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The Hateful 8

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 16. Januar 2016

The Hateful 8

Über kaum einen Film wurde in den letzten Monaten mehr gesprochen als über „The Hateful 8“. Denn nachdem das Drehbuch von Quentin Tarantinos neuestem Film bereits im Vorfeld komplett im Internet zu finden war, drohte dieser doch tatsächlich damit, den Film zu verwerfen. Zum Glück machte Tarantino diese Drohung dann doch nicht wahr, was ihn aber nicht daran hinderte, das Finale noch einmal komplett neu zu schreiben.

The Hateful 8Wyoming, einige Jahre nach dem amerikanischen Bürgerkrieg: Es ist Winter, der Schnee tobt und eine Kutsche versucht, sich einsam und allein einen Weg durch die unbändige Natur zu bahnen. An Bord besagter Kutsche befindet sich der Kopfgeldjäger John Ruth (Kurt Russel), dessen Gefangene Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh), der ehemalige Soldat und jetzige Kopfgeldjäger Major Marquis Warren (Samuel L. Jackson) sowie Chris Mannix (Walton Goggins), welcher behauptet, der neue Sherriff der Stadt Red Rock zu sein.

Der Sturm wird schlimmer und so machen die vier einen Zwischenstopp in Minnies Kleinwarenladen. Doch obwohl von Minnie weit und breit keine Spur zu sein scheint, treffen sie dort auf vier andere Cowboys. Bei besagten Männern handelt es sich um den mysteriösen Mexikaner Bon (Demian Bichir), um den verschwiegenen Cowboy Joe Gage (Michael Madsen), den Konföderierten-General Sandford Smithers (Bruce Dern) sowie um Oswaldo Mobray (Tim Roth). Während der Sturm immer schlimmer wird, begreifen die acht ungleichen Freunde schon bald, dass dieses Zusammentreffen gar nicht so zufällig war, wie es den Anschein hat.

The Hateful 8Quentin Tarantinos (Pulp Fiction) Western „Django Unchained“ spielte weltweit über 400 Mio. US-Dollar ein, verhalf Christoph Waltz zu einem Oscar als Bester männlicher Nebendarsteller und ist aus heutiger Sicht definitiv einer der besten Filme, die Tarantino bisher gedreht hat. Sein nunmehr achter Film spielt sich erneut im Wilden Westen ab, doch wer glaubt, dass er es einfach nur mit einer Fortsetzung zu tun bekommt, der wird schnell eines Besseren belehrt. Tarantino ist diesmal davon abgekommen, riesige Gewaltexzesse aneinander zu schneiden, stattdessen präsentiert er ein beinahe dreistündiges Kammerspiel, dass maßgeblich von seinen Dialogen zu leben versucht.

Quentin Tarantino liebt den Film, er machte nie einen Hehl daraus, lieber auf echtem Film statt in digital zu drehen, und so kommt es nicht von ungefähr, dass es neben der 168-minütigen Fassung die wohl in den meisten Kinos zu sehen sein wird, noch eine 187-minütige Version gibt, die als 70mm-Version an ausgewählte Kinos ausgeliefert wird. Egal für welche Version man sich letzten Endes entscheidet, der achte Streifen von Tarantino kann sich auch diesmal wieder sehen lassen, was nicht nur dem Drehbuch geschuldet ist, sondern einmal mehr den Darstellern.

The Hateful 8Eingeteilt in mehrere Kapitel, wird der Zuschauer am Anfang mit einer rund 20-minütigen Sequenz konfrontiert, in der eine Kutsche durch eine namenlose Ödnis fährt, während der peitschende Schnee keinen Hehl darum macht, das man bei diesem Wetter auf keinen Fall draußen sein möchte. Die verschiedensten Figuren werden kurz vorgestellt, durch die umfangreiche Figurenzeichnung erfahren wir viel über den Background eines jeden, bis schließlich bei der Ankunft an einem Kleinwarenladen das eigentliche Kammerspiel beginnen soll.

Eine Hütte, in der es überall zieht, eine Tür, die gleich mehrmals vernagelt wird und sieben Männer und eine Frau, die alle in irgendeiner Ecke etwas im Schilde zu führen glauben. Ein wenig erinnert dies an Quentin Tarantinos „Reservoir Dogs“, denn wenn jeder erst einmal jeden zu verdächtigen glaubt, fliegen irgendwann die Kugeln durch die Luft, wodurch sich die Protagonisten mit fortlaufender Zeit verringern. Nicht viel anders soll es auch hier sein, wobei Tarantino mehr denn je Wert auf die eigentlichen Dialoge zu legen scheint. Dialoge und Monologe sind zum Teil mehrere Minuten lang, drehen sich um den Konflikt Nord- gegen Südstaaten, um Rassismus (das N-Wort fällt wieder sehr oft…) und natürlich um das liebe Kopfgeld, das in Red Rock auf den einen oder anderen warten könnte.

The Hateful 8Für Fans früherer Filme wird diese Dialoglastigkeit, gestreckt auf beinahe drei Stunden, zuweilen sehr ermüdend sein, wer sich damit abfinden kann, auf den wartet jede Menge Spaß und noch mehr doppeldeutiges Spiel, bei dem das Ende absolut offen zu sein scheint. Am positivsten kann sich dabei niemand geringeres als Samuel L. Jackson (Captain America: The First Avenger) hervortun, der inzwischen zum Stammpersonal von Tarantino zählt und dem die Freude ins Gesicht geschrieben steht, wenn er beispielsweise über den Sohn des Konföderierten-Generals Sandford Smithers berichtet. Neben ihm macht Jennifer Jason Leigh (Road to Perdition) unglaublich Spaß, die regelmäßig von Kurt Russel (Stargate) verprügelt wird (Gewalt gegen Frauen ist wie immer ein Thema…).

Der Grad der Gewalt ist – verglichen mit früheren Filmen – diesmal überaus moderat ausgefallen, denn neben dem einen oder anderen Schusswechsel, Kugeln in den Beinen und einer Szene mit spritzendem Gehirn ist diesmal nicht unbedingt viel zu sehen. Der Schwerpunkt liegt, wie bereits erwähnt, auf den Dialogen, wodurch „The Hateful 8“ definitiv ein anderes Publikum anzusprechen versucht, als es in der Vergangenheit noch der Fall gewesen ist.

Quentin Tarantinos achter Film wird diesmal die Fans spalten, denn neben der typisch verrückten Geschichte legt er sehr viel Wert auf ausgefeilte und recht lange Dialoge, was bei einem beinahe dreistündigen Kammerspiel schnell langweilig werden kann. Wer allerdings bereit ist, sich darauf einzulassen, der wird auf jeden Fall gut unterhalten werden.

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Copyright: Universum Film

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The Hateful 8

Länge: 187 min

Kategorie: Comedy, Drama, Mystery

Start: 28.01.2016

cinetastic.de Filmwertung: (7/10)

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Info

The Hateful 8

The Hateful 8

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 187 min
Kategorie: Comedy, Drama, Mystery
Start: 28.01.2016

Bewertung Film: (7/10)

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