cinetastic.de - Living in the Cinema

Sympathy for Delicious

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 10. Januar 2014

Sympathy for Delicious

In der Filmwirtschaft gibt es unzählige Beispiele in denen es gestandene und überaus erfolgreiche Darsteller und Darstellerinnen irgendwann hinter die Kamera zog, um in der Position des Regisseurs ihre ganz eigene Vorstellung eines Films zu verwirklichen. Egal ob dies Angelina Jolie mit ihrem Debüt „In the Land of Blood and Honey“ war oder gar Keanu Reeves mit „Man of Tai Chi“, dass Erstlingswerk ist zumeist als Übergang zu verstehen, bei dem die betreffende Person noch sehr viel ausprobiert und zu erlernen hat. Ganz ähnlich ergeht es Mark Ruffalo mit seinem Film „Sympathy for Delicious“, welcher im Ansatz viel verspricht und dabei dennoch ganz typische Fehler beinhaltet, welche erfahrene Regisseure nicht mehr begangen hätten.

Seit seinem Unfall befindet sich der aufstrebende DJ Dean O’Dwyer (Christopher Thornton) in einer Abwärtsspirale aus der es kein entkommen zu geben scheint, denn innerlich wütend und voller Ängste weiß er ohne seine Beine nutzen zu können mit seinem Leben nichts mehr anzufangen. Dean wohnt in seinem Wagen in Los Angeles, versucht mit Zigaretten und Alkohol über die Runden zu kommen, während er ab und an dem Priester Joe (Mark Ruffalo) einen Besuch abstattet, der sich in den Randgebieten der Stadt um die Obdachlosen, Armen und Kranken kümmert. Eines Tages erlangt Dean aus heiterem Himmel die Gabe kranke und behinderte Menschen zu heilen, was Joe natürlich gleich dazu auszunutzen gedenkt, um einerseits besagte Menschen von ihrem jeweiligen Leiden zu befreien, zum anderen aber auch mehr Aufmerksamkeit zu erzeugen, was wiederrum mehr Spendengelder einbringt. Zeitgleich trifft Dean aber auch die Gitarristin Ariel (Juliette Lewis), die sofort eine ganz besondere Bindung sieht. Ariel versucht Dean als DJ mit in ihrer Band unter zu bringen, doch die ersten Konflikte mit Leadsänger The Stain (Orlando Bloom) und Managerin Nina (Laura Linney) sind absehbar. Dean muss sich entscheiden ob seine Zukunft in den Slums liegt oder in der Mitte seiner Fans, die ihn und seine Musik feiern…

Sympathy for DeliciousNachdem Mark Ruffalo mit Filmen wie „Shutter Island“, „Marvel’s The Avengers“ und „Die Unfassbaren – Now You See Me“ bereits erfolgreich durchgestartet ist und auch sonst auf beinahe 60 Filme zurückblicken kann, wurde es Zeit ein neues Kapitel seiner Karriere aufzuschlagen. Ruffalo wollte Regie führen, seine eigenen Ideen umsetzen und zeitgleich eine der Hauptrollen in „Sympathy for Delicious“ spielen, für dessen Skript sich Drehbuchautor Christopher Thornton (High School Confidential – Der Teufel trägt Minirock) verantwortlich zeichnet.

Das aus dieser Kooperation entstandene Werk kann sich im Ansatz durchaus sehen lassen, denn mit der Welt der Armen und Obdachlosen sowie jener der Rockstars werden gleich zwei Leben gezeichnet, wie sie unterschiedlicher nicht aussehen könnten. Auf der einen Seite haben wir die Randbezirke von Los Angeles mit ihren vielen verlorenen Seelen um die sich Pfarrer Joe kümmert, auf der anderen die von Schweiß durchtränkte Halle, in der sich aufsteigende Rockstars von ihren Fans feiern lassen. Bei alledem ist die Doppelbelastung beider leider jederzeit anzumerken, denn wo man sich als Zuschauer auf der einen Seite recht unwirklich scheinenden Dialogen ausgesetzt sieht, mag die konzeptionelle Umsetzung von Seiten der Regie auch nicht vollends greifen.

Sympathy for DeliciousHier hätten sich beide lieber auf ihre jeweilige Rolle als Regisseur und Drehbuchautor konzentrieren sollen als beide Hauptrollen auch noch selber spielen zu wollen, denn wo sich am Anfang noch viele interessante und ungeklärte Aspekte ergeben, verliert man sich spätestens nach 30 Minuten in der Einfallslosigkeit zweier erfolgreicher Darsteller, die einfach mal etwas neues ausprobieren wollten. Dies ist zum einen stark an dem klischeebehafteten Handlungsstrang rund um die Rockband sowie Managerin Nina zu merken, zum anderen aber auch am vorhersehbaren Verlauf auf Seiten von Pfarrer Joe, der sich endlich seiner Berufung ausgesetzt sieht. Wie man letzteres besser machen kann haben wir erst kürzlich dem sehr intensiven Spiel von Javier Bardem in „To the Wonder“ entnehmen dürfen, denn wo dieser sich dem Zweikampf mit seinem Glauben ausgesetzt sah, ist die Figur des Joe doch bestenfalls oberflächlich entwickelt.

Stattdessen versucht sich Drehbuchautor Christopher Thornton einzig und allein auf die Figur des Dean zu konzentrieren, der voll innerer Ängste und Aggressionen einen Weg beschreiten muss für den er noch gar nicht bereit zu sein scheint. Geht er den Weg des Heilers und hilft er mit seiner Gabe den Armen und Kranken oder geht er jenen Weg des Musikers, den er durch seinen Unfall verlassen musste? Bei dieser Entscheidung sollen Selbsthass und finanzielle Wünsche eine große Rolle spielen, ein selbstverliebtes Auftreten sowie ein tragischer Fall rund um Bassistin Ariel, doch was benötigt es um einen Menschen wirklich zu reinigen und auf den richtigen Weg zu bringen?

Sympathy for DeliciousAll diese Fragen werden im sehr mystisch angehauchten „Sympathy for Delicious“ bestenfalls an der Oberfläche angesprochen, denn wo das Drehbuch schon inhaltlich nicht unbedingt viel an Stoff hergibt, lässt es leider in der Dialoggestaltung ebenso viele Wünsche offen. Daraus ergibt sich oftmals der Anschein das die Beteiligten einfach mehr wollten als sie im Grunde umsetzen konnten, so viel Energie auch in dieses Projekt hineinfließen mag. Auf Seiten der Darsteller ist dies ebenso zu merken, die durch ihre Doppelbelastung scheinbar stets ein Auge auf die Regie bzw. das Drehbuch haben mussten, worunter die eigene Darstellung zuweilen spürbar litt. Christopher Thornton schafft es kaum den Spagat zwischen dem ungläubigen Heiler und dem Musiker zu vollziehen, während Mark Ruffalo als Heiliger überwiegend blass bleibt, obwohl gerade er den gesäten Zwiespalt am ehesten hätte ausdrücken können. Wesentlich schlimmer hat es bei alledem allerdings Orlando Bloom (Fluch der Karibik) getroffen, der nicht nur kaum wiederzuerkennen ist, sondern gleichwohl ein Overacting par excellence hinlegt, dass man zuweilen darüber nachdenken muss ob er die Rolle von Leadsänger The Stain nun ernst meint oder doch alles nur Spaß sein soll. Einziger Lichtblick bei alledem soll ausgerechnet Juliette Lewis (Natural Born Killers) sein, die als drogenabhängige Bassistin wohl am ehesten das versucht zu zeigen, was ihre vielschichtige Figur auch ausdrücken soll.

Sympathy for DeliciousWer von der vielen Kritik nun nicht abgeschreckt ist und „Sympathy for Delicious“ gerade hinsichtlich des guten Soundtracks der Band The Besnard Lakes eine Chance geben möchte, dem bietet sich schon bald die entsprechende Gelegenheit, denn Koch Media bringt den Film auf Blu-ray, DVD und natürlich auch per Video-on-Demand ab dem 24. Januar 2014 in den Handel. Das Bild der Blu-ray ist mit 1080/24p gewohnt scharf und zuweilen farblich recht blass gehalten, während der Ton in DTS-HD 5.1 in den Sprachen Deutsch und Englisch gut auf die Boxen abgestimmt ist. Wie immer waren wir insbesondere an den Extras des Mediums interessiert, die diesmal jedoch recht übersichtlich gehalten waren. Neben einem neunminütigen Blick hinter die Kulissen gibt es einen exklusiven Audiokommentar von Christopher Thornton, Mark Ruffalo und Orlando Bloom, die nicht nur über den Film, sondern gleichwohl über ihre bereits lang anhaltende Freundschaft berichten und so jede Menge privates zu erzählen haben.

Man merkt „Sympathy for Delicious“ die Ambitionen an die Christopher Thornton und Mark Ruffalo bei diesem Projekt hatten, doch hätten sich beide in ihrem Regie- bzw. Drehbuchdebüt lieber einzig und allein darauf konzentrieren sollen. Obwohl gerade die Geschichte unglaublich viel Potential besitzt, bleibt davon leider vieles ungenutzt, sodass ihr Werk kaum über das Mittelmaß hinaus kommt.

  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1

Wir vergeben daher 6 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Koch Media

Kommentare

Keine Kommentare vorhanden.

Mit Facebook Anmelden um zu Posten!

Anmelden
Sympathy for Delicious

Länge: 96 min

Kategorie: Drama

Start: 24.01.2014

cinetastic.de Filmwertung: (6/10)

  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1

Bewertung Extras: (5/10)

  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1

Gewinnspiele

Gewinne Kinokarten, BluRays, DVDs,
Fan Packages und mehr!

Gleich mitmachen

Info

Sympathy for Delicious

Sympathy for Delicious

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 96 min
Kategorie: Drama
Start: 24.01.2014

Bewertung Film: (6/10)

  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1

Bewertung Extras: (5/10)

  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1
  • 1