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Tom und Hacke

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 22. September 2013

Tom und Hacke

Die Geschichten Mark Twains über seine beiden Romanhelden Tom Sawyer und Huckleberry Finn sind nicht nur im Fernsehen immer gern in den verschiedensten Variationen zu sehen, sondern im Kino ebenso. Erst kürzlich überraschte uns Hermine Huntgeburth mit ihren beiden sehr nah am Roman angesiedelten Filmen „Tom Sawyer“ und „Huck Finn“, während nun Norbert Lechner einen komplett anderen Ansatz wählt. Aus Budgetgründen verlegt dieser die Geschichte kurzerhand von den Südstaaten ins beschauliche Niederbayern der Nachkriegszeit, wo er eigene Ideen mit bekannten Elementen des Buches verbindet.

In einer Kleinstadt Bayerns kurz nach dem Zweiten Weltkrieg: Nach dem Tod seiner Eltern lebt Tom (Benedikt Weber) bei seiner Tante Polli (Franziska Weisz), doch anstatt dieser zur Hand zu gehen, heckt er lieber diverse Lausbubenstreiche zusammen mit seinem besten Kumpel Hacke (Xaver-Maria Brenner) aus, welche die verschiedensten Menschen regelmäßig zur Weißglut treiben. Bei einem dieser Streiche ist ausgerechnet Tante Polly’s Nähmaschine kaputt gegangen, mit der sie durch Näharbeiten die Familie ernährt, doch auch dafür weiß Tom bereits einen Ausweg. Bei einem nächtlichen Ausflug haben nämlich er und Hacke einen Mord beobachtet für den ein Unschuldiger verhaftet wurde, doch anstatt dies der Polizei zu melden, haben sie es viel lieber auf die Schmuggelware von Ami Joe (Fritz Karl) abgesehen, mit der Tom seiner Tante eine neue Nähmaschine kaufen und diese doch noch aus der Bredouille befreien könnte…

Tom und HackeNachdem sich Regisseur und Drehbuchautor Norbert Lechner nach seinem im Jahre 1991 gedrehten Film „Wounded Faces“ ganze 16 Jahre für seinen nächsten Film „Toni Goldwascher“ Zeit ließ, sollte diesmal alles etwas schneller vonstatten gehen. Lose basierend auf den Kinder- und Jugendromanen von Mark Twain präsentiert dieser nun zusammen mit seinem Drehbuchautor Rudolf Herfurtner (Wunderjahre) eine Tom Sawyer und Huckleberry Finn Adaption, die dieser aus Budgetgründen kurzerhand von den Südstaaten ins beschauliche Niederbayern der Nachkriegszeit verlegt. Was sich anfangs noch anhört wie eine Verunstaltung eines großartigen Romans, entpuppt sich letztendlich aber als durchaus gelungener Schachzug, erschafft dieser doch etwas komplett Neues, ohne auf die ursprünglichen Werte der Figuren zu verzichten.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die beiden bekannten Lausbuben Tom Sawyer und Hack(e) Finn, die diesmal zwar nicht den Mississippi und das kleine Städtchen Louisiana unsicher machen, sondern eine nach dem Zweiten Weltkrieg besetzte Stadt im beschaulichen Niederbayern, wo alle Einwohner um ihre Existenz kämpfen. Es werden Zigarettenstummel von der Straße gesammelt, Tante Polli versucht mit Näharbeiten für die Amerikaner über die Runden zu kommen, während in den Schulen langsam wieder Normalität einzuziehen scheint. Natürlich gibt es neben dieser positiv erscheinenden Fassade ebenso negative und undurchsichtige Individuen, bei denen diesmal der amerikanische Schmuggler Joe zum Zuge kommen soll, der bei einem seiner Unternehmungen durchaus auch einen Mord in kauf nehmen kann.

Tom und HackeStimmen bis hierhin noch die verschiedensten kleineren Ansätze von Twains ursprünglicher Geschichte überein, verspricht Norbert Lechner nun die ersten eigenen Ideen, lässt man einmal die bekannte und sich anbahnende Liebelei mit Biggi (Julia Forstner) außen vor, die hier recht zurückgezogen und fast schon vernachlässigbar mit eingearbeitet wurde. Norbert Lechner legt vielmehr darauf Wert mit Tom und Hacke zwei Lausbuben zu präsentieren die letzten Endes doch darauf bedacht sind das richtige zu unternehmen, wobei der hoch erhobene pädagogische Zeigefinger doch recht zahm zu Werke geht und stets auch der vermeidliche tolleriert.

Während die als Kinderkrimi aufgebaute Geschichte gerade jüngere unterhalten wird, sind dem Setting zuweilen doch sehr die stark beschränkten Mittel anzusehen. Insbesondere bei einer Geschichte in der Nachkriegszeit spielend hätte man doch etwas mehr Authentizität erwarten können, was hier zum Glück zwei stark aufspielende Jungdarsteller zum Großteil zu kompensieren wissen. Mit Benedikt Weber wurde ein junger Bursche gefunden dem der Schabernack fast die ganze Zeit anzusehen ist, während Kenner der ursprünglichen Romane dann doch etwas in jener Figur des Hacke vermissen, die Xaver-Maria Brenner darzustellen versucht. Vom ursprünglichen Landstreichen Huck bzw. Hacke ist nur wenig zu sehen, auch wenn seine Dialoge oftmals in die richtige Richtung abzielen, versucht dieser doch von den Erwachsenen unabhängig zu agieren.

Tom und HackeSo gelungen all dies im Grunde für die kleineren Zuschauer konzipiert wurde, so schwer dürfte für den einen oder anderen so manch Dialogzeile zu verstehen sein, sind diese doch komplett im bayrischen gehalten. Bei vielem kann man zumindest erahnen was die Kleinen gesagt haben könnten, was letztendlich für jene Zuschauer die dem bayrischen nicht mächtig sind, dann doch etwas den Spaß nehmen könnte. An dieser Stelle wäre eine hochdeutsche Synchronisation als zweite Tonspur durchaus angebracht gewesen, zumindest aber optionale deutsche Untertitel.

Mit „Tom und Hacke“ präsentiert Norbert Lechner eine durchaus gelungene und sehr freie Erzählung nach dem Roman von Mark Twain, bei der er einerseits ein komplett anderes Setting wählt, zum anderen aber auch eine leicht abgeänderte Geschichte mit eigenen Ideen zu verbinden versteht. Trotz des niedrigen Budgets ist es eine gute Umsetzung geworden, bei der dennoch wohl viele kleinere Zuschauer an der bayrischen Sprachbarriere scheitern werden.

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Wir vergeben daher 6,5 von 10 Filmpunkten.

Copyright: good!movies

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Tom und Hacke

Länge: 90 min

Kategorie: Adventure, Family

Start: 25.10.2013

cinetastic.de Filmwertung: (6,5/10)

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Info

Tom und Hacke

Tom und Hacke

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 90 min
Kategorie: Adventure, Family
Start: 25.10.2013

Bewertung Film: (6,5/10)

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