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The Iceman

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 31. August 2013

The Iceman

Der in Amerika lebende polnische Einwanderer Richard Kuklinski soll über einen Zeitraum von beinahe zwanzig Jahren hinweg schätzungsweise 100 Menschen für die Mafia beseitigt haben, was nicht nur in einem Sachbuch, sondern ebenso in einer HBO Dokumentation bereits abgehandelt wurde. Mit „The Iceman“ versucht nun Ariel Vromen in seiner nunmehr dritten Regiearbeit die „wahre“ Geschichte des skrupellosen Killers zu verfilmen, wofür dieser sogar auf die Dienste von Michael Shannon zurückgreifen konnte.

In den Vereinigten Staaten der 60er Jahre: Richard Kuklinski (Michael Shannon) – Sohn eines polnischen Einwanderers – ist ein eher zurückhaltender Mann der nur wenig spricht, doch als dieser seinen Job in einer Kopierwerkstadt für Pornofilme verliert, weiß er sein Talent zum Beruf zu machen. Unter den Fittichen von Mafiaboss Roy Demeo (Ray Liotta) macht sich Kuklinski in erster Linie einen Namen durch seine Kaltblütigkeit, doch genauso wie er für seinen Boss einen Gegner nach dem anderen beseitigt, spielt er am Abend für seine Frau Deborah (Winona Ryder) und seine beiden Töchter den liebenden Ehemann und Vater. Als Kuklinski eines Tages wegen einem Streit vorrübergehend beurlaubt wird, muss schnell eine andere Einnahmequelle gefunden werden, um den Lebensstandard seiner Familie auch in Zukunft zu sichern. Zusammen mit dem Auftragskiller Mr. Freezy (Chris Evans) übernimmt dieser nun diverse Jobs anderer Familien, was am Anfang überaus lukrativ ist, sich jedoch schon bald als Problem herausstellen soll…

The IcemanManche Geschichten klingen so unglaublich, dass man zuweilen gar nicht glauben kann, dass diese wirklich auf wahren Begebenheiten beruhen soll. Eine genau dieser Geschichten ist das Leben des kaltblütigen Killers Richard Kuklinski, der einerseits für seine Familie ein liebender Ehemann, Vater und überaus erfolgreicher Geschäftsmann war, in der Unterwelt aber gerade wegen seiner Kaltblütigkeit gefürchtet wurde, legte er seine Opfer doch oftmals für mehrere Wochen auf Eis, um den Zeitpunkt des Todes zu verfälschen. Das Leben Kuklinski’s wurde bereits in Anthony Brunos Buch „The Iceman: The True Story of a Cold-Blooded Killer“ sowie in James Thebauts Dokumentation „The Iceman Tapes: Conversations With a Killer“ abgehandelt, doch was uns Regisseur und Drehbuchautor Ariel Vromen (Jewel of the Sahara) hier bietet, kann sich als erst dritte Regiearbeit durchaus sehen lassen.

Zusammen mit seinem Drehbuchautor Morgan Land (Rx) und unter Berücksichtigung der Recherchen aus Brunos Buch und Thebauts Dokumentation konzentrieren sich beide vornehmlich auf jene zwanzig Jahre im Leben von Richard Kuklinski, in denen er für die Mafia gearbeitet hat, bis er schließlich verhaftet wurde. Die Ausarbeitung des Filmes bewegt sich ganzheitlich zumeist sehr nah an der Realität, was nicht etwa in einer überaus gründlichen Recherche begründet liegt, sondern viel mehr der Biografie von Richard Kuklinski selber, für die er während seiner Haft breitwillig und wohlwollend Auskunft gab.

The IcemanEntgegen anderer und vergleichbarer Werke beschäftigt man sich hier aber nicht mit dem Aufstieg und Fall eines Gangsterbosses, es geht auch nicht um Reichtum und Macht die dieser zu keiner Zeit sammeln konnte, es geht vielmehr um einen völlig durchschnittlichen Familienvater, der bereits seit seiner frühen Jugend von der unerschütterlichen Gewalt gezeichnet war und diese auch noch im fortlaufenden Alter ohne Zwang und Rücksichtnahme auslebte. Bereits in der ersten Szene sehen wir Kublinski in einer dunklen und dreckigen Bar mit seinen Freunden Billard spielen, es kommt zu einer kurzen Meinungsverschiedenheit, die friedlich und ohne Schlägerei schon bald enden soll. Stattdessen blendet die Kamera nur wenige Minuten später komplett um, wir sehen beide Kontrahenten in einem alten Auto, während Kublinski ohne mit der Wimper zu zucken besagtem Mann mit einem Messer die Kehle aufschneidet und schließlich ruhig von dannen zieht, als sei nichts gewesen.

Natürlich hat ein Mann mit diesen Qualitäten und mit dieser Emotionslosigkeit eine große Karriere vor sich, die schon bald in den darauffolgenden Jahren in der Mafia dargelegt wird. Bei der entsprechenden Erzählung wechselt Ariel Vromen immer wieder den Schauplatz der eigentlichen Handlung, denn genauso wie das Morden und die Vielzahl an Leichen einen nicht unwesentlichen Stellenwert einnehmen, konzentriert sich dieser auch auf das Umfeld von Kublinski und dessen Familie, die Zeit ihres Lebens völlig ahnungslos gewesen sind.

The IcemanTrotz der überaus interessanten und dennoch stark vorhersehbaren Geschichte soll aber ausgerechnet die Ausarbeitung der Figur Kublinski das große Problem sein, die stellenweise überaus eindimensional daher kommt. Zu keiner Zeit wird mit Ausnahme kurzer Rückblenden darauf verwiesen wie Kublinski zu dem geworden ist was er letzten Endes darstellte, es wurde nicht erklärt wie er seine Wutausbrüche innerhalb der Familie unter Kontrolle halten konnte und auch wenn sein Morden als eine Art Katalysator dafür angesehen werden kann, so kann dies dennoch nicht die ganze Wahrheit gewesen sein.

Ganz anders gestaltet sich dies aus Sicht der Darsteller, bei denen vor allem Charakterdarsteller Michael Shannon (Take Shelter – Ein Sturm zieht auf) erneut eine sehenswerte Performance hat abliefern können und diesmal auf der anderen Seite des Gesetzes steht, vergleicht man seine Rolle mit der aus „Boardwalk Empire“. Sein Spiel ist auch diesmal überaus zurückgezogen und zeichnet sich durch eine sehr wortkarge Darbietung aus, während seine Wutausbrüche und die Lust am morden fast zu fühlen sind, so intensiv kann dieser dies auf die Leinwand transportieren. In den Nebenrollen sehen wir Ray Liotta (Killing Them Softly) einmal mehr in der Rolle des schmierigen Gangsterboss, während man bei Chris Evans (Captain America – The First Avenger) ganz genau hinsehen muss um diesen zu erkennen, spielt er doch einen Eisverkäufer und skrupellosen Killer.

Ab dem 30. August 2013 ist Ariel Vromens „The Iceman“ im Verleih von Splendid Film auf Blu-ray und DVD im Handel erhältlich und vornehmlich all jenen zu empfehlen, die gute Gangsterfilme zu schätzen wissen. Das Bild der Blu-ray ist mit 1080/24p gewohnt scharf und zuweilen recht dunkel gehalten, während der Ton in DTS-HD 5.1 (DVD in Dolby Digital 5.1) in den Sprachen Deutsch und Englisch gut auf die Boxen abgestimmt ist. Wie immer waren wir insbesondere an den Extras des Mediums interessiert, bei denen wir einige durchaus interessante Dinge fanden. Neben einigen Trailern zu weiteren Filmen von Splendid Film gibt es eine dreiminütige unkommentierte „B-Roll“ von den Dreharbeiten sowie rund acht Minuten „Behind the Scenes“, in denen wir einen exklusiven Blick hinter die Kulissen sowie kurze Interviewpassagen der Darsteller erhalten, die zusätzliches zum Film erzählen.

Ariel Vromen ist mit „The Iceman“ ein überaus solider Gangsterfilm gelungen, der auf wahren Begebenheiten beruht. Die Geschichte ist gut erzählt, Hauptdarsteller Michael Shannon spielt erneut überragend, einzig und allein die Figurenzeichnung hätte durchaus noch Potential nach oben gehabt.

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Wir vergeben daher 7 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Splendid Film

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The Iceman

Länge: 105 min

Kategorie: Crime, Drama

Start: 30.08.2013

cinetastic.de Filmwertung: (7/10)

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Info

The Iceman

The Iceman

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 105 min
Kategorie: Crime, Drama
Start: 30.08.2013

Bewertung Film: (7/10)

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