Der Film „Schmutzige Kriege – Dirty Wars“ ist nach dem gleichnamigen Buch von Autor Jeremy Scahill entstanden. Er dokumentiert die lange und investigative Reise des Kriegsautors, die im afghanischen Gardez beginnt und sich von dort zu einer Schnitzeljagd in die entlegensten Ecken der Welt entwickelt.
Mit der Dokumentation „Schmutzige Kriege – Dirty Wars“ führt Autor Jeremy Scahill den Zuschauer in die verstrickte Welt geheimer Kriegseinsätze der USA. Die investigative Reportage beginnt mit einem nächtlichen Angriff von US-Einheiten in Afghanistan, bei dem viele Zivilisten starben, darunter zwei schwangere Frauen. Schnell entwickelt sich eine weltweite Recherche in die bis dahin unbekannte Parallelwelt der mächtigen und streng geheimen Spezialeinheit der Amerikaner, das Joint Special Operations Command (JSOC).
Im Mittelpunkt der Dokumentation steht die gezielte Ermordung von Zivilisten unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung. Je mehr Scahill hinterfragt und recherchiert, umso mehr Fragen und mysteriöse Taten der Militärs kommen zum Vorschein. Ausgangspunkt ist ein Angriff auf eine Familie im afghanischen Gardez. Scahill spricht mit Augenzeugen und Familienangehörigen. Schnell kommt der Autor den Schuldigen auf die Spur. Es scheint ein amerikanisches Spezialkommando zu sein, das gezielt auf der Jagd nach einzelnen Terroristen ist und dabei immer wieder das Leben zahlreicher Zivilisten in Kauf nimmt.
Im Laufe der 90minütigen Dokumentation wird Scahill noch sehr viel mehr über diese Spezialeinheit, genannt JSOC (Joint Special Operations Command), erfahren. Etwa, dass diese Einheit direkt dem Weißen Haus unterstellt ist und sich jeglicher Legalisierung und Legitimation durch mögliche Beschlüsse entzieht. Von offizieller Seite wird man kaum eine Stellungnahme zu den Operationen erwarten dürfen. Während der Öffentlichkeit ein Krieg in Afghanistan mit Wiederaufbau-Mission suggeriert wird, führt Amerika insgeheim eigentlich einen ganz anderen und eigenen Krieg, der wiederum die tägliche, vertrauensschaffende und offen operierende Arbeit der Soldaten vor Ort erheblich gefährdet.
Scahills Reise führt von Afghanistan in den Jemen, über den Irak bis hin zu Somalia. Sorgfältig begleitet die Kamera seine Arbeit: vom Prüfen vieler Dokumente bis hin zur akribischen grafischen Darstellung der JSOC-Einsätze. Dabei findet Regisseur Rick Rowley immer wieder neue und spannende Perspektiven, die die Dokumentation lebendig wirken lassen und den Zuschauer nah am Geschehen halten.
Nach NSA und Wikileads kann die Dokumentation „Schmutzige Kriege – Dirty Wars“ zum DVD-Start keine unvorhersehbaren Skandale enthüllen und den Zuschauer damit gar schockieren. Dennoch sind die Begebenheiten, die Scahill aufdeckt, ernst zu nehmen und bereiten Sorgen. Weiterführendes Bonusmaterial befindet sich – abgesehen von einem Trailer – leider nicht auf der DVD. Am Ende lässt Scahill den Zuschauer mit quälenden Fragen der Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit zurück. Denn was kann ein Kriegsreporter wie Scahill ausrichten, wenn noch nicht einmal die hochkarätigen Politiker und Machtinhaber die Vorgehensweise geheimoperierender Spezialeinheiten in Frage stellen und geschehene Angriffe auf Zivilisten vehement ignorieren?