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Der große Gatsby

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 13. September 2013

Der große Gatsby

In steter Regelmäßigkeit versuchen sich einige Filmemacher an Klassikern der Weltliteratur, die einfach nicht zu verfilmen sind. Im Falle von F. Scott Fitzgerald’s „Der große Gatsby“ trauten sich bisher jedoch erst zwei Regisseure an diesen Stoff, doch während Elliott Nugent’s Version im Jahre 1949 noch recht unbeholfen wirkte, konnte auch Jack Clayton’s Adaption im Jahre 1974 nur wenig überzeugen, obwohl die Hauptdarsteller mit Robert Redford und Mia Farrow recht eindrucksvoll besetzt waren. Im dritten Anlauf unter der Regie von Baz Luhrmann soll nun alles besser werden, denn während dieser einerseits eine komplette Neuinterpretation versucht, widmet sich Kameramann Simon Duggan einer Bildkomposition der Poesie, die zum Träumen verleitet.

New York in den 20er Jahren: Nick Carraway (Tobey Maguire) ist gerade erst nach Long Island gezogen um als Börsenmakler voll durchzustarten, da wird dieser von den vielen aufreizenden jungen Menschen abgelenkt, die ein jedes Wochenende auf ein Anwesen direkt neben seinem Haus fahren. Dort wohnt der berühmt berüchtigte Millionär Jay Gatsby (Leonardo DiCaprio), der nicht nur die größten Partys organisiert, sondern um den sich ebenso viele Gerüchte ranken. Ist Gatsby ein Agent der Vereinigten Staaten? Ein Mörder, Kriegsheld oder sogar ein Spion der Deutschen? Niemand weiß genaueres, niemand hat Gatsby jemals zu Gesicht bekommen und dennoch soll ausgerechnet Nick schon bald so etwas wie ein Freund für Gatsby werden, hat dieser doch ein großes Problem.

Der große GatsbyVor vielen Jahren verliebte er sich als mittelloser Soldat in die wunderschöne Daisy (Carey Mulligan), die er allerdings aufgrund seiner finanziellen Probleme zurücklassen musste, woraufhin diese schon bald den reichen Polospieler und Lebemann Tom Buchanan (Joel Edgerton) heiratete. Zufällig ist aber genau Nick der Cousin von Daisy, woraufhin er diesem kurzerhand um ein Treffen mit seiner alten Flamme bittet. Die Liebe flammt neu auf, Daisy ist es leid von den Affären ihres Mannes zu hören, woraufhin Gatsby und Daisy schon bald das neue Traumpaar am New Yorker Nachthimmel werden, doch auch diese Liebe steht diesmal unter keinem guten Stern…

Regisseur und Drehbuchautor Baz Luhrmann (Australia) wollte sich nach seinem Film „Moulin Rouge“ eine kleine Pause gönnen und beschloss eine Reise mit der transsibirischen Eisenbahn zu unternehmen. Sechs Tage in alten Wagons, neben reichlich Kleidung hatte dieser nur ein paar Flaschen Rotwein sowie zwei Hörbücher dabei. Eines dieser Hörbücher war F. Scott Fitzgerald’s (Der seltsame Fall des Benjamin Button) „Der große Gatsby“, von dem dieser sofort wie verzaubert war. Es folgten sogleich erste Ideen zur Umsetzung, die Rechte wurden sich gesichert, doch um es gänzlich so zu realisieren wie es sich Luhrmann vorstellte, musste er noch einige Jahre warten, bis die entsprechende 3D Revolution perfektioniert war.

Der große GatsbyZusammen mit seinem Co-Autor Craig Pearce (William Shakespeares Romeo & Julia) erschuf Baz Luhrmann eine Interpretation die sich überaus dicht an der entsprechenden Romanvorlage bewegt, ohne dabei auf eigene Nuancen zu verzichten, um dem Werk seinen ganz persönlichen Stempel aufzudrücken. War die entsprechende Vorlage noch komplett aus den Augen von Nick Carraway erzählt worden, löst sich Luhrmann davon insoweit, als dass er darauf zwar nicht komplett verzichtet, die jeweiligen Rückblenden mit einem unterlegten Voice-Over-Kommentar aber soweit reduziert, wie es die Geschichte verträgt. In dieser berichtet er in erster Linie vom ausschweifenden Leben der Oberschicht New Yorks, von einer gesättigten Gesellschaft die scheinbar alles zu haben scheint sowie von Arm und Reich, was hier in erster Linie durch den Konflikt von Gatsby und Tom versucht wird auszudrücken, buhlen beide doch um die Gunst von Daisy.

Es ist aber nicht nur dieses Buhlen das „Der große Gatsby“ so gelungen erscheinen lassen, es ist auch weniger die bekannte Geschichte die oft durch Texteinblendungen von Dialogen des Buches noch mehr Authentizität bekommt, es sind vor allem die ausschweifenden Bilder von Kameramann Simon Duggan (I, Robot), die zum Träumen einladen. Unter der malerischen Kulisse eines New Yorks der 20er Jahre werden rauschende Feste in einer Farbenpracht gefeiert wie man es selten zuvor sah, jede Einstellung scheint perfekt ausgeleuchtet zu sein, während bei alledem die malerische Schönheit obsiegt und die offensichtlichen Probleme kaschiert werden.

Der große GatsbyEs sind aber nicht nur diese Bilder die letztendlich begeistern, es ist vor allem die eigentliche Wahl der Darsteller, die man hier kaum perfekter hätte treffen können. Wenn Leonardo DiCaprio (Departed – Unter Feinden) nach rund 30 Minuten zum ersten Mal die Bühne betritt, dieser sein verschmitztes Lächeln abliefert und damit sofort den Zuschauer für sich gewinnen kann, so hat dies ganz ohne Zweifel etwas von jener Romanfigur, die wir in F. Scott Fitzgerald’s Klassiker haben lieben dürfen. Entgegen der Buchvorlage wirkt die Interpretation von DiCaprio hier jedoch wesentlich verletzlicher, denn wenn dieser in der Gegenwart von Daisy plötzlich Schweißausbrüche bekommt oder ungeschickt ein Gegenstand nach dem anderen umwirft, hat dies ganz ohne Zweifel etwas von Verletzlichkeit.

Genauso wie DiCaprio in der Rolle des Gatsby überzeugt, liefert Joel Edgerton (Warrior) eine doch recht ansehnliche Darbietung des reichen Polospielers Tom ab, der entgegen seiner vielen Affären einfach nicht von Daisy lassen kann und das direkte Duell mit Gatsby sucht. An dieser Stelle ist es aber weniger die Frau um die sich alles dreht, es ist verletzter Stolz, Eitelkeiten und vor allem jener Fakt, dass Reich nicht gleich Reich bedeutet. In einer der ganz wenigen Szenen in denen beide zusammen gegen Ende im schwülen Hotelzimmer sitzen gehen beide aus sich heraus, lassen alles an guter Erziehung fallen das sie gelernt haben und erst dann erkennt man die Herkunft eines jeden Mannes, wenn sie sich beide in alte Gewohnheiten zurückfallen lassen.

Der große GatsbyNeben Joel Edgerton und Leonardo DiCaprio muss man aber auch Tobey Maguire (Spider-Man) in der Rolle des Erzählers und des guten Freundes Nick erwähnen sowie die bezaubernde Carey Mulligan (Drive), die einmal mehr in einer doch recht anspruchsvollen Rolle überzeugen konnte, in der es um mehr als das bloße Aussehen geht.

Ab dem 20. September 2013 ist Baz Luhrmann’s „Der große Gatsby“ im Verleih von Warner Bros. auf DVD, Blu-ray und Video on Demand im Handel erhältlich und all jenen zu empfehlen, die gute und vor allem visuell imposante Dramen zu schätzen wissen. Das Bild der Blu-ray ist mit 1080/24p und seinen reichhaltigen Farben förmlich atemberaubend, während der Ton in DTS-HD 5.1 (DVD in Dolby Digital 5.1) in den Sprachen Deutsch und Englisch bestens auf die Boxen abgestimmt ist. Wie immer waren wir insbesondere an den Extras des Mediums interessiert, von denen uns der Verleih reichhaltig zur Verfügungen stellt.

Es gibt ein zehnminütiges Feature zu „Die Größe von Gatsby“ bei dem wir einiges zur Entstehung erfahren, rund neun Minuten „Drinnen und draußen mit Tobey Maquire“ in denen Tobey selber vom Set berichtet sowie ein 12-minütiges Feature zur Entstehung des Soundtracks, in welchem die entsprechende Filmmusik in den Vordergrund rückt. Es geht weiter mit rund 16 Minuten zur Jazz-Ära der 20er Jahre, rund 16 Minuten zur Mode der 20er Jahre sowie rund sieben Minuten zur einmaligen visuellen Poesie, die den Film letztendlich so auszeichnet. Den Abschluss bildet schließlich eine Gatsby Schlüsselszene sowie vier unveröffentlichte Szenen von 14 Minuten Länge, bei denen sogar ein alternatives Ende des Films vorhanden ist.

Baz Luhrmann’s „Der große Gatsby“ ist die mit Abstand beste Adaption des Literaturklassikers, was weniger an der doch recht nahen Umsetzung des Romans liegt, als vielmehr den imposanten Bildern und den einmaligen Darstellern geschuldet ist, die über fast zweieinhalb Stunden zu überzeugen verstehen.

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Wir vergeben daher 7,5 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Warner Bros.

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Der große Gatsby

Länge: 143 min

Kategorie: Drama, Romance

Start: 20.09.2013

cinetastic.de Filmwertung: (7,5/10)

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Info

Der große Gatsby

Der große Gatsby

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 143 min
Kategorie: Drama, Romance
Start: 20.09.2013

Bewertung Film: (7,5/10)

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