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The Deep

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 13. Oktober 2013

The Deep

Der Isländer Baltasar Kormákur hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten nicht nur als Schauspieler und Regisseur, sondern auch als Drehbuchautor etabliert. Er erschuf im Jahre 2000 den großartigen Film „101 Reykjavik“ der auf zahlreichen Festivals für Begeisterung sorgte, während er danach den Sprung nach Hollywood erfolgreich vollzog, wo er mit „Contraband“ ein sehenswertes Debüt präsentierte. Obwohl er in der Filmhochburg der Welt angekommen ist, pendelt Kormákur dennoch weiter zwischen Island und Hollywood, um einerseits seine Wurzeln, zum anderen aber auch seine Karriere nicht zu vernachlässigen.

Island im Jahre 1984: Im Grunde ist es ein Abend wie jeder andere auf dieser kleinen vom Vulkan zerklüfteten Insel, denn während einige Hundert Einwohner tagtäglich um das eigene Überleben kämpfen, wird sich des Abends in diversen Spelunken besinnungslos betrunken. So auch an diesem Abend an dem der etwas korpulente Gulli (Ólafur Darri Ólafsson) seinen neuen Koch versucht aus einer Schlägerei zu befreien, woraufhin dieser zusammen mit seinen übrigen Kameraden kurzerhand an anderer Stelle weiter trinkt.

Am nächsten Morgen sind alle verkatert, doch das Leben in Island ist hart und so fahren sie zusammen mit ihrem Boot hinaus aufs Meer, betend das der Fang besser werde als der letzte. Kurz vor 21.30 Uhr verfängt sich schließlich das Schleppernetz an einem riesigen Felsen auf dem Meeresgrund, woraufhin das Schiff gnadenlos in Schräglage gerät. Während die einen das neue Netz nicht kappen wollen glaubt der Captain noch daran das Schiff befreien zu können, doch kurze Zeit später befinden sich alle im eiskalten Wasser, denn das Boot sinkt dem Grunde entgegen…

The DeepBasierend auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahre 1984 widmet sich Regisseur und Drehbuchautor Baltasar Kormákur nun wieder einer Geschichte aus seinem Heimatland, die er so, mehr oder weniger, selber miterlebt hat. Die Geschichte vom Überleben eines Fischers im eiskalten Wasser stand damals in den Zeitungen und wurde als kleines Wunder gefeiert, woraufhin diese nicht nur als Theaterstück adaptiert wurde, sondern nun auch seinen Weg auf die große Leinwand findet. Entgegen seiner früheren Filme versucht sich Kormákur diesmal jedoch nicht in erster Linie rein auf seine Figuren zu konzentrieren, sondern auf die raue und unwirklich erscheinende Natur, welcher die Isländer tagtäglich ausgesetzt sind.

Eingeteilt in drei Akte beginnt Kormákur am Anfang seines Filmes ein Bild der dort lebenden Menschen zu zeichnen, wie diese sich des Abends im Schneesturm zur örtlichen Kneipe durchkämpfen, dort ausgelassen feiern, nur um am nächsten Morgen verkatert auf See zu fahren, ist der Fischfang doch für alle überlebenswichtig. Dabei geht er weniger auf die Personen selber ein, er zeigt uns keine mehrdimensionalen Figuren die durch ihre Tiefe überzeugen, er zeichnet vielmehr schablonenhaft jene Menschen, die schon bald den Tod finden werden.

The DeepSobald das Schiff kentert und die Besatzungsmitglieder nach nur 20 Minuten im Wasser sind, ist er erste Teil abgeschlossen und Kormákur widmet sich rein der Erzählung vom Überleben, wie der 22-jährige Gulli im eiskalten Wasser ist und in der Dunkelheit nicht weiß wo er hinschwimmen muss. Seine Freunde und Kollegen sind tot, aufgegeben hat er innerlich schon lange und dennoch treibt es ihn irgendwie doch aufs Festland zu. Es kommen Erinnerungsfetzen der Kindheit wieder hoch als er die Insel wegen des Vulkanausbruchs verlassen musste, er macht sich Gedanken um noch nicht erledigte Dinge, er findet Gründe um doch noch weiter zu schwimmen, obwohl sich ein Ausweg am Horizont nicht abzeichnet. Die Gedanken und die Rückblicke werden unterbrochen von Gesprächen mit einer Möwe die ihn anleitet, die immer wieder bei ihm ist, die ihm Hoffnung und Mut verleiht, zumindest aber eine Art von Halt. Für Kormákur ist aber auch dieser Überlebenskampf seines Protagonisten nicht wichtig, er versucht auch nicht diesen dramaturgisch entsprechend zuzuspitzen, denn nachdem er sich rund 30 Minuten im eiskalten Wasser befand und im Anschluss über die spitzen Felsen zurück ins Heimatdorf gehen musste, geht der Film über in den dritten und letzten Teil, in welchem Gulli von zahlreichen Wissenschaftlern untersucht wird.

The DeepBei alledem ist die dreigeteilte Geschichte eher zweitrangig, wir erfahren nicht unbedingt viel aus dem Leben der im Mittelpunkt stehenden Figur, stattdessen ist für Kormákur ein Protagonist stets am wichtigsten und dies ist sein eigenes Heimatland. Island ist stets omnipräsent, wenn es mit seiner Kälte, seinem unwirklich erscheinendem Wetter im Vordergrund steht und jenen Überlebenskampf skizziert, dem die Fischer tagtäglich ausgesetzt sind. Die Bilder von Kameramann Bergsteinn Björgúlfsson (Black’s Game – Kaltes Land) sind bei alledem zumeist sehr dunkel, gleiten oft sehr ins monochrome ab, um die Natur so in Bilder zu fangen, wie sie sich den Menschen dort selber präsentiert.

Um all dies möglichst glaubhaft zu halten wollte Kormákur von Anfang an gar nicht groß auf Spezialeffekte setzen, dass Kentern des Bootes womöglich im Studio auf Green-Screen drehen, denn dies hätten die Isländer sofort erkannt. Stattdessen mussten die Darsteller ins eiskalte Wasser vor Island springen, wo er ein Schiff kentern ließ, um genau diesen Überlebenskampf glaubhaft abzubilden, bei dem insbesondere Ólafur Darri Ólafsson (Contraband) eine unglaubliche Leistung hat abliefern können.

Ab dem 5. November 2013 ist „The Deep“ im Verleih von MFA+ auf Blu-ray, DVD und Video on Demand im Handel erhältlich und all jenen zu empfehlen, die gute Dramen zu schätzen wissen. Das Bild ist mit 1080/24p gewohnt scharf und überaus dunkel gehalten, während der Ton in DTS-HD 5.1 (DVD in Dolby Digital) in den Sprachen Deutsch und Isländisch gut auf die Boxen abgestimmt ist. Wie immer waren wir insbesondere an dem zusätzlichen Material des Mediums interessiert, um mehr über die Produktion zu erfahren. Leider liegt uns diesmal mit Ausnahme eines Trailers rein gar nichts vor, was in Anbetracht der hochwertigen Produktion dann doch enttäuschend ist. Ein kleines Making Of vom Dreh und einige Interviews wären sicherlich möglich gewesen.

Mit „The Deep“ hat Baltasar Kormákur eine überaus interessante Geschichte seines Heimatlandes verfilmt, bei der es ihm – entgegen dem abgebildeten Cover – nicht rein um das Überleben auf See geht, sondern vielmehr um die Natur Islands und dessen Geschichte.

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Wir vergeben daher 7 von 10 Filmpunkten.

Copyright: MFA+

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The Deep

Länge: 95 min

Kategorie: Drama

Start: 05.11.2013

cinetastic.de Filmwertung: (7/10)

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Info

The Deep

The Deep

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 95 min
Kategorie: Drama
Start: 05.11.2013

Bewertung Film: (7/10)

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