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My Beautiful Country

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 16. April 2014

My Beautiful Country

Wenn Länder plötzlich entzwei gerissen werden so geht es zumeist um politische Diskrepanzen, um aufeinander prallende Ansichten und oft genug leider auch um religiöse Fragen. Diese Teilung musste vor einigen Jahrzehnten bereits Deutschland erfahren, in Korea liegt diese noch immer vor, im Kosovo ging es in den 90er Jahren sogar soweit, dass sich Albaner und Serben gegenseitig bekämpften, wodurch nicht nur ein Land entzwei gerissen wurde, sondern ebenso eine Vielzahl an Familien.

Jugoslawien Ende der 90er Jahre: Die verwitwete Danica (Zrinka Cvitesic) lebt seit dem Tode ihres Mannes zusammen mit ihren beiden Söhnen Vlado (Andrija Nikcevic) und Danilo (Milos Mesarovic) in einer Kleinstadt, welche durch einen Fluss getrennt wird. Auf der einen Seite leben die Serben, auf der anderen die Albaner, beide immer wieder in blutige Gefechte verwickelt, während die NATO des Nachts das Land bombardiert. Das Leben der drei ist alles andere als einfach, denn während auf der einen Seite die Rente nur unregelmäßig kommt und die Familie inzwischen verarmt ist, haben sich doch insbesondere die beiden Söhne seit dem Tode ihres Vaters stark verändert. Auf der einen Seite steht der kleine Danilo der plötzlich aufgehört hat zu sprechen, auf der anderen der ältere Vlado, der inzwischen als Schulschwänzer stadtbekannt ist und tagsüber mit dem Fischen etwas Geld zu verdienen versucht. Ihr aller Leben soll sich eines Tages verändern, als des Abends der schwer verletzte UCK-Soldat Ramiz (Misel Maticevic) an die Tür von Danica klopft und diese dem Feind Unterschlupf gewährt…

My Beautiful CountryIm Grunde gibt es bereits zahlreiche Filme über den Kosovo-Konflikt, wobei sich die meisten direkt dem Schrecken namens Krieg widmen und vor allem das Leid innerhalb der Zivilbevölkerung thematisieren. Die in München geborene Regisseurin Michaela Kezele (Dubrovacki suton) wählt deshalb für ihren ersten abendfüllenden Spielfilm einen gänzlich anderen Weg, denn die Tochter eines Serben und einer Kroatin versucht sich stattdessen an einer verbotenen Romanze, die entgegen aller Erwartungen die bekannten Klischees wohlweislich umschifft und es sich trotz allem nicht nehmen lässt auch ernste politische Themen am Rande anzusprechen.

Normalerweise sind Filme über den Krieg und den damit einhergehenden Schrecken zumeist recht düster gehalten, damit einerseits die bedrohlich wirkende Atmosphäre entsprechend für den Zuschauer dargestellt wird, andererseits aber auch das Thema Krieg alles andere als verharmlost wird. In „My Beautiful Country“ wählen Regisseurin Michaela Kezele und Kameramann Felix Novo de Oliveira (Wir wollten aufs Meer) stattdessen farbenprächtige Bilder und sehr lichtdurchflutete Einstellungen, wodurch sich eine Art poetische Komposition ergibt, die zwar nicht verharmlost, seinen Schwerpunkt allerdings auf die Liebesbeziehung legt.

My Beautiful CountryBesagte Beziehung beginnt recht schwerfällig, denn insbesondere am Anfang sehen wir die im Mittelpunkt stehende Danica zumeist im schwarzen schlichten Kleid beinahe leblos in der Gegend herum stehen, hat sie doch nach über einem Jahr den Tod ihres Mannes noch immer nicht überwunden. Selbiges lässt sich jedoch auch auf ihre Kinder projizieren, denn wo Danilo damals aufhörte zu sprechen und kurz davor ist seinen Platz im Chor zu verlieren, klammert sich der ältere Vlado an ein Fahrrad, dass ihm sein Vater damals versprach, das er jedoch nie erhalten hatte. Der Umbruch kommt schließlich mit dem Eintreffen des verletzten Ramiz, denn Danica steht augenscheinlich über dem Konflikt von Serben und Albanern, sie ist es leid zu kämpfen, sie macht keine Unterschiede und pflegt diesen stattdessen.

Selbiges zeichnet sich immer wieder heraus wenn sie ihrem Sohn verbietet Krieg zu spielen, wenn sie alles nur Erdenkliche versucht eine gute Mutter zu sein und gleichzeitig den Vater zu ersetzen. Die Romanze zwischen beiden nimmt ihren Lauf, es tritt ein Schlüsselereignis ein wodurch beide getrennt werden, es wird die Frage aufgeworfen, ob eine Liebe zwischen zwei derart unterschiedlichen Menschen in diesem Land wirklich eine Perspektive haben kann.

My Beautiful CountryRegisseurin Michaela Kezele beschränkt sich aber nicht allein auf ihre Liebesgeschichte zwischen Danica und Ramiz, sondern sie versucht ebenso jene Themen anzusprechen, die sie auch bereits mit ihrem Kurzfilm „Milan“ thematisierte. Wir sehen insbesondere am Anfang die Familie sich mehrmals in einem Keller verstecken, die Luftangriffe der NATO sind stets präsent, selbige werden immer wieder im Hintergrund durch Fernsehen und Radio angesprochen. Im späteren Verlauf geht es um die Entdeckung das die NATO uranhaltige Munition eingesetzt hat, dass die Folgen nicht auszumalen sind, während kleine Kinder parallel auf einem augenscheinlich kontaminierten Panzer spielen, wodurch sich die Folgen bereits abzeichnen.

Obwohl insbesondere die im Mittelpunkt stehende Liebesgeschichte zum Teil zu schematisch verläuft, wird dies doch insbesondere von den beiden Hauptdarstellern nahezu negiert. Zrinka Cvitešiæ (Zwischen uns das Paradies) spielt bei alledem sehr zurückhaltend die noch immer trauernde Witwe und Mutter zweier Kinder, die nicht nur wieder aufzublühen beginnt, sondern gleichwohl so etwas wie eine Zukunft sehen könnte. An ihrer Seite steht mit dem wortkargen Misel Maticevic (Wir waren Könige) jener Mann der uns bereits einige Male von seiner Vielseitigkeit hat überzeugen können, denn wo er gerade am Anfang die Schrecken des Krieges wie kein zweiter mit seiner Mimik abbildet, versucht auch er in eine bessere Zukunft zu entfliehen, ohne dabei den Schrecken des Krieges vergessen zu können.

Michaela Kezele schafft es in beinahe poetisch schönen Bildern von einer unmöglichen Liebe während des Kosovo-Konfliktes zu erzählen und dennoch parallel dem Schrecken Krieg ein Gesicht zu verleihen. Ein wirklich gelungenes Debüt das man gesehen haben sollte.

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Wir vergeben daher 7,5 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Movienet

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My Beautiful Country

Länge: 88 min

Kategorie: Drama

Start: 23.05.2014

cinetastic.de Filmwertung: (7,5/10)

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Info

My Beautiful Country

My Beautiful Country

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 88 min
Kategorie: Drama
Start: 23.05.2014

Bewertung Film: (7,5/10)

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