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The Greatest Showman

Geschrieben von Frank Schmidke am 20. Dezember 2017

Das Leben der amerikanischen Zirkuslegende P. T. Barnum war schon Vorlage für diverse Filme (unter anderem auch für Tod Brownings Klassiker „Freaks“) und auch als Broadway-Musical feierte das Leben des Zirkusbegründers Barnum große Publikumserfolge. Mit dem Film-Musical, das nun Anfang 2018 bei uns in die Kinos kommt und Hollywood-Star Hugh Jackman als engagierten und visionären Zirkusgründer Barnum zeigt, hat die Broadway-Inszenierung allerdings nur das Thema gemeinsam. Die starbesetzte und visuell opulente Geschichte ist ein originales Film-Musical, ein Grund, warum es so lange gedauert hat, die Geschichte auf die Leinwand zu bringen.

Anfang der 183oer Jahre verliert P.T. Barnum (Hugh Jackman) seinen Bürojob bei einer Reederei, nachdem deren gesamte Flotte untergegangen ist und die Reederei Konkurs anmelden muss. Phineas Taylor Barnum, der aus ärmlichen Verhältnissen stammt, scheint das allerdings kaum zu frustrieren. Statt Trübsal zu blasen, bricht er zu neuen Ufern auf und kauft ein heruntergekommenes Wachsfiguren-Museum.

Das Publikum bleibt allerdings aus und Barnum muss sich etwas Neues, Verheißungsvolles überlegen, um sein Etablissement zu füllen und seine Familie zu ernähren. Die beiden Töchter und Frau Charity (Michelle Williams) teilen den Enthusiasmus des Familienoberhauptes hauptsächlich, weil dessen Zuversicht so unerschütterlich scheint. Barnum hat eine Idee und beginnt gezielt nach Menschen zu suchen, die etwas Einzigartiges haben. Daraus stellt Barnum dann eine Bühnenshow zusammen. Trotz diverser Nachbarschaftsproteste gegen die „Freaks“ wird Barnums Show ein Erfolg bei den einfachen Leuten. Doch Barnum will die oberen Schichten der Gesellschaft erreichen, wie auch seine Schwiegereltern, zu denen die Familie keinen Kontakt hat. Die Zusammenarbeit mit dem Dandy Philip Carlyle (Zac Efron) scheint in dieser Hinsicht durchaus vielversprechend.

Direkt von der ersten Einstellung weg, aus der heraus Hugh Jackman als Zirkusdirektor seine Manegen-Show musikalisch präsentiert, macht „The Greatest Showman“ klar, dass es in den kommenden einhundert Minuten vor allem um fantastische Unterhaltung geht. Die Schauwerte reihen sich beinahe ohne Pause aneinander, wenn man die computergenerierten Stadtfluchten und die Küstenlandschaft des 19. Jahrhunderts mitzählt. Dieser Look hat etwas Künstliches, etwas Märchenhaftes, das auch schon Kenneth Branaghs „Mord im Orient Express“ auszeichnete. Als Zuschauer muss man sich auf diese Art fantastischer Optik einlassen, um Gefallen an dem Geschehen zu finden.

Es ist nicht die Absicht des Filmmusicals „The Greatest Showman“, dem Show- und Ausstellungskonzept sozialkritisch gegenüberzustehen, sondern – ganz im Sinne Barnums – zu unterhalten. Die Szenen, in denen über die missgestalteten Attraktionen tatsächlich einmal reflektiert wird, sind rar und mit der leichten Botschaft, dass Barnum den „Freaks“ zumindest eine Familie gegeben habe, richtet sich das Musical ebenso plausibel wie bequem ein und macht weiter – getreu dem Motto: „The show must go on“. Daran ist nichts Verwerfliches, schließlich ist das Genre relativ klar definiert.

Der australische Regisseur Michael Gracey liefert ein opulentes Debut ab, das sich auf das Charisma seiner namhaften Hauptdarsteller ebenso verlassen kann wie auf die Faszination des Außergewöhnlichen, die Barnums Show schließlich darstellt. Die biografische Geschichte wird dabei eher schlicht chronologisch erzählt und legt den Schwerpunkt auf die große Liebe zwischen Phineas und Charity, die sich schon andeutete, als beide noch Kinder waren und Barnum Senior als Schneider für ihren Vater arbeitete. Hieraus resultiert auch das Motiv des unbedingten sozialen Aufstiegs, das Barnum (zumindest im Film) zeitlebens antreibt.

Aber „The Greatest Showman“ ist auch ein Musical und zwar eines, das extra für das Kino geschrieben wurde. Hauptdarsteller Hugh Jackman soll einmal gemutmaßt haben, dass die Entwicklung von „The Greatest Showman“ so lange dauern würde, weil sich der Verlieh mit dem Risiko der Originalmusik so schwer tue. Denn das Musical ist musikalisch eigenständig und von Benj Pasek und Justin Paul komponiert, die sich zusammen schon einen Namen als Filmkomponisten gemacht haben und unter anderem auch Musik zu „La La Land“ beisteuerten.

Also keine Titel aus dem erfolgreichen Broadway-Musical „Barnum“ und auch keine gängigen Chart-Hits, um das Musical „The Greatest Showman“ aufzumotzen. Das ist konsequent und trägt zum gesamten Erzählstil des Filmes bei. Über die Qualität und die vermeintliche Eingängigkeit der Film-Songs ließe sich trefflich streiten, festzustellen ist allerdings, dass die Nummern sehr lieblich produziert sind und Ohrwurmcharakter haben. Nicht jeder wird diese poppige,  moderne Operettenhaftigkeit der Musik mögen, aber für alle, die das tun, ist „The Greatest Showman“ ein Füllhorn von Hits. Und die Darsteller schlagen sich im singenden und tanzenden Fach ganz prächtig. Bei Hugh Jackman weiß man spätestens seit „Les Miserables“, dass er mehr kann als nur den X-Man und Superhelden „Wolverine“, und Michelle Williams singt auch ganz solide.

Die andere Liebesgeschichte in „The Greatest Showman“ erzählt von einer afroamerikanischen Trapezkünstlerin (Zendaya) und einem reichen Zögling aus der Oberschicht (Zac Efron). Musikalisch gehören die beiden sicher zu den Highlights in „The Greatest Showman“, was im Falle Zac Efrons schon wieder ein filmischer Treppenwitz ist, da er sich lange bemühte, nicht mehr auf den Teenie-Star aus „High School Musical“ reduziert zu werden. Zendaya wiederum baut ihre Karriere auf Disneys Teenie-Format „Shake It Up –Tanzen ist Alles“ auf und sorgte schauspielerisch jüngst im aktuellen Spider-Man Film „Homecoming“ für beeindruckende Akzente.

Mit „The Greatest Showman“ kommt ein mitreißendes Film-Musical auf die Leinwand, das Freunde des Genres begeistern wird und auch jene Zuschauer ansprechen wird, die sich von dem Zirkusthema locken lassen.

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Wir vergeben daher 7 von 10 Filmpunkten.

Copyright: 20th Century Fox

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Länge: 105 Minuten

Kategorie: Biography, Drama, Musical,

Start: 04.01.2018

cinetastic.de Filmwertung: (7/10)

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Info

The Greatest Showman

Geschrieben von Frank Schmidke

Länge: 105 Minuten
Kategorie: Biography, Drama, Musical,
Start: 04.01.2018

Bewertung Film: (7/10)

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