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Fack ju Göhte

Geschrieben von Frank Schmidke am 7. Mai 2014

Fack Ju Goehte (Blu-ray)_01-ctMachen wir uns nichts vor: Die deutsche Komödie ist schlechter als ihr Ruf. Plattitüden und Klischees werden meistens in eh schon unlockerer Weise dargeboten und zu allem Überfluss schmirgeln dann oft noch Senderredakteure die letzten Kanten weg, damit das Format auch familienkompatibel zur Prime-Time ausgestrahlt werden kann.  Aber es geht auch anders: Nicht umsonst hat „Fack ju Göhte“ Milionen von Zuschauern in die Kinos gelockt. Nun erscheint einer der besten deutschen Filme des vergangenen Kinojahres auch für den Hausgebrauch. Und in dieser Schule brennt’s.

Gauner Zeki Müller (Elyas M’Barek) kommt aus dem Knast und will die Beute seines Bankraubs einsammeln, aber das gestaltet sich nicht ganz so einfach. Seine Freundin, die Prostitiuierte Charlie (Jana Pallaske) hat die Kohle vergraben, nur steht da jetzt eine Turnhalle drüber. Zekis Plan ist einfach, er bewirbt sich als Hausmeister an der Goethe Schule und buddelt sich den Weg vom Heizungskeller aus frei. Doch bei der Bewerbung wird Zeki von Rektorin Gudrun (Katja Rieman) fälschlich für einen Aushilfslehrer gehalten und auch gleich eingestellt. Jetzt muss sich der Gauner nicht nur mit renitenten Zehntklässlern herumschlagen, sondern hat auch noch die verklemmte junge Lehrerin  Lisi Schnabelstedt (Karoline Herfurth) an der Backe, deren Zeugnis er mal kurz ausgeborgt hat.

Fack Ju Goehte (Blu-ray)_03-ctDie Kids in der zehnten Klase sind alles andere als leicht zu bespielen: Vor allem die Rädelsführer Danger (Max von der Groeben) und Chantal (Jella Haase) schrecken auch vor richtig derben Späßen nicht zurück und ziehen dabei die gesamte Klasse mit. Mit seinem handfesten proletenhaften Charme und seiner „Null Bock“-Einstellung trifft der Aushilfslehrer bei den Kids allerdings einen Nerv.

Das Produktionsteam der Erfolgskomödie „Türkisch für Anfänger“ verfrachtet Elyas M’Barak kurzerhand in einen chaotischen Schulbetrieb und belebt damit eine urdeutsche Komödienuntergattung wieder: den Paukerfilm. Dabei ist das Drehbuch nah am Puls der Zeit, operiert souverän mit dem Aufeinanderprallen von unterschiedlichen Lebewelten und thematisiert die Probleme des modernen Schulbetriebs, gerade mit „Schülern aus bildungsfernen Schichten“, auf herrlich unkorrekte Art und Weise. Selbstredend ist der Lehrer, oder besser der Gauner, deutlich schlimmer als all die rebellischen Unterrichtsverweigerer je sein wollen und hält den Jugendlichen auf diese Weise auch den Spiegel vor die Nase. Die überkorrekte junge Kollegin Lisi ihrerseits hält dem Möchtegernlehrer sein eigenes Verhalten vor.

Fack-ju-göthe-5Das ist bisweilen ganz großes Kino und erstaunt mit einer enorm hohen Gagdichte. Das liegt selbstverständlich am spritzigen und im deutschen Filmförderkontext mutigen  Drehbuch, aber auch an einer großartigen Besetzung. Für Elyas M’Barek ist Zeki Müller eine Paraderolle, auch wenn er manchmal doch fast etwas zu liebenswert rüberkommt. Als Gegenparts im Schulkrieg laufen Jella Haase, Max von der Groeben und auch Alwara Höfels als Lisis kleine Schwester Caro zur Hochform auf. Da sitzt dann eben auch die Pointe. Auch das neurotische Lehrerkollegium kann sich sehen lassen und sorgt für einige Nebenschauplätze.

Bei allem trashigen Humor vermittelt „Fack ju Göhte“ allerdings auch, dass Ausbildung nicht ganz unwichtig ist und die leidgeprüften Pädagogen häufig mit Herz und Seele unterrichten. Der Respekt vor Lehrern und Schülern und vor der Institution Schule geht nicht verloren, sondern wird im Gegenteil durch die unkonventionellen Methoden und die schnodderige Art von Herrn Müller gestärkt. Denn der kapiert im Lauf des Films, was den Jugendlichen fehlt.

Fack-ju-göthe-4Neben der Schulstory hat „Fack ju Göhte“ aber auch noch eine Liebesgeschichte zu erzählen. Die ist nicht ganz so stark ausgefallen, auch wenn die Chemie zwischen Karoline Herfurth und Elyas M’Barek stimmt und es einige knisternde Szenen zwischen den beiden gibt. Die Dramaturgie der Romanze allerdings ist absehbar. Und dann wäre da noch die Frage im Auge zu behalten, ob der Gauner auch an seine Beute kommt?

Auch das Bonusmaterial der Blu-ray kann sich sehen lassen. Es gibt diverse Featurettes ein zehnminütiges Making of, das allerdings nicht herausragt, diverse kurze Interviews und einige Spezialtrailer und Virals zum Marketing des Films. Die Outtakes beweisen eindrücklich, dass der Dreh Spaß gemacht hat. Am interessantesten sind allerdings die erweiterten und die gelöschten Szenen. In den rund zwanzig Minuten haben sowohl Karoline Herfurth als auch Elyas M’Barak noch einen gelungenen Auftritt, der auch noch in den Film gepasst hätte. Alles in allem ein sehenswertes Vergnügen mit einigen unvergesslichen Sprüchen:  „Chantal, heul leise!“.

Inzwischen ist bekannt, dass eine Fortsetzung gedreht wird und  es bleibt zu hoffen, dass die Macher um Regisseur und Autor Bora Dragtekin erneut zu Hochform auflaufen. „Fack ju Göthe“ allerdings bleibt auf jeden Fall ein seltener Lichtblick der deutschen Komödie.

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Wir vergeben daher 8 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Constantin

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Länge: 117 Minuten

Kategorie: Comedy

Start: 07.05.2014

cinetastic.de Filmwertung: (8/10)

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Bewertung Extras: (7/10)

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Info

Fack ju Göhte

Geschrieben von Frank Schmidke

Länge: 117 Minuten
Kategorie: Comedy
Start: 07.05.2014

Bewertung Film: (8/10)

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