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Das Schwein von Gaza

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 28. Januar 2013

Das Schwein von Gaza

Mit dem anhaltenden Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern könnte man inzwischen wohl ganze Bücher füllen, endlose Vorträge über Lösungsmöglichkeiten halten und wäre im Bereich der Völkerverständigung doch noch immer nicht einen Schritt weiter, sind die unterschiedlichsten Differenzen doch oft unüberbrückbar. Der französische Regisseur Sylvain Estibal könnte nun mit seiner Komödie „Das Schwein von Gaza“ einen wertvollen Schritt zur beiderseitigen Verständigung unternehmen, denn die Hauptrolle in seinem Film hat ausgerechnet ein Schwein inne, das auf beiden Seiten der Grenze nicht unbedingt gern gesehen ist.

Der palästinensische Fischer Jafaar (Sasson Gabay) scheint in der letzten Zeit nur noch vom Pech verfolgt zu sein, denn seitdem die Israelis das Dach seines Hauses besetzt und zusätzlich auch das Fanggebiet auf See stark eingegrenzt haben, fängt dieser bestenfalls noch eine Hand voller Sardinen täglich, die auf dem Tisch wie auch auf dem Wochenmarkt mehr als nur kümmerlich aussehen. Als Jafaar eines Tages neben den üblichen Flip-Flops und sonstigem Unrat ein vietnamesisches Hängebauchschwein in einem seiner Netze findet, ist das Geschrei natürlich groß, denn nicht nur das Schweine unrein und auf palästinensischen Boden verboten sind, seit neustem sind auch noch diverse Hassprediger in der Stadt, die Schweinefleisch verfluchen. Um aus diesem Fang doch noch Gewinn zu machen begibt sich Jafaar an die Grenze zu einem palästinischen Dorf, wo die russisch-jüdische Siedlerin Yelena (Myriam Tekaia) an einem Männlichen Schwein Interesse zeigt, allerdings braucht diese nur seinen Samen…

Das Schwein von GazaBereits im Jahre 2004 war der französische Regisseur Sylvain Estibal (Le dernier vol) in Hebron um eine jüdische und eine palästinensische Familie zu porträtieren, viele Jahre später geht er noch einen Schritt weiter und widmet sich seinem Film-Debüt, in welchem er eine so dermaßen verrückte Geschichte erzählt, dass diese nicht nur unfreiwillig komisch und zur beiderseitigen Völkerverständigung beitragen, sondern ebenso ein Quäntchen Wahrheit enthalten könnte.

Im Mittelpunkt seiner Geschichte von „Das Schwein von Gaza“ steht ausgerechnet jenes Individuum das weder auf palästinensischen noch auf israelischen Boden gern gesehen ist, denn Schweine gelten dort als unrein und mehr als nur verboten, was diverse radikale Juden und Moslems auf beiden Seiten predigen, worin sie sich zumindest in einer Sache einig wären. Ohne die Figuren der oftmals grotesken Geschichte ins lächerliche zu ziehen, baut Sylvain Estibal so einen Plot der nach einer anfänglich schwierigen Einleitung schon bald in einer durchaus witzigen Komödie endet, werden doch Vorurteile, Probleme und zum Teil radikale Ansichten beider Seiten gegeneinander ausgespielt.

Das Schwein von GazaSo sehen wir beispielsweise eine russische Siedlerin die auf Holzbrettern Schweine züchtet um den israelischen Boden nicht zu kontaminieren, während Jafaar seinem Schwein auf palästinensischer Seite Socken überstreift, um auch dort den Boden nicht zu verseuchen. Bevor es aber zum wirklich witzigen Treffen an der Grenze kommt, versucht Jafaar erst einmal den Samen seines aus Vietnam stammenden Schweines irgendwie an den Mann (!) zu bringen bzw. erst einmal zu besorgen, gestaltet sich dies doch alles andere als einfach. Mit Schweinebildern von Miss Piggy an der Bootswand versucht er sein Zuchttier sexuell zu erregen, während er nach einigen Misserfolgen schon bald einen kleinen Jungen zur Apotheke schickt, um dort Viagra zu kaufen, was die Verkäuferin auch sogleich missversteht.

Neben diversen Anspielungen auf Schweine zur Sprengstoffbekämpfung, Jafaars unfreiwilliger Selbstmordanschlag und einen Grenzer der Schweinesperma für sein Rückenleiden trinkt, gibt es aber auch durchaus positive Akzente bei der Völkerverständigung, was ausgerechnet an jenen Soldaten festgemacht wird, die auf dem Dach von Jafaars Haus Wache halten. Diese dürfen seine Toilette mit benutzen, unterhalten sich schon bald zusammen mit Jafaars Frau Fatima (Baya Belal) über eine Telenovela, wo im gemeinsamen Einklang diversen Schauspielern Vorwürfe zu ihrer Rolle gemacht werden.

Das Schwein von GazaNicht ganz so ruhig geht es in jenen Momenten zu in denen Sylvain Estibal das Leben der Märtyrer anspricht oder wenn er Palästinenser und Israelis ein Schwein jagen lässt, das verkleidet als Schaaf beiderseitigen Boden kontaminiert. Die Frage nach dem eigenen Land wird in einer kurzen und dennoch überaus witzigen Sequenz gestellt, bis es am Ende des Filmes schließlich zur ersehnten Zusammenkunft kommt, in denen vom Krieg gezeichnete Breakdancer Israelis wie auch Palästinenser unterhalten, während aus dem Voice-Over das Wort „Frieden“ auf Hebräisch und Arabisch erklingt.

Ab dem 15. Februar 2013 ist Sylvain Estibals Komödie „Das Schwein von Gaza“ im Verleih von Alamode Film auf Blu-ray und DVD im Handel erhältlich und all jenen zu empfehlen, die gute Komödien auch abseits des Mainstreams zu schätzen wissen. Das Bild der Blu-ray ist gewohnt gut und reich an Farben, während der Ton in DTS-HD 5.1 (DVD in Dolby Digital 5.1) in den Sprachen Deutsch, Arabisch und Hebräisch gut auf die unterschiedlichsten Boxen abgestimmt ist. Wie immer waren wir insbesondere an den Extras des Mediums interessiert, die sich diesmal nicht nur auf der Blu-ray und der DVD gleichen, sondern auch einiges zu bieten haben. Neben einigen Trailern gibt es einen exklusiven Audiokommentar mit Sylvain Estibal und Myriam Tekaïa sowie ein kurzes Making Of, bei dem man viele wertvolle Informationen zum Film und zum Dreh erhält.

Mit „Das Schwein von Gaza“ ist Sylvain Estibal ein wirklich sehenswertes Debüt gelungen, das nach anfänglichen Längen insbesondere im zweiten Teil mit sehr viel Witz und gut verpackten Vorurteilen unterhalten kann, ohne eine der beiden Seiten jemals der Lächerlichkeit preis zu geben.

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Wir vergeben daher 7 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Alamode Film

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Das Schwein von Gaza

Länge: 98 min

Kategorie: Comedy, Drama

Start: 15.02.2013

cinetastic.de Filmwertung: (7/10)

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Bewertung Extras: (5/10)

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Info

Das Schwein von Gaza

Das Schwein von Gaza

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 98 min
Kategorie: Comedy, Drama
Start: 15.02.2013

Bewertung Film: (7/10)

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Bewertung Extras: (5/10)

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