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Top of the Lake

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 3. Dezember 2013

Top of the Lake

Im Bereich der Fernsehunterhaltung ist es praktisch unmöglich an Blockbustern wie „Game of Thrones“, „Homeland“ und vielen anderen aus dem US-amerikanischen Raum vorbei zu kommen, doch wo sich Amerika mit ihren bis zu 24 Folgen langen Serien etablierte, konnte sich Großbritannien in der Nische der Mini-Serien einen Platz in der vordersten Reihe sichern. Nach der überaus erfolgreichen Serie „Sherlock“ kommt nun mit „Top of the Lake“ ein Drama inmitten der wunderschönen Landschaft Neuseelands, dass einmal mehr zu überzeugen vermag.

Die 12-jährige Tui Mitcham (Jacqueline Joe) wird aus einem eiskalten See in den Bergen Neuseelands gezogen, doch obwohl alles auf eine wenig durchdachte Handlung im Affekt hindeutet, verbirgt sich dahinter doch ein weitaus größeres Geheimnis. Tui ist bereits im fünften Monat Schwanger, der Verdacht des sexuellen Missbrauchs liegt nahe und so beginnt Robin Griffin (Elisabeth Moss) in ihrer Heimatstadt zu ermitteln, befindet sie sich doch gerade auf der Durchreise. Die Spur führt zum lokalen Drogenboss Matt Mitcham (Peter Mullan), der nicht nur Tui’s Vater ist, sondern ebenso die kleine Stadt mit eiserner Hand regiert. Als Tui plötzlich auch noch verschwindet, liegt ein Gewaltverbrechen nahe, doch während die einen sich bereits mit ihrem Tod abgefunden haben, versucht Robin alles nur erdenkliche um die Kleine zu finden, bevor sie in den Wäldern allein entbinden muss…

Top of the LakeVor nunmehr zwanzig Jahren drehte Regisseurin Jane Campion (Bright Star – Meine Liebe. Ewig.) in ihrem Heimatland Neuseeland „Das Piano“ und erhielt dafür einen Oscar, nun zieht es sie nach unzähligen mehr oder minder erfolgreichen Werken zurück, um in einer Mini-Serie für die BBC in sechs Folgen von jeweils einer Stunde eine Geschichte zu erzählen, die in dieser Form wohl im US-Fernsehen undenkbar gewesen wäre. An ihrer Seite stehen mit Gerard Lee (Alle Männer sind Lügner) und Garth Davis (Love My Way) zwei Drehbuchautoren die nicht unbedingt bei der Masse bekannt sein dürften, ihr Können in „Top of the Lake“ aber kaum eindrucksvoller hätten darlegen können.

Eine Geschichte über Kindesmissbrauch, Drogen und Inzucht, mehr Tabuthemen hätten Jane Campion, Gerard Lee und Garth Davis gar nicht in einem Film verpacken können. Inmitten der wunderschönen Landschaft Neuseelands versuchen alle drei Bilder der Gegensätze entstehen zu lassen, wenn sich in einer Kleinstadt in Süd-Neuseeland inmitten wunderschöner Bergregionen ein Drama abspielt, das nur langsam aufgeklärt wird. Für selbige Aufklärung stehen den Drehbuchautoren etwa 360 Minuten zur Verfügung, doch in „Top of the Lake“ soll es sich nicht vornehmlich darum drehen wer die kleine Tui nun missbraucht haben könnte, sondern was sich in der Stadt über Jahrzehnte hinweg wirklich abgespielt hat. Hier steckt sprichwörtlich jeder mit jedem unter einer Decke, sexueller Missbrauch scheint kein Einzelfall zu sein und so offenbart sich für den Zuschauer neben der Geschichte von Tui parallel auch noch eine zweite, in der Polizistin Robin eine tragende Rolle spielen soll.

Top of the LakeBei alledem wird sehr viel wert auf die jeweiligen Figuren gelegt, die sich mit jeder neuen Folge ein wenig weiter entwickeln, mehr aus der jeweiligen Vergangenheit offenbaren und somit maßgeblich dazu beitragen, ein Bild über eine verschworene Gemeinschaft darzustellen, dass sich zuweilen erschreckend Detailgetreu für den Zuschauer darstellt. Natürlich steht bei alledem nicht nur das Wohl des betroffenen Kindes im Vordergrund, sondern ebenso jene Geschichte von einer Gruppe verlorener älterer Damen, die sich am nahe gelegenen See niedergelassen haben. In Containern und nur mit einer Matratze versuchen diese der Vergangenheit zu entfliehen, ein neues Leben zu beginnen, während mit GJ (Holly Hunter) eine geheimnisvolle Frau im Hintergrund steht, welche durchaus eigene Ziele verfolgen könnte.

Obwohl sich bei alledem die Geschichte gerade in den ersten Folgen überaus spannend entwickelt, ist der Verlauf nicht immer überraschend, insbesondere was das zu erwartende Finale angeht, wenn die verschiedensten Seitenarme der Story plötzlich zusammen finden. Ist dies der sechsteiligen Mini-Serie aber wirklich negativ anzulasten? Mitnichten wie wir finden, denn obwohl die Geschichte ganz ohne Frage für jeden im Vordergrund stehen sollte, sind es letzten Endes dennoch die Vielzahl an gebrochenen Personen, die hier das Interesse wecken. Egal ob dies Peter Mullan (Gefährten) in der Rolle des Drogenbosses ist der wirklich jedes Klischee erfüllt, Elisabeth Moss (Durchgeknallt) als taffe aber zugleich warmherzige Polizistin welche das Erlebte aus Sicht der Frau völlig anders reflektiert, während Holly Hunter (Die Unglaublichen) am ehesten als Mysterium zu beschreiben ist.

Top of the LakeNeben den eigentlichen sechs Folgen zu jeweils 60 Minuten bietet die Blu-ray und auch die DVD aus dem Hause Polyband aber noch weitaus mehr, denn entgegen vergleichbarer Veröffentlichungen erhalten wir diesmal neben der eigentlichen Serie ebenso die 50-minütige Dokumentation „From the Bottom of the Lake“ über die Entstehung von „Top of the Lake“, ein kurzes fünfminütiges „Behind the Scenes“ Feature von den Dreharbeiten am See sowie zwei kurze Sequenzen von der „Elisabeth Moss Story“ sowie der „Holly Hunter Story“, die jedoch kaum zusätzlich verwertbares Material beinhalten.

Jane Campion’s „Top of the Lake“ ist ein wirklich sehenswertes Drama über Sex, Gewalt, Inzucht und Drogen, dass in dieser Form wohl nur aus Großbritannien kommen kann. Obwohl die Geschichte mit voranschreitendem Verlauf etwas sehr vorhersehbar wirkt, kann doch insbesondere die feine Figurenzeichnung überzeugen.

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Wir vergeben daher 7 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Parisa Taghizadeh / See-Saw (TOTL) Holdings Pty Ltd. / polyband Medien Gmbh

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Top of the Lake

Länge: 360 min

Kategorie: Crime, Drama

Start: 15.11.2013

cinetastic.de Filmwertung: (7/10)

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Info

Top of the Lake

Top of the Lake

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 360 min
Kategorie: Crime, Drama
Start: 15.11.2013

Bewertung Film: (7/10)

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