Der Plot des actionreichen Thrillers „The Numbers Station“ mutet wie ein Relikt des Kalten Krieges an: Agenten bekommen ihre Einsatzbefehle über einen codierte Zahlenfolge, die durch Radiowellen gesendet wird. Der ehemalige Außendienst-Agent Emerson Kent gerät zwischen die Fronten, als die Radio Station, die er bewacht, überfallen wird. Die Home Entertainment Premiere überzeugt mit einer soliden Story und klaustrophober Bunkeratmosphäre.
Emerson Kent (John Cusack) ist ein Mann für ganz spezielle Fälle. Seine Einsatzbefehle bekommt er durch das Radio übermittelt: Abstrakte Zahlencodes werden mit Hilfe von One-Time-Pads (einmalig zu benutzenden Dechiffrier-Vorlagen) zu konkreten Aufgaben. Die Geheimdienste der Welt sollen dieses beinahe unknackbare System schon seit dem ersten Weltkrieg benutzen. Die Öffentlichkeit bekommt davon nichts mit und wundert sich einfach, wenn man zufällig an der Sendereinstellung des Radios herumspielt und auf Zahlendurchsagen stößt.
Machen wir uns nicht vor, meistens handelt es sich um ziemlich tödliche Auftrage, die da übermittelt werden und Kent ist einer der Besten beim amerikanischen Geheimdienst. Doch bei seinem letzten Einsatz hatte er Skrupel, eine junge weibliche Zeugin zu erledigen. Sein Boss Grey (Liam Cunningham) schickt ihn darauf zur Bewachung einer Sendestation in die nordenglische Provinz, bis Kent wieder in der Spur ist. Zwei Monate lang bewacht er die Station und sieht der Kryptologin und Sprecherin Katherine (Malik Akerman) bei der Arbeit zu. Die hat zwar keine Ahnung, was sie da für Zahlen übermittelt, aber der Job ist gut bezahlt.
Doch als Katherine und Emerson die Kollegen ablösen wollen, werden Sie beschossen. Unbekannte haben den Sender besetzt und auch benutzt. Jetzt muss Emerson die Station wieder sichern. Dazu gehört auch, die Sprecherin zu eliminieren.
John Cusack ist ein vielbeschäftigter Mime, doch in den letzten Jahren fand selten einmal ein Film mit ihm in der Hauptrolle den Weg in unsere Kinos. So auch „The Numbers Station“. Wenn Cusack mal auf der Leinwand zu sehen ist, dass in Nebenrollen wie als Richard Nixon in „Der Butler“. Dabei ist „The Numbers Station“ keineswegs schlecht. Das Drehbuchdebut von F. Scott Frazier basiert auf einem Phänomen, das Verschwörungstheoretiker begeistern sollte und die Inszenierung des dänischen Regisseurs Kasper Barfoed („Der Kandidat“) sorgt für spannungsreiche Action.
Die Figur des ausgebrannten Geheimdienstkillers, der nun sein Gewissen entdeckt und sich in den Suff stürzt, ist zwar nicht allzu originell und der psychologische Dreh dieses Thrillers ist ebenfalls erwartbar, aber Cusack und Akerman wissen daraus trotzdem eine unterhaltsame und spannende Performance zu machen. Schade, dass die Bedrohung des Senders etwas diffus bleibt. Zwar haben die feindlichen Eindringlinge ein Gesicht, aber der Zweck und Hintergrund der Aktion bleibt im Verborgenen. Dafür weiß Kameramann Ottnar Gudnarson („Inhale“) die Stimmung in der ehemaligen Bunkeranlage des Militärstützpunktes wirkungsvoll zur Geltung zu bringen. Mit Außenaufnahmen ist der Film hingegen bewusst etwas sparsam und der überwiegende Teil der Handlung spielt in dem betonkalten, schlecht ausgeleuchteten und verwirrenden Bunker, in dem der Seder untergebracht ist.
Als Bonusmaterial gibt es auf der DVD noch ein Making Of zu sehen, das allerdings verzichtbar ist, weil die Interviews mit den Darstellern im Grunde nur Inhaltsangaben ihrer Rollen beinhalten und auch Regisseur Kasper Barfoed wenig Erhellendes über die Dreharbeiten auszusagen hat. so bleiben nur die gewohnten beglietenden Aufnahmen von den Dreharbeiten.
Wer auf psychologische Thriller steht, macht mit „The Numbers Station“ wenig verkehrt. Freunde von Verschwörungstheorien sollten allerdings nicht zu viel erwarten. Das Rätsel um die Zahlensender, die in der Tat auch heut noch betrieben werden, bleibt im Dunkeln.