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The Neon Demon

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 8. Juni 2016

The Neon Demon

Vor nicht einmal fünf Jahren wurde Nicolas Winding Refn für seinen Film „Drive“ bei den Filmfestspielen von Cannes als bester Regisseur ausgezeichnet. Seitdem ging einige Zeit ins Land, es kamen ästhetisch anspruchsvolle Folgefilme, doch das Niveau von einst konnte nicht mehr erreicht werden. Sein neuster Film „The Neon Demon“ wurde erneut in Cannes uraufgeführt, doch einmal mehr war die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit größer als jemals zuvor.

The Neon DemonMit gerade einmal 16 Jahren reist die bildhübsche Jesse (Elle Fanning) von der Provinz ins glitzernde Los Angeles, um dort ihren Traum einer Modell-Karriere zu verwirklichen. Bei der Agenturchefin Jan (Christian Hendricks) gilt Jesse sofort als eines von Tausend Mädchen mit diesem gewissen Etwas, woraufhin schon bald ein Termin bei Star-Fotograf Jack (Desmond Harrington) vereinbart wird, um die Foto-Mappe zu erstellen. Während Jesse sich mit der Visagistin Ruby (Jena Malone) anfreundet, ist sie für dessen zwei Freundinnen Gigi (Bella Heathcote) und Sarah (Abbey Lee) nichts weiter als vernachlässigbare Konkurrenz, die es auszuschalten gilt. Mit jedem weiteren Tag in der Großstadt erklimmt Jesse eine weitere Stufe auf ihrer Karriereleiter, doch so schnell es hinaufgeht, so schnell geht es auch hinunter.

Nach einem wirklich sehenswerten und zuweilen auch atemberaubend schöne „Drive“ waren Kritiker zuletzt von „Only God Forgives“ alles andere als angetan, denn obwohl sich Refn in einer visuell eindrucksvollen Ästhetik suhlte, war dieser inhaltsarm und sehr gewaltverherrlichend. Mit „The Neon Demon“ setzt Refn diesen Weg nun konsequent fort, indem er nicht nur das Modellbusiness näher beleuchtet, sondern eben dieses auch hinterfragt und zugleich zerfallen lässt.

The Neon DemonLeider haben wir genau an dieser Stelle das eigentliche Problem des Films, denn obwohl der Anspruch, einen solchen Film drehen zu wollen, völlig legitim ist, sieht das fertige Werk in der Wirklichkeit leider nur noch halb so interessant aus. Das Grundproblem von „The Neon Demon“ ist, dass er einfach nichts wirklich Neues zu erzählen hat. Dass das Modellgeschäft hart ist, das weiß auch der letzte, dass junge Frauen wie Frischfleisch verkauft werden, ist zumindest jedem zweiten klar, und dass eben diese – überspitzt gesagt – zur Not über Leichen gehen, ist die logische Konsequenz aus allem.

Leichen soll dahingehend schon beinahe als Stichwort dienen, denn wo sich Visagistin Ruby tagsüber um blasse und völlig starre Gesichter von Modells kümmert, nimmt sie sich des Nachts der Verschönerung von Toten an, was zumindest hier Hand in Hand gehen soll. Mit fortlaufender Zeit nimmt dies immer verstörendere Züge an, denn Refn ist vor allem daran gelegen, Tabus zu brechen und den Zuschauer vor den Kopf zu stoßen. Wo andere Filmemacher das Brechen von Tabus aber dafür nutzen, um auf Missstände aufmerksam zu machen, da verlaufen eben diese hier leider ins Leere, denn es steckt absolut keine Funktion dahinter. Die Arbeit mit Leichen, gleichgeschlechtliche Liebe, die Vergewaltigung einer Minderjährigen oder eben der Sex mit einem verstorbenen Menschen werden ohne ersichtliche Funktion wild eingestreut, ohne dass sich daraus etwas ableiten ließe. Szenen wie diese dienen bestenfalls als Stichwortgeber, als Reizwort, gleichwohl aber auch als leere Hülle; es ist kaum mehr darin zu erkennen.

The Neon DemonIm Hinblick auf die visuelle Umsetzung muss sich „The Neon Demon“ kaum vor den letzten Filmen von Refn verstecken, wobei auch hier das wirklich Neue fehlt. Die Bilder sind vornehmlich in Rot und Blau gehalten, die Totale der Kamera blickt zumeist auf das Gesicht und den Körper der handelnden Personen, während zuweilen eine Kamerafahrt eben diese noch einmal in Szene setzt. Dies ist ganz ohne Frage eindrucksvoll umgesetzt worden, ästhetisch gibt es kaum Kritik, nur nutzt diese visuelle Spielerei wenig, wenn der Film selber nur bedingt etwas mitzuteilen hat.

Nicolas Winding Refns „The Neon Demon“ steht mit seiner visuellen Ästhetik den Vorgängern in kaum einem Punkt nach, doch leider nutzt dies nichts, wenn die Geschichte selbst kaum mehr als eine leere Hülle ist.

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Wir vergeben daher 5,5 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Koch Media

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The Neon Demon

Länge: 117 min

Kategorie: Drama, Horror, Thriller

Start: 23.06.2016

cinetastic.de Filmwertung: (5,5/10)

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Info

The Neon Demon

The Neon Demon

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 117 min
Kategorie: Drama, Horror, Thriller
Start: 23.06.2016

Bewertung Film: (5,5/10)

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