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God Bless America

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 17. Februar 2013

God Bless America

Das aus jedem normalen Bürger irgendwann einmal unter gewissen Umständen ein völlig durchdrehender und um sich schießendes Wrack werden kann, bewies bereits im Jahre 1993 Regisseur Joel Schumacher mit „Falling Down“, als er mit Michael Douglas einen Durchschnittsbürger schwer bewaffnet durch die Stadt ziehen ließ. Regisseur Bobcat Goldthwait verknüpft dies in „God Bless America“ zusätzlich mit einer ordentlichen Portion Humor, was sich nicht nur im Titel seines Files wiederspiegeln soll.

Der 45-jährige Frank (Joel Murray) ist alles andere als ein glücklicher Familienvater, lebt der geschiedene Mann doch in erster Linie ein überaus tristes Leben, während er von seinen Nachbarn und dem verdummenden Fernsehen in Amerika sich mehr und mehr genervt fühlt. Als Frank eines Tages von seinem Chef die Kündigung erhält und ihm sein Arzt die Diagnose eines Gehirntumors offenbart, beschließt Frank seinem kümmerlichen Leben den Rest zu geben, doch gerade als dieser den Abzug betätigen wollte, bekommt er eine geniale Idee. Wieso tötet er nicht zuerst diesen verwöhnten Teenager und dessen reiche Eltern die im allabendlichen Fernsehen für die Verdummung von Amerika stehen? Gesagt getan und Frank bringt diese kaltblütig auf offener Straße um, doch wird er dabei von Außenseiterin Roxy (Tara Lynne Barr) beobachtet, der vor allem Frank seine direkte Art gefällt. Zusammen beschließen sie fortan all jene umzubringen, die es wirklich verdient haben…

God Bless AmericaSchaut man sich das tägliche Fernsehprogramm an so wird man förmlich erschlagen von unzähligen Talkshows am Nachmittag, den verdummenden Casting-Shows am Abend und noch mehr sinnloser Unterhaltung auf einer Reihe von nicht näher genannten Fernsehsendern, die nicht unbedingt zur Allgemeinbildung mit beitragen. All dies ist in den Vereinigten Staaten um einiges schlimmer und so beschloss Regisseur Bobcat Goldthwait (That’s How We Do It!) dies als Basis für seinen neusten Film zu nehmen, wo er dem Waffen vernarrten Amerika nicht nur den Spiegel vors Gesicht hält, sondern zusätzlich auch noch mit jeder Menge schwarzen Humors unterhalten kann.

Als eine Mischung aus „Falling Down“ und der bekannten Bonnie und Clyde Geschichte versucht Bobcat Goldthwait sein Drehbuch aufzubauen, wobei er gleich am Anfang mit einer grotesken und völlig übertriebenen Traumsequenz beginnt, in der ein schreiendes Baby wortwörtlich im Kugelhagel aus dem Leben scheidet. Nimmt man diesen überzogenen und völlig unnötigen Akt der Gewalt einmal beiseite, so zielt Goldthwait in erster Linie direkt auf die anspruchslose amerikanische Bevölkerung ab, wenn er diese in erster Linie völlig verdummt darstellt.

God Bless AmericaIn überaus witzigen und überspitzten Dialogen wird so eine nervende Clique im Kino dezimiert die einfach nicht ruhig sein kann und stattdessen telefonieren muss, der Falschparker wird noch an Ort und Stelle getötet und der politisch inkorrekte Politiker beim morgendlichen Lauf durch den Park kurzerhand erschossen, wo man ihn einfach von der Seite zwei Kugeln verpasst. Begleitet von jeder Menge schwarzen Humors entsteht so einer der bissigsten Dialoge rund um Altrocker Alice Cooper, dessen Einfluss auf Gothic und Grundge, sowie der Definition einer aktuellen Gemütslage von Frank und Roxy.

Bei all dieser Gewalt sollte der Zuschauer allerdings nie vergessen, dass Goldthwait all dies eher als überspitzte Satire gemischt mit Sozialkritik dem Zuschauer zu verstehen geben möchte. Das „Böse“ sind weder unsere beiden mordenden Protagonisten noch sind es die verdummten Menschen die oft nicht einmal überzeichnet versucht wurden darzustellen, es sind in erster Linie die Medien selber, welche mit ihrer schonungslosen Unterhaltungsindustrie aktiv zur Verdummung der Menschen beitragen, die dies oftmals leider gar nicht erst erkennen.

God Bless AmericaNeben der Geschichte die gerade im letzten Drittel einige Längen enthält und teilweise recht merkwürdig konzipiert wurde, können doch vor allem die Darsteller überzeugen. Allen voran gibt Joel Murray (The Artist) einen wirklich sehenswerten verbitterten und dennoch stets ruhigen Mittvierziger ab, während sich Tara Lynne Barr (We All Fall Down) in alledem wirklich gut einreiht, jedoch zu keiner Zeit die Leinwandpräsenz ausstrahlt, wie wir sie beispielsweise mit der jungen Natalie Portman im Jahre 1994 in „Leon – Der Profi“ zu sehen bekommen haben.

Ab dem 14. Februar 2013 ist „God Bless America“ in der Reihe von „Kino Kontrovers“ auf Blu-ray und DVD im aufwendigen und limitierten Mediabook im Handel erhältlich und all jenen zu empfehlen, die bissige Satire gemischt mit reichlich Gewalt zu schätzen wissen. Das Bild der Blu-ray ist mit 1080/24p gewohnt scharf und reich an Farben, während der Ton in DTS-HD 5.1 (DVD in Dolby Digital 5.1) in den Sprachen Deutsch und Englisch gut abgestimmt auf die Boxen zu überzeugen versteht. Wie immer waren wir an den Extras des Mediums interessiert, bei denen die Fans wieder einiges geboten bekommen. Im aufwendigen Mediabook gibt es auf 18 Seiten viel interessantes zum Film zu erfahren, während uns die DVD/BD (beide Medien mit identischen Extras) selber einen exklusiven Audiokommentar von Bobcat Goldthwait, Joel Murray und TaraLynne Barr bietet, die viel interessantes zu jeder einzelnen Szenen zu berichten haben. Neben rund 27 Minuten Interviews mit Cast und Regisseur erwarten den Zuschauer 26 Minuten „Hinter den Kulissen“, etwa fünf Minuten unveröffentlichte Szenen die es nicht in die finale Fassung des Filmes geschafft haben sowie einige lustige Outtakes über all das, was während des Drehs schief gelaufen ist. Den Abschluss bildet schließlich ein Musikvideo sowie ein „Blick auf God Bless America“ mit kurzen Sequenzen von etwa fünf Minuten Länge.

Mit „God Bless America“ hat Bobcat Goldthwait einen Film gedreht der wie geschaffen für die „Kino Kontrovers“ Reihe ist. Überspitzt, zynisch, jede Menge Gewalt und dennoch so schonungslos offen, wie dies nur ein Spiegel sein könnte.

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Wir vergeben daher 7 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Eurovideo

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God Bless America

Länge: 105 min

Kategorie: Comedy, Drama

Start: 14.02.2013

cinetastic.de Filmwertung: (7/10)

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Info

God Bless America

God Bless America

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 105 min
Kategorie: Comedy, Drama
Start: 14.02.2013

Bewertung Film: (7/10)

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Bewertung Extras: (7,5/10)

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