Mit dem Guantanamo-Drama „Camp X-Ray“ debütiert Peter Sattler als Spielfilm-Regisseur für ein Script, das er selbst verfasst hat. Kann er „Twilight“-Star Kristen Stewart als Soldatin mit Gewissensbissen in Szene setzen?
Der Name „Camp X-Ray“ steht für einen Teil des berühmt-berüchtigten Gefangenenlagers Guantanamo, der mittlerweile jedoch umbenannt worden ist. Hier findet sich die Soldatin Amy Cole wieder, die anstatt wie erhofft im Irak ins Kampfgeschehen eingreifen zu dürfen, sich damit abfinden muss, als Wärterin in Guantanamo Bay ihren Dienst zu leisten. Doch als sie inmitten der zermürbenden Routine eine vorsichtige Freundschaft zu einem der Inhaftierten aufbaut, muss sie zunehmend erkennen, dass ihr Welt- und Feindbild den moralischen und ethischen Grauzonen der Wirklichkeit um sie herum nicht gewachsen ist.
„Camp X-Ray“ schafft es leider nicht zu einem uneingeschränkt empfehlenswerten Guantanamo-Film. Das Drama weist dabei mehrere Schwachpunkte auf: Allen voran genügen die Dialoge letztendlich nicht den Ansprüchen, die der Film an sich selbst stellt. Häufig kratzen die Darsteller nur oberflächlich an den Themen.
Auch die Tonmischung im Original ist schlecht, wodurch akustisch die Hintergrundgeräusche eben nicht mehr im Hintergrund sind, sondern die Charaktere in der Lautstärke fast übertreffen. Ein weiterer Schwachpunkt im Tonbereich ist die deutsche Synchronisation. Einige Sprecher wirken unpassend oder unmotiviert. Hinzu kommt noch, dass einige militärische Fachtermini falsch übersetzt worden sind, was beim Großteil des Publikums jedoch nicht weiter negativ auffallen sollte.
Positiv stechen der vom Regisseur gezeichnete Alltag und die Atmosphäre in Guantanamo hervor. In dem realistisch erscheinenden Setting fügen sich die Soldaten perfekt ein. Durch eine gelungene Requisite, Ausstattung und Inszenierung alltäglicher Arbeitsvorgänge bekommt der Zuschauer einen guten Einblick in die Abläufe des Gefangenenlagers.
Leider verpasst es Regisseur und Drehbuchautor Peter Sattler die Hauptcharaktere auszuschmücken. Vor allem die Hintergründe des Häftlings bleiben dem Zuschauer unerklärt. Wieso er sich in Haft befindet und wie seine Vorgeschichte ist, erfährt man nicht. Auch die Beziehung zwischen Häftling und der Rekrutin Cole wirkt sehr subtil und ist für den Zuschauer kaum greifbar. Besonders, da der Film auch einige Nebenschauplätze, wie zum Beispiel Frauen in der Armee, aufbereitet. Und gerade hier bedient sich Peter Sattler lieber einem klischeehaften Bild, als die Beziehung zwischen den Hauptfiguren mittels tiefgründiger Dialoge voranzutreiben.
Stewarts schauspielerische Leistung bewegt sich auf bekanntem Niveau. Sie spielt gewohnt zurückhaltend, kaltschnäuzig und kontrolliert. Böse Zungen könnten sagen: emotionslos. Peyman Moaadi hingegen, der den Häftling Ali spielt und aus „Nader und Simin – eine Trennung“ bekannt ist, schafft es, seine Rolle überzeugend darzustellen. Besonders im letzten Drittel übertrifft seine Leistung die von Stewart um ein Vielfaches.
Camp X-Ray stößt zwar viele Diskussionen rund um Guantanamo und das amerikanische Militärwesen an, kratzt bei den Themen aber leider nur an der Oberfläche. Insgesamt ist der Film demnach nur Durchschnitt im Vergleich zu besser gelungenen Guantanamo-Verfilmungen, wie „5 Jahre Leben“.