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Detachment

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 13. August 2013

Detachment

Das amerikanische Bildungssystem wurde bereits in zahlreichen Filmen angeprangert, wobei insbesondere jene Problemviertel oftmals nicht besonders gut wegkommen, in denen die Problemkinder der Straße auf engstem Raum zusammengepfercht werden, wo sich dann die ganze Aggression entlädt. Der in London geborene Regisseur Tony Kaye möchte darüber keinen zweiten Film drehen, obwohl auch er in „Detachment“ viele bekannte Probleme anspricht und noch auf ganz andere hinzuweisen versucht, wo Staat und Eltern gleichermaßen versagt haben.

An einer namenlosen Problemschule in den Vereinigten Staaten stellt Rektorin Carol Dearden (Marcia Gay Harden) übergangsweise Aushilfslehrer Henry Barthes (Adrien Brody) ein, der bereits am ersten Tag mit dem sich ihm entgegenschlagenden Hass seiner Schüler zu kämpfen hat. Obwohl bereits die Lehrer resignieren und die Eltern die Schule für die schlechten Leistungen ihrer Kinder verantwortlich zu machen versucht, kämpft Henry für ein besseres Leben seiner Schüler. Mit der Prostituierten Erica (Sami Gayle) nimmt er sich eine verlorene Seele von der Straße mit nach Haus um diese zu pflegen, der pummeligen Schülerin Meredith (Betty Kaye) versucht er einen Weg für die Zukunft zu offenbaren und all dies, obwohl er mit einem Trauma seiner Kindheit selber genug zu kämpfen hat…

DetachmentAuf die Frage wer Regisseur und Produzent Tony Kaye (Lake of Fire) eigentlich ist werden wohl die meisten bestenfalls mit einem Schulterzucken antworten, obwohl gerade er mit seinem 1998 gedrehten Meisterwerk „American History X“ einen Film ablieferte, der von Kritikern und Zuschauern gleichermaßen gefeiert und mit Preisen überhäuft wurde. Nichts desto trotz war Kaye mit der endgültigen Fassung dieses Filmes überaus unzufrieden, weshalb er für viele Jahre in der Versenkung verschwand und sich anderen Projekten widmete, um schließlich mit „Black Water Transit“ (2009) erneut groß durchzustarten, der jedoch nach wie vor auf eine deutsche Veröffentlichung wartet.

Bereits am Anfang von „Detachment“ werden wir mit dem merkwürdigen Stil von Tony Kaye konfrontiert, wenn er mit eigenartig auf einer Tafel gezeichneten Figuren den Film über mehrere Minuten zu starten versucht, bevor die Kamera das erste echte Bild einfängt, für welches Kaye hinter der Kamera ebenso verantwortlich ist. Das Thema seines Filmes ist zumeist hart, traurig und dennoch interessant, sodass ein jeder der die knapp 100 Minuten gefesselt auf seinem Sofa überlebt, mit großer Sicherheit die Rolle eines Elternteils aus komplett anderen Augen zu betrachten beginnt.

DetachmentMit der Figur des Henry bekommen wir jene Persönlichkeit geboten die als Aushilfslehrer von Schule zu Schule reist und oft nicht mehr als einige Monate bleibt, in denen er sich gar nicht erst an das sich ihm bietende Leben zu gewöhnen versucht. In seiner neuen Schule schlägt ihm bereits in der ersten Stunde der blanke Hass entgegen, ein Schüler wirft Henrys Tasche durch den Raum, nur um wenige Sekunden später dicht vor seinem Gesicht zu stehen, jederzeit bereit seinen Lehrer nieder zu schlagen. „Beleidige mich ruhig weiter, ich habe keine Gefühle die du verletzten könntest“ antwortet ihm Henry darauf, wobei auch hier sofort das ausweglose Leben der Kinder wie auch das des Lehrers zu Tage kommt, scheinen sich beide doch zumindest auf einem sozialen Level zu befinden, auch wenn sie es beide noch nicht wissen.

Henry könnte man am ehesten als umherziehenden weißen Ritter bezeichnen, der ein jedes Problem zu lösen versucht und sich jedem Menschen annehmen muss, um diesen zu helfen. So auch als er der Prostituierten Erica begegnet und diese mit nach Hause nimmt, der Außenseiterin Meredith (das ist die Tochter des Regisseurs) und diversen anderen Menschen, denen Henry neben Worten voller Hoffnung vor allem eine Schulter zum anlehnen bietet, während sich sein eigenes Leben kaum zu verbessern droht. Henry scheint ein Mann ohne Gefühle zu sein, ein Mann der mit dem eigenen Leben bereits vor langer Zeit abgeschlossen hat, ein Mann der noch immer an einem Kindheitstrauma zu leiden hat, während sein Vater in einem Pflegeheim dahin vegetiert, wo er diesen fast täglich besucht.

DetachmentSo ehrenvoll all diese verschiedenen kleinen Nebenhandlungen sich mehr und mehr verweben, so täuscht dies nicht darüber hinweg das „Detachment“ zuweilen komplett überladen ist, denn worauf möchte uns Tony Kaye letztendlich aufmerksam machen? Ist es das lebenswehrte Leben, die überforderten Lehrer, der um sich nichts kümmernde Staat oder sind es gar die Eltern, die immer wieder mit den im Voice Over eingespielten Anrufen in den Vordergrund treten, bei denen sie sich über Gott und die Welt beschweren, obwohl in erster Linie sie selbst bei der Erziehung versagt haben? In „Detachment“ kann man ungemein viel hinein interpretieren, noch mehr Kritik an der Art der dargelegten Kritik verüben und sich gleichzeitig über die ungemein stimmigen Bilder freuen, mit denen dieser Film fast 100 Minuten unterhalten kann.

Ab dem 30. August 2013 ist das berührende Drama „Detachment“ im Verleih von Alamode Film auf Blu-ray und DVD im Handel erhältlich und all jenen zu empfehlen, die selber Kinder ihr eigenen nennen dürfen oder gute Dramen zu schätzen wissen. Das Bild der Blu-ray ist mit 1080/24p überwiegend scharf (einzelne Szenen sind eigenartig verpixelt) und reich an Farben, während der Ton in DTS-HD 5.1 (DVD in Dolby Digital 5.1) in Deutscher wie auch Englischer Sprache gut auf die Boxen abgestimmt ist. Wie immer waren wir insbesondere an den Extras des Mediums interessiert, um mehr zur Produktion und zur Entstehung des Werkes zu erfahren. Neben dem Trailer zum Film gibt es noch einen vierminütigen Ausschnitt vom Tribeca Festivall auf dem „Detachment“ seine Premiere feierte sowie etwa fünf Minuten Interviews mit Tony Kaye und Adrien Brody, die beide jeweils einige Details zum Film erzählen.

Mit „Detachment“ zeigt uns Tony Kaye einen überaus schwierigen Film der vor allem die Kritiker spalten wird, denn während die einen ihn womöglich für wenig durchdacht und kitschig halten werden, finden ganz andere ihn überaus gelungen. Ich für meinen Teil musste lange über die gezeigten Themen nachdenken, womit Tony Kaye womöglich genau das erreichte, was er eigentlich beim Zuschauer bezwecken wollte.

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Wir vergeben daher 8 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Alamode

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Detachment

Länge: 97 min

Kategorie: Drama

Start: 30.08.2013

cinetastic.de Filmwertung: (8/10)

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Bewertung Extras: (3/10)

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Info

Detachment

Detachment

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 97 min
Kategorie: Drama
Start: 30.08.2013

Bewertung Film: (8/10)

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