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Die fast perfekte Welt der Pauline

Geschrieben von Frank Schmidke am 24. Juni 2016

Die-fast-perfekte-Welt-der-Pauline-ct-1Das Leben als Alleinunterhalterin und Animateurin kann ganz schön aufreibend sein. Das merkt auch Pauline in der charmanten französischen Romcom „Die fast perfekte Welt der Pauline“. Regisseurin und Drehbuchautorin Marie Belhomme kann sich in ihrem Langfilmerstling voll auf ihre großartige Hauptdarstellerin verlassen, die sich durch eine Welt voll von absurdem Witz laviert und sich einfach nicht unterkriegen lässt.

Die-fast-perfekte-Welt-der-Pauline-ct-2Pauline (Isabelle Carré) kann nachts nicht schlafen, weil die Maus in ihrer Wohnung in Rennes einfach zuviel Krach  macht. Aber mit der Mausefalle, die das arme Tier töten soll, ist Pauline auch nicht so richtig glücklich. Sie verdient ihren Lebensunterhalt als Alleinunterhalterin mehr schlecht als recht auf Parties und Kindergeburtstagen. Und die Dame, die ihr die Jobs vermittelt, kann sich Paulines Namen auch nicht merken.

Als Pauline dann an einem Tag nach einem Kindergeburtstag noch eine Rentnerveranstaltung bespaßen soll, wird es zeitlich eng, vor allem weil sich Pauline auf dem Land verfahren hat. Als sie an einer Mülldeponie einen Mann nach dem Weg fragen will, der gerade seine Sachen entsorgt, kriegt der so einen Schreck, dass er stürzt und ins Koma fällt. Pauline ruft zwar dem Notarzt, aber Panik und Termindruck lassen sie doch schnell weiterfahren.

Die-fast-perfekte-Welt-der-Pauline-ct-3Später hat die Alleinunterhalterin allerdings ein schlechtes Gewissen, findet heraus, dass das Opfer unbekannt und ohne Bewusstsein im Krankenhaus liegt. Eigentlich will sich Pauline nur entschuldigen, aber dann beginnt sie sich um den Mann zu kümmern. Kommt regelmäßig vorbei, findet heraus, wo er lebt, und gerät zufällig an seinen Job als Gesangslehrer für gelangweilte Jugendliche. Aber das sind nicht die einzigen Überraschungen, die Pauline erwarten.
Eigentlich heißt Pauline gar nicht Pauline, sondern Perrine und der Film im französischen Original „Les chaises musicales“, also „Die musikalischen Stühle“, aber mit deutschen Verleihtiteln französicher Filme ist das ja bekanntlich so eine Sache und die titelmäßige Anlehnung an der Kassenerfolg „die fabelhafte Welt der Amelie“ (2001) ist sicher durchdacht. Warum der französiche Name Perrine unter lauter Manus, Arsénes, Solenes und Estelles nun ausgerechnet in Pauline geändert werden muss, bleibt unerklärlich (Vor allem wenn man den Film in der untertitelten Originalfassung gesehen hat). Aber wieder zum Film.

Die-fast-perfekte-Welt-der-Pauline-ct-4Bislang hat Regisseurin Marie Belhomme vor allem als Drehbuch-Autorin Kinderserien realisiert und „Les chaises musicales“ ist ihr Einstand als Spielfilm-Regisseurin. Das Drehbuch entstand zusammen mit Michel Leclerc, der mit „Mademoiselle Hanna“ und „Der Name der Leute“ auch bereits sein gutes Händchen für die Skurrilität und Absurdität des Alltags bewiesen hat. In gewisser Weise  ist „Die fast perfekte Welt der Pauline“ auch aufgebaut wie ein Kinderfilm, denn die komische und tragische Heldin ist in fast jeder Einstellung zu sehen. Aber das ist keineswegs ein Nachteil, denn man schaut dieser manchmal ungelenken, aber liebenswürdigen und zurückhaltenden Alleinunterhalterin einfach gerne zu.

Die-fast-perfekte-Welt-der-Pauline-ct-5Das liegt nicht nur an den großartigen, sehr lustigen Situationen, die das Drehbuch für seine Heldin bereithält, sondern auch an der tollen Darstellung von Isabelle Carré („Die anonymen Romantiker“). Mit viel Verve und erstaunlicher Beharrlichkeit steht Pauline immer wieder vor Situationen, die sie aus unterschiedlichen Gründen überfordern, aber auch das ausbüxen gelingt ihr nicht so recht. Also versucht die Alleinunterhalterin die Situationen bestmöglich zu meistern, ohne allzu viel falsch zu machen. Was nicht immer einfach ist, und zu erstaunlich vielen recht originellen und vor allem toll getimten Gags führt.

Ein wenig erinnert die Ausgangslage an die amerikanische Romanze „Während du schliefst“ (1995) mit Sandra Bullock und Bill Pullmann, aber „die fast perfekte Welt der Pauline“ will auf etwas anderes hinaus. Es geht weniger um das romanische Moment, als um die beständige Suche nach dem eigenen Platz im Leben. Denn den hat Pauline noch nicht gefunden und ausgerechnet in dem unverhofft auftauchenden Leben eines Fremden, der auch noch als Pechvogel und Unglücksrabe gilt, eröffnet sich Pauline der Ausblick, auf ein alternatives, glücklicheres Leben.

Die französische Komödie „Die fast perfekte Welt der Pauline“ ist eine kleine,  charmante Überraschung und schafft es, das tägliche Rackern leicht und lustig aussehen zu lassen. Hat einige schrullige Details zu bieten und einer tolle Hauptdarstellerin.  Die große Leichtigkeit auf der Leinwand ist einfach bezaubernd.

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Länge: 83 Minuten

Kategorie: Comedy, Drama

Start: 25.08.2016

cinetastic.de Filmwertung: (7,5/10)

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Info

Die fast perfekte Welt der Pauline

Geschrieben von Frank Schmidke

Länge: 83 Minuten
Kategorie: Comedy, Drama
Start: 25.08.2016

Bewertung Film: (7,5/10)

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