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Citizenfour

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 15. Mai 2015

Citizenfour

In einer Zeit in der die verschiedensten Länder noch auf ihre physikalischen Grenzen beharren, sind diese in der digitalen Welt schon lange nicht mehr existent. Grenzübergreifende Überwachung von Menschen wurde bereits längst realisiert, über die digitalen Datennetze betreiben ganze Länder Industriespionage, während sich ganz andere in dieser neuen Welt einem scheinbar anonymen Leben hingeben. Das dies nicht ganz so anonym ist wie man bisher dachte, zeigte uns vor rund anderthalb Jahren der ehemalige NSA-Mitarbeiter Edward Snowden.

CitizenfourIm Juni 2013 ging im Grunde nur ein einziges Thema durch die Presse, es waren die ungeheuren Enthüllungen des NSA-Mitarbeiters Edward Snowden, der Dinge ans Tageslicht brachte, von denen man bisher nicht einmal im Ansatz zu träumen wagte. Es war die totale Überwachung des Menschen, über Grenzen und jedwede gesetzliche Bestimmungen hinweg, einzig und allein unter dem Vorsatz, Terroranschläge wie jene am 11. September 2001 vereiteln zu wollen. Während der Inhalt dieser Enthüllungen inzwischen weitestgehend nachvollziehbar geworden ist, steht eine Frage nach wie vor im Raum, denn wie kam es überhaupt dazu, dass sich Snowden an den englischen Journalisten Glenn Greenwald wandte?

Mit ihrer Dokumentation „Citizenfour“ versucht Filmemacherin Laura Poitras dem Zuschauer einen groben Überblick zu geben, denn Poitras war zu jener Zeit hautnah dabei. Sie war es an die sich Edward Snowden unter dem Synonym Citizenfour als erstes wandte, denn Poitras hatte sich insbesondere durch „My Country, My Country“ und „The Oath“ einen Namen als kritische Regisseurin gemacht, die nicht nur Themen nach dem 11. September aufarbeitete, sondern ebenso in den Fokus der NSA rückte. Über Poitras wurde der Kontakt zu Glenn Greenwald vom englischen Guardian hergestellt, der Rest ist im Grunde Geschichte und bedarf keiner weiteren Worte.

CitizenfourAus diesem Grund rückt der Fokus auch ein wenig ab von den eigentlichen Enthüllungen, denn obwohl sich die kommenden rund anderthalb Stunden in einem Hotel in Hong Kong abspielen, wo Snowden diverses Material übergibt und den Beteiligten das ganze Ausmaß der Überwachung erklärt, ist Laura Poitras doch vielmehr am Menschen Edward Snowden interessiert. Rund acht Tage verbrachten sie zusammen in besagtem Hotel, gingen die verschiedensten Themen durch, während die Kamera stets in einer Ecke des kleinen Zimmers alles filmte. Neben den Themen der Überwachung kommen dabei natürlich ganz alltägliche Sachen zu Wort, denn neben der eigenen Sicherheit ist Snowden insbesondere an jener seiner Lebensgefährtin gelegen, die er in Amerika zurücklassen musste.

Die Szenerie wechselt zwischen dem Hotelzimmer und Diskussionen in Berlin, zwischen Nachrichtensendungen sowie Vorlesungen zum Thema der Überwachung, während durch die verschiedensten ans Tageslicht gebrachten Enthüllungen eine wahre Welle der Empörung losgetreten wird. Zum ersten Mal hat man wirkliche Beweise über das Ausmaß der Überwachung der USA, zum ersten Mal hat man interne Einblicke in Strukturen und Möglichkeiten im digitalen Zeitalter, was insbesondere auf politischer Ebene Konsequenzen nach sich ziehen sollte.

Im Falle von Edward Snowden sind die Veränderungen jederzeit im Gesicht abzulesen, denn diese acht Tage hinterlassen auch bei ihm deutliche Spuren. Für die einen ist er ein Held, für die anderen ein Verräter, ihn jedoch ging es immer nur um die Sache an sich und weniger um seine Person. Dichte Augenringe sind in seinem Gesicht abzulesen, mit fortlaufender Zeit wird auch dieser so ruhige junge Mann langsam nervös, was schließlich in einer Flucht nach Russland gipfelte, wo er politisches Asyl beantragte. Bei alledem bleibt Filmemacherin Laura Poitras mit einer Ausnahme stets im Hintergrund, wo sie sich in einer ruhigen Minute nach dem Befinden Snowdens informiert.

Das es diese Dokumentation überhaupt gibt grenzt an ein Wunder, dass sie sogar für einen Oscar nominiert wurde und diesen auch erhielt, kann als deutliches Statement der amerikanischen Bevölkerung angesehen werden. So wichtig Snowdens Enthüllungen auf politischer Ebene waren, so wichtig ist diese Dokumentation, die den kompletten Ablauf festgehalten hat.

Laura Poitras Dokumentation „Citizenfour“ ist ganz ohne Frage einer der wichtigsten Beiträge des vergangenen Jahres, der völlig zu recht auch mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.

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Wir vergeben daher 9 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Piffl Medien, Praxis Films

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Citizenfour

Länge: 114 min

Kategorie: Documentary

Start: 08.05.2015

cinetastic.de Filmwertung: (9/10)

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Bewertung Extras: (5/10)

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Info

Citizenfour

Citizenfour

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 114 min
Kategorie: Documentary
Start: 08.05.2015

Bewertung Film: (9/10)

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