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11 Freundinnen

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 25. November 2013

11 Freundinnen

Der letzte Gewinn einer Fußballweltmeisterschaft liegt bei den Männern nunmehr 22 Jahre zurück, denn seitdem wir im Jahre 1991 im Finale gegen Argentinien bestehen konnten, war nicht mehr viel an Titeln zu holen. Ganz anders sieht es bei den Damen aus, die bei den Weltmeisterschaften im Jahre 2003 und auch 2007 nach der begehrten Trophäe greifen konnten und dieses Glanzstück im Jahre 2011 wiederholen wollten, wo sie von Sung-Hyung Cho ein halbes Jahr lang begleitet wurden.

Nachdem die Damen der deutschen Fußballnationalmannschaft bereits zwei Mal in Folge die Weltmeisterschaft gewinnen konnten waren die Erwartungen natürlich entsprechend hoch, insbesondere wenn die WM erstmalig im eigenen Land stattfindet und man so den Frauenfußball nachhaltig beeinflussen kann. Die koreanische Regisseurin Sung-Hyung Cho (Full Metal Village) wurde auf diese Sportart erst bei einem Vorbereitungsspiel zwischen Süd-Korea und Deutschland aufmerksam, woraufhin sie nach ihrem recht erfolgreichen Film „Endstation der Sehnsüchte“ kurzerhand beschloss die Damen ins Rampenlicht zu stellen.

11 FreundinnenSung-Hyung Cho stieß bereits im Winter vor dem Turnier zu den Spielerinnen, um nicht nur die Vorbereitung komplett mitmachen und filmen zu können, sondern gleich fünf Porträts von Frauen zu zeichnen, die in „11 Freundinnen“ maßgeblich im Vordergrund stehen sollen. Mit Lira Bajramaj, Bianca Schmidt, Dszenifer Marozsán, Anja Mittag und Uschi Holl hat Sung-Hyung Cho schnell Damen gefunden die ein überaus komplexes Leben darzustellen haben, von denen nicht jede in der Endauswahl stand und man somit nicht nur die erfreuten, sondern gleichwohl auch die enttäuschten Gesichter sieht. Jede für sich ist mit ihren jeweiligen Vereinen zum Teil überaus erfolgreich in der Vergangenheit gewesen, jede für sich kann bereits auf den einen oder anderen Titel zurückblicken und dennoch soll auch diese Weltmeisterschaft kein Selbstläufer sein, wie ein ums andere Mal betont wird.

Obwohl die Vorbereitung in ihren jeweiligen Stadien gut eingefangen wird und auch das Training und die Ansprachen von Bundestrainerin Silvia Neid immer präsent für den Zuschauer aufbereitet werden, sollen dennoch in einzelnen Interviews besagter fünf Spielerinnen im Vordergrund stehen. Diese berichten von den finanziellen Schwierigkeiten im Frauenfußball, von jenem Fakt das man vom Sport allein noch lange nicht leben kann und so muss ein jeder für seine Zukunft vorsorgen, könnte der Traum einer erfolgreichen Karriere als Sportler doch jeden Tag vorbei sein. Entgegen ihrer männlichen Kollegen müssen diese neben rund fünf Mal Training pro Woche auch noch einem richtigen Job nachkommen, wodurch der Zuschauer zum Teil Einblicke in die Berufsausbildung einer Sportlerin erhält, zum anderen aber auch in die jeweiligen Zukunftsperspektiven, wo sie sich alle irgendwann einmal sehen.

11 FreundinnenNeben den besagten Ansprachen von Silvia Neid und den zahlreichen Interviews der Sportlerinnen kommt aber auch der Trainerstab zu Wort, was zum Teil recht witzige Züge annehmen kann. Wenn Torwarttrainer Michael Fuchs plötzlich die Geburtstagsansprache halten muss oder Mentaltrainer Arno Schimpf über die psychischen Probleme bei solch einer Weltmeisterschaft berichtet, ist dies nicht nur interessant, es verleiht auch weiteren Einblick in eine Sportart, die man bisher fast ausschließlich mit den Männern in Verbindung gebracht hatte. Wünschenswert wären bei alledem noch Interviews mit Silvia Neid gewesen, auf die jedoch im gegenseitigen Einverständnis komplett verzichtet wurde.

So interessant und spannend „11 Freundinnen“ auch ist, so vermisst man zuweilen eine entsprechende Distanz und vor allem eine kritische Hinterfragung des Themas. Vieles wirkt rein äußerlich als eine Art Werbefilm für den Frauenfußball, eine Aufarbeitung wie es zum Ausscheiden im Viertelfinale kommen konnte passiert nicht und so werden auch jene Themen kaum angesprochen, die damals in Presse und Medien für mehrere Wochen präsent waren. Wünschenswert wäre an dieser Stelle eine kritische Hinterfragung der taktischen Aufstellung von Silvia Neid gewesen, den Problemen die mit der Personalie Birgit Prinz einhergingen und somit ein wenig mehr Menschlichkeit, die man hier zuweilen etwas vermisst.

11 FreundinnenNatürlich werden bei alledem auch kurze Sequenzen der eigentlichen Spiele eingefangen, in wenigen Szenen wird zu Fanfesten übergeblendet, wo man zuweilen ältere Fußballbegeisterte sieht, die scheinbar zum allerersten Mal in ihrem Leben ein Fußballspiel der Damen sehen. Besagte Fans kommentieren diese Spiele zum Teil mit recht witzigen Phrasen, während im nächsten Moment bereits wieder der Ernst des Lebens weitergeht und die Kamera ganze 21 Spielerinnen zeigt, die im Zug sitzend sich zum nächsten Austragungsort begeben.

Der eine oder andere wird sich nun vermutlich fragen weshalb eine Dokumentation über die Fußballweltmeisterschaft der Damen erst jetzt erscheint, was schlicht und ergreifend mit einem nicht ganz so optimalen Marketing zu begründen ist. Bereits die entsprechende Auswertung fürs Kino wurde gleich mehrere Male verschoben, die entsprechende Veröffentlichung im Bereich des Home Entertainments ist nun zumindest halbwegs nah an der gewonnenen Europameisterschaft der Damen, die sich im Sommer erfolgreich im Finale mit 1:0 gegen Norwegen durchsetzen konnten.

Mit „11 Freundinnen“ zeichnet Sung-Hyung Cho ein durchaus interessantes Porträt von gleich fünf Spielerinnen der deutschen Nationalmannschaft, die sich bei der WM 2011 leider nicht durchsetzen konnten. Obwohl der Verlauf der Vorbereitung und die eigentlichen Spiele gut aufbereitet sind, fehlt dennoch die kritische Hinterfragung nach dem Scheitern, wodurch diese Dokumentation zuweilen recht eindimensional wirkt.

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Copyright: NFP marketing & distribution, Pandora - Engelhard

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11 Freundinnen

Länge: 102 min

Kategorie: Documentary

Start: 07.11.2013

cinetastic.de Filmwertung: (6/10)

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11 Freundinnen

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 102 min
Kategorie: Documentary
Start: 07.11.2013

Bewertung Film: (6/10)

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