Der in New York geborene Regisseur und Drehbuchautor David O. Russel ist nicht unbedingt dafür bekannt, Filme am Fließband zu entwickeln. Auf gerade einmal sechs Filme kann er in 25 Jahren zurückblicken. Sein auf der Berlinale im Jahr 1999 uraufgeführter Film „Three Kings“ wurde vom Verband der Filmkritiker Bostons zum besten Film des Jahres gewählt. Der im Jahr 2010 gedrehte Film „The Fighter“ wurde sogleich mit zwei Oscars ausgezeichnet und auch „Silver Linings“ gewann neben zahlreichen Auszeichnungen einen Oscar für die Kategorie beste Hauptdarstellerin.
Der inzwischen arbeitslose Lehrer Pat Solatano (Bradley Cooper) hat alles verloren was für ihn das Leben lebenswert macht: sein Haus, seinen Job und seine Frau, nachdem er diese kurzerhand mit dem Geschichtslehrer unter der Dusche erwischt hat. Natürlich verkraftet gerade ein Mann wie Pat ein solch tragisches Ereignis nicht leicht und so findet er sich nach einem kleineren Zwischenfall auf gerichtliche Anweisung in einer psychiatrischen Anstalt wieder, die er nun nach rund acht Monaten verlassen darf.
Zu Hause bei Vater (Robert De Niro) und Mutter (Jacki Weaver) versucht er nun sein kaputtes Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Doch anstatt noch einmal komplett von vorn zu beginnen, beschließt er, noch einmal das Gespräch mit seiner Frau zu suchen. Bei einem Abendessen seines besten Freundes lernt er plötzlich die rätselhafte Tiffany (Jennifer Lawrence) kennen, die ihm anbietet, einen Brief an seine Frau zu überbringen. Doch genauso wie dies an die Bedingung eines Tanzkurses gebunden ist, soll sich für Pat schon bald alles erneut verkomplizieren…
Basierend auf dem gleichnamigen Bestseller von Matthew Quick aus dem Jahr 2008 präsentiert uns Regisseur und Drehbuchautor David O. Russel (Flirting with Disaster – Ein Unheil kommt selten allein) einen Film, der nicht nur aufgrund seiner hochkarätigen Riege an Darstellern zu überraschen vermag, sondern vielmehr mit seiner Geschichte über zwei verlorene Individuen, die sprichwörtlich gehörig einen an der Waffel zu haben scheinen.
Im Mittelpunkt dieser seltsamen Mischung aus Komödie, Familien- und Liebesgeschichte steht mit Pat jene Person, die mit aller Kraft versucht ins geordnete Leben zurückzukehren, dabei allerdings von allerhand Menschen in seiner Umgebung Steine in den Weg gelegt bekommt. Da haben wir seinen seltsamen Kumpel (Chris Tucker) aus der Psychiatrie der als Running Gag immer wieder plötzlich vor der Tür steht; einen Footballsüchtigen Vater, der mit Sportwetten sein neues Restaurant zu bezahlen gedenkt und natürlich die rätselhafte Tiffany, die seit dem Tod ihres Mannes quasi mit der halben Stadt geschlafen hat, um über ihren Kummer hinwegzukommen.
„Silver Linings“ baut fast gänzlich auf die komplett gegensätzlichen Figuren namens Pat und Tiffany. Dabei möchte Pat mit Tiffany eigentlich gar nichts zu tun haben, um seine eigene Ehe zu retten, Tiffany aber findet etwas am quirligeren Pat, der tagtäglich im Müllsack vor ihrer Haustür entlang joggt. Dabei entsteht nicht nur die eine oder andere Reiberei, sondern auch ein Plan, wie Pat seine Exfrau zurück erobern kann und natürlich eine umfassende Probe für eine Tanzveranstaltung, für die Tiffany bereits seit Monaten trainiert.
So grundverschieden beide Figuren auch sind, so unterhaltsam ist die dadurch entstehende Situationskomik, die im Fünfminutentakt ordentliche Lacher garantiert. Wenn Pat beispielsweise des Nachts ins Schlafzimmer seiner Eltern stürmt, um das Ende von Ernest Hemingway’s „A Farewell to Arms“ zu analysieren. Oder wenn er beim Abspielen seines Hochzeitsongs alles zu Schutt und Asche schlägt. Zuweilen zum Brüllen komisch wird es aber, wenn sich Pat und Tiffany z. B. beim Abendessen über zahlreiche Psychopharmaka unterhalten.
Neben einem unglaublichen Bradley Cooper (Hangover) und einer durchaus komischen Jennifer Lawrence (Die Tribute von Panem – The Hunger Games), die für ihre Darbietung sogar mit einem Oscar belohnt wurde, überzeugen auch die zahlreichen Nebendarsteller in diesem hochkarätig besetzten Film. Chris Tucker (Das fünfte Element) brilliert in erster Linie als Running Gag, Robert De Niro (The Godfather: Part II) stellt den überaus verrückten Fan des Football Teams Philadelphia Eagles dar, während Julia Stiles (Das Bourne Ultimatum) in einer kleinen aber feinen Szene zu sehen ist, in der sie die Ehefrau von Pats bestem Kumpel spielt. Natürlich sind eine gute Geschichte und passende Darsteller nicht alles, weswegen man unbedingt die überaus gelungenen Bilder von Kameramann Masanobu Takayanagi (The Grey – Unter Wölfen) und den Soundtrack von Danny Elfman (Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche) erwähnen sollte, die sich beide einfach passend ergänzen.
Ab dem 31. Mai 2013 ist David O. Russels Oscar-Gewinner „Silver Linings“ auf Blu-ray, DVD und Video-on-Demand im Handel erhältlich und in erster Linie all jenen zu empfehlen, die gute Komödien zu schätzen wissen, bei denen man sich trotz der 117 Minuten einfach nicht langweilen kann. Das Bild der Blu-ray ist mit 1080/24p gewohnt scharf und reich an Farben, während der Ton in DTS-HD 5.1 (DVD in Dolby Digital 5.1) in den Sprachen Deutsch und Englisch gut auf die Boxen abgestimmt ist. Wie immer waren wir insbesondere an den Extras des Mediums interessiert, um mehr über die Produktion und die Entstehung des Films zu erfahren. Es gibt ein ausführliches „Making Of“, in welchem weitere Details zum Dreh auf den Zuschauer warten, einen exklusiven Blick auf die umfangeichen Tanzstunden von Pat und Tiffany sowie ein Feature mit einem entsprechenden Tanzkurs der beiden. Den Abschluss bildet schließlich der Trailer des Films sowie das Feature „Steady-Cam mit Bradley Cooper“, mit dem wir erneut in die Tiefen von „Silver Linings“ eintauchen.
Mit „Silver Linings Playbook“ hat David O. Russel erneut ein wirklich wunderbares Werk geschaffen, das neben seiner unterhaltsamen Geschichte in erster Linie mit einem überaus gelungenen Cast glänzt. Hier stechen vor allem die beiden Hauptdarsteller Bradley Cooper und Jennifer Lawrence hervor, die einfach perfekt miteinander harmonieren.
