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The East

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 11. November 2013

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Die US-amerikanische Schauspielerin, Drehbuchautorin und Produzentin Brit Marling hat mit ihren 31 Jahren bereits vieles ausprobiert, denn nach ihrem doch recht erfolgreichen Science Fiction Film „Another Earth“ und dem Sektendrama „Sound of My Voice“ wird sie bereits als neuer Stern des Independent Kinos gefeiert. Für ihren neusten Film „The East“ arbeitet Marling erneut mit ihrem Ex-Kommilitonen Zal Batmanglij zusammen, die beide einen packenden Öko-Thriller kreierten, der nur wenige dramaturgische Schwächen aufweist.

Die ehemalige FBI Agentin Sarah Moss (Brit Marling) arbeitet seit neustem für die international agierende Sicherheitsfirma Hiller Brood, die es sich zur Aufgabe gemacht hat sich in Terrorzellen einzuschleusen und somit ihre Mandanten rechtzeitig Informationen zuzuspielen, bevor es zu spät ist. Sarahs erster Auftrag lautet ein Teil der Öko-Terroristen The East zu werden, die es mit ihrem anarchistischen Gedankengut in erster Linie auf wohlhabende Konzernchefs abgesehen haben, die mit dem Leid anderer Leute gutes Geld verdienen.

The-east-4Besagte Gruppe steht unter der Leitung des leicht verschrobenen Benji (Alexander Skarsgård), der sich neben der freien Liebe und der Meinungsfreiheit in erster Linie dafür einsetzt, dass jene Menschen mit den gleichen Mitteln zur Verantwortung gezogen werden, die sie der Bevölkerung zumuten. Obwohl Sarah als gestandene und willensstarke Frau auf eigenen Beinen steht, dringt sie mit der Zeit mehr und mehr in die Welt von The East ein, lernt ihre Ideale verstehen und kommt so immer mehr in jenen Gewissenskonflikt, bei dem sie ihrer Chefin Sharon (Patricia Clarkson) doch stets über neue Anschlagsziele auf dem laufen halten soll…

Bei ihrer letzten Zusammenarbeit in „Sound Of My Voice“ konzentrierten sich Brit Marling (Arbitrage) und Regisseur Zal Batmanglij (The Recordist) in erster Linie auf das Gefühlsleben der verschiedenen Sektenmitglieder, während Marling das unscheinbare Oberhaupt gab. Mit „The East“ knüpfen beide ganz ohne Frage an ihr früheres Werk an, denn auch diesmal soll eine abgeschottete Gruppe, das Leben innerhalb dieser und eine Form der Gemeinschaft und des Zusammenhalts im Vordergrund stehen, bei dem Marling allerdings die Seiten wechselt. War das Drehbuch von „Sound Of My Voice“ noch sehr stark auf die Sekte an sich beschränkt, versuchen Marling und Batmanglij diesmal ein wesentlich breiteres Publikum anzusprechen, wenn sie ihren Öko-Thriller nicht nur offener und wesentlich spannender gestalten, sondern dabei auch aktuelle Probleme ansprechen, die wir bereits aus den Nachrichten zur genüge kennen.

The-east-3Bei alledem entsteht ein wesentlich differenzierteres Bild als jenes von Gut und Böse, wenn Sarah nach einer selbst zugefügten Verletzung im Haus von The East ankommt. In einer Zwangsjacke muss sie nun mit den anderen Mitgliedern am Tisch essen, wobei diese ihr den Vortritt lassen. „Es gibt kein richtig oder falsch“ bekommt sie von Benji gesagt, woraufhin sie anfängt wie ein Hund ihr Suppe zu schlürfen. Es folgt ein Erwachen wie es deutlicher kaum sein könnte, denn während sie sich auf der einen Seite vorgeführt sieht, muss sie auf der anderen erkennen, dass die Gruppe in erster Linie Wärme, Zuneigung und vor allem Zusammenhalt auszeichnet.

Natürlich ist der weitere Verlauf stark vorhersehbar, wenn Sarah langsam von den Idealen der Gruppe eingenommen wird, den nötigen Abstand für ihre Entscheidungen verliert und sich ganz nebenbei auch noch in Benji verliebt, während zuhause doch ihr eigentlicher Freund wartet. Bei alledem verliert sich Batmanglij allerdings nie in Klischees, was insbesondere in so mancher Situation zu erwarten gewesen wäre. Stattdessen konzipiert er zusammen mit Marling einen spannenden Thriller bei dem insbesondere die Art der drei Aktionen begeistern, wenn sie auf einmal damit beginnen Konzernchefs mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. In einer ganz starken Szene im Mittelteil des Filmes trifft Izzy (Ellen Page) auf ihren Vater (Jamey Sheridan) und statuiert an diesem ein Exempel, was durch die Darsteller selber nicht nur ungemein intensiv herüber gebracht wird, sondern ganz nebenbei die Grenzen zwischen einfachem Öko-Terrorismus und Fanatismus verschwimmen lässt.

The-east-2Im Bereich der Darsteller treffen wir für eine gerade mal 6 Mio. Dollar teure Independent Produktion gleich mehrere hochkarätige Schauspieler an, die man hier wohl in erster Linie weniger vermutet hätte. Alexander Skarsgård (Melancholia) als Anführer Benji der so manch seiner Worte in gleich mehrerer Hinsicht unterschiedlich auslegt, Ellen Page (Juno) als fanatische Izzy die selbst vor ihrem Vater nicht Halt macht, während Toby Kebbell (Zorn der Titanen) ganz stark die Figur des Doc spielt, dessen persönliches Schicksal mit dem der Gruppe verbunden ist. Nicht weniger gelungen präsentiert sich aber auch Hauptdarstellerin Brit Marling, die hin und her gerissen zwischen beiden Seiten eine spürbare Entwicklung durchmacht und letzten Endes ihre eigenen Entscheidungen trifft.

Ab dem 15. November 2013 ist Zal Batmanglij sein Öko-Thriller „The East“ im Verleih von 20th Century Fox auf DVD im Handel erhältlich und in erster Linie all jenen zu empfehlen, die spannende Independent Produktionen zu schätzen wissen. Das Bild der DVD ist in erster Linie scharf und kontrastreich, während der Ton in Dolby Digital 5.1 in den Sprachen Deutsch, Englisch, Italienisch und Französisch gut auf die Boxen abgestimmt ist. Die Extras der DVD sind diesmal recht übersichtlich gehalten, bei denen wir in gleich zwei Features ein Interview zwischen Zal Batmanglij und seinem Bruder Rostam zu sehen bekommen, in denen sie in erster Linie auf die Entwicklung der Musik und der visuellen Umsetzung eingehen (zusammen 6 Minuten). Neben einigen Trailern bildet eine Unterhaltung zwischen Zal Batmanglij und Brit Marling den Abschluss, bei der beide auf Fragen eines Journalisten eingehen und diese mehr oder minder ausführlich beantworten(4 Minuten).

Mit „The East“ präsentieren Zal Batmanglij und Brit Marling einen spannenden Öko-Thriller, der sich vor hochbudgetierten Filmen nicht zu verstecken braucht. Das Thema ist intensiv, die Umsetzung gelungen und auch wenn er zum Teil stark vorhersehbar ist, ist er doch bis zum Ende unterhaltend.

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Wir vergeben daher 7 von 10 Filmpunkten.

Copyright: 20th Century Fox

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The East

Länge: 116 min

Kategorie: Crime, Drama

Start: 15.11.2013

cinetastic.de Filmwertung: (7/10)

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Info

The East

The East

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 116 min
Kategorie: Crime, Drama
Start: 15.11.2013

Bewertung Film: (7/10)

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