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Der Blender – The Imposter

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 27. Juni 2013

Der Blender - The Imposter

Überall auf der Welt verschwinden fast täglich Kinder unterschiedlichen Alters, die entweder schon bald wieder von allein nach Hause kommen, von der Polizei irgendwo aufgelesen oder aber im schlimmsten Falle das Opfer eines Verbrechens geworden sind. Basierend auf realen Ereignissen erzählt Regisseur und Drehbuchautor Bart Layton mit „Der Blender – The Imposter“ die Geschichte eines solchen Falles nach, bei dem ein Kind viele Jahre später in einem komplett anderen Land wieder auftaucht und sich an seine Eltern wendet.

San Antonio im Jahre 1994: Der 13-jährige Nicholas Barclay verschwindet nach einem Schreit mit seinen Eltern spurlos aus seinem Elternhaus, die daraufhin die Polizei verständigen und für ein mediales Aufsehen sorgen. So sehr alle Beteiligten sich auch bemühen, der kleine Nicholas soll nicht mehr wiedergefunden werden. Viele Jahre später wendet sich schließlich der Franzose Frédéric Bourdin (Adam O’Brian) an genau diese Eltern, indem er sich als Nicholas ausgibt, der seinerzeit von einem international agierenden Ring von Kinderschändern nach Spanien entführt wurde, wo er noch heute verweilt. In Spanien nimmt ihn erst seine Schwester, später der Rest seiner Familie glücklich in die Arme, doch obwohl diese zu keinem Zeitpunkt an einen Schwindel glauben, hegen die Behörden erste Zweifel…

Der Blender - The ImposterManchmal schreibt das Leben Geschichten die sich kein noch so verrückter Drehbuchautor jemals ausdenken könnte, denkt man allein an jenen Fall aus den 90er Jahren zurück, als ein französischer Jugendlicher die verschiedensten Identitäten verschwundener Kinder annahm, um aus diversen Kinderheimen zu entkommen. Regisseur und Drehbuchautor Bart Layton (Banged Up Abroad) nahm genau diese Idee für sein Debüt auf, strickte daraus eine Mischung aus Dokumentation und Krimi, womit er die verschiedensten Festivals bereiste und fast einstimmig für seinen großartigen Film gelobt wurde. Fast ein Jahr später erscheint „Der Blender – The Imposter“ bei uns zwar nur fürs Heimkino, was jedoch keinesfalls negativ zu bewerten ist.

Als Mischung zwischen Dokumentation und Krimi versucht Bart Layton das Verschwinden des 13-jährigen Nicholas Barclay nachzuerzählen, mit Spekulationen zumindest im Ansatz aufzuklären und dabei mit dem Franzosen Frédéric Bourdin jene Person in den Mittelpunkt zu stellen, der diverse falsche Identitäten annahm und damit international Eltern verschwundener Kinder sowie diverse Behörden zum Narren hielt. Genutzt wurden dafür Archivaufnahmen aus dem Jahre 1994, nachgestellte Szenen sowie einzelne Interviews, in denen Frédéric Bourdin zu sehen ist und aus dem Off per Voice Over sein eigenes Handeln kommentiert.

Der Blender - The ImposterDie Geschichte selber ist dabei relativ spannend aufgebaut, schlägt diese im Verlauf von rund 99 Minuten doch die diversen unerwarteten Haken, sodass die eine oder andere Wendung garantiert ist, die so eventuell nicht jeder Zuschauer erwarten würde. Ähnlich wie der Großmeister Alfred Hitchcock, der „Master of Suspense“, versucht Bart Layton den Zuschauer stets in Sicherheit zu wiegen, dass offensichtliche sichtbar zu machen und dabei dennoch im Hintergrund so Geschickt die Fäden zu ziehen, sodass „Der Blender – The Imposter“ nach etwa einer Stunde eine radikale Wendung erfährt, bei der Layton dem Zuschauer förmlich ins Gesicht brüllt, dass dieser doch nicht alles für bare Münze nehmen und zuweilen auch ganz einfach mal etwas hinterfragen sollte.

Im Bereich der Darsteller spielen sich Nicholas Mutter Beverly Dollarhide sowie seine Schwester Carey Gibson selbst, was anhand der verwebten Archivaufnahmen einfach wunderbar funktioniert, ohne dass dies zu irgendeiner Zeit gestellt wirken würde. Den wohl stärksten Part im Film hat jedoch Adam O’Brian selbst inne, der stur vor der Kamera sitzend seine Interviews gibt, diverse Beweggründe für sein Handeln liefert und dabei dennoch dieses Grinsen auf dem Gesicht hat, bei dem man als Zuschauer nie ganz sicher sein kann, ob dieser die Tragweite überhaupt versteht oder einfach nur ernste psychische Probleme zu haben scheint.

Der Blender - The ImposterIm visuellen Bereich kann man „Der Blender – The Imposter“ als durchaus solide Produktion bezeichnen, die nur wenig vergleichbaren Werken nachsteht, die mit größeren Budgets jonglieren. Die Mischung zwischen Archivaufnahmen und nachgedrehten Szenen stimmt und wirkt zu jeder Zeit detailgetreu, die Bilder von Kameramann Erik Wilson (Tyrannosaur – Eine Liebesgeschichte) und seiner Assistentin Lynda Hall (Dreams of a Life) sind stimmig, während der dezente Soundtrack von Komponistin Anne Nikitin (Journey to the Edge of the Universe) den Film positiv unterstützt.

Ab dem 4. Juli 2013 ist das eindrucksvolle Erstlingswerk von Bart Layton im Verleih von Ascot Elite Home Entertainment auf Blu-ray und DVD im Handel erhältlich und all jenen zu empfehlen, die einerseits spannenden Krimis, andererseits aber auch guten Dokumentationen zu schätzen wissen. Das Bild der Blu-ray ist mit 1080/24p gewohnt scharf und reich an Farben, während der Ton in DTS-HD 5.1 (DVD in Dolby Digital 5.1) in den Sprachen Deutsch und Englisch gut auf die Boxen abgestimmt ist. Wie immer waren wir insbesondere an dem zusätzlichen Material des Mediums interessiert, bei dem uns bei einer Laufzeit von rund 23 Minuten die unterschiedlichsten Features erwarten. In diesen erfahren wir mehr zur eigentlichen zugrunde liegenden Geschichte, zur Person des Frédéric Bourdin, dem Ansatz eines Dramas sowie der Komposition der Musik, was zumeist in kurzen 4-5 minütigen Sequenzen abgehandelt wird.

Bart Layton gelingt mit „Der Blender – The Imposter“ ein beeindruckendes Debüt, bei dem er eine spannende und auf realen Ereignissen basierende Geschichte erzählt, die irgendwo zwischen Krimi und Dokumentation anzusiedeln ist.

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Wir vergeben daher 7 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Ascot Elite

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Der Blender - The Imposter

Länge: 99 min

Kategorie: Documentary, Drama

Start: 04.07.2013

cinetastic.de Filmwertung: (7/10)

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Info

Der Blender - The Imposter

Der Blender – The Imposter

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 99 min
Kategorie: Documentary, Drama
Start: 04.07.2013

Bewertung Film: (7/10)

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