant gehalten, doch fehlt es Reitman an einer spürbaren Dramatik, sodass der Zuschauer bei einem rund zweistündigen Werk wirklich interessiert am Ball bleibt. Vielmehr wird dieser jedoch mit zuweilen recht flach angelegten Figuren konfrontiert, Geschichten beginnen lose und enden ganz plötzlich, wodurch sich schon bald das Gefühl einstellt, das man hier mit einer recht zerfransten Geschichte konfrontiert wird, die recht ziellos umher irrt.
Dies ist insofern wirklich Schade, denn das Thema ist aktueller denn je, doch wo sich beispielsweise „Disconnect“ vor kurzem eher den Schattenseiten des Onlinelebens hingegeben hat, bleibt „#Zeitgeist“ über lange Zeit einfach zu oberflächlich. Themen werden bestenfalls angerissen, vieles muss sich der Zuschauer selber zusammen reimen, wodurch die eigentliche Intension der Geschichte verloren geht. Das dabei dann noch so großartige Darsteller wie Oscar-Preisträger J.K. Simmons (Whiplash) in ihren Nebenrollen sang und klanglos untergehen, ist für diese beinahe ein Schlag ins Gesicht.
Jason Reitman versucht mit „#Zeitgeist“ tagesaktuelle Themen in Form loser Episoden aufzuarbeiten, bleibt dabei jedoch zu sehr auf Distanz, sodass sich eine oberflächliche und stark zerfranste Geschichte ergibt, der jedwede Höhepunkte fehlen.