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Raum

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 10. Januar 2016

Raum

Vor acht Jahren schockierte der Fall rund um den Österreicher Josef Fritzl die Gesellschaft, denn dieser hielt seine eigene Tochter Elisabeth rund 24 Jahre in Gefangenschaft unter dem eigenen Haus, vergewaltigte diese unzählige Male und zeugte mit ihr gleich sieben Kinder, von denen drei ebenso im Verlies eingesperrt wurden. In Anlehnung an diesen Fall schrieb Autorin Emma Donoghue ihren Bestseller-Roman „Room“, der nun von Lenny Abrahamson für die große Leinwand aufbereitet wurde.

RaumFür den kleinen, fünfjährigen Jack (Jacob Tremblay) hat die Welt grade einmal neun Quadratmeter, denn Jack ist zusammen mit seiner Mutter Joy (Brie Larson) seit seiner Geburt in einem fensterlosen Schuppen eingesperrt, was ihm diese jedoch so gut es geht versucht zu verheimlichen. Stattdessen versucht sie mit allerhand Geschichten Jacks Phantasie zu fördern, ein gesamtes Universum wird erdacht, doch plötzlich droht Jacks Weltbild zusammen zu brechen. Durch die plötzliche Arbeitslosigkeit ihres Peinigers (Sean Bridgers) könnte Jacks Leben ernsthaft in Gefahr geraten, woraufhin Joy schließlich einen riskanten Plan zur Flucht entwickelt. An Jack liegt es nun, besagten Plan in die Tat umzusetzen, doch kann ihm tatsächlich die Flucht in einer Welt gelingen, die er bestenfalls aus dem magischen Kasten namens Fernseher kennt?

Als die kanadische Schriftstellerin Emma Donoghue im Jahre 2010 ihren Roman „Raum“ den Lesern vorstellte, waren die ersten Reaktionen recht unterschiedlicher Natur. Für die einen waren die beschriebenen Ereignisse kaum vorstellbar, für andere war die Art, dieses Buch aus der Sicht des Kindes zu schreiben, eine willkommene Abwechslung. Sechs Jahre später wurde der Roman nun verfilmt, der ebenfalls die Handschrift von Emma Donoghue trägt, hat diese doch das Drehbuch maßgeblich entwickelt. Zusammen mit Regisseur Lenny Abrahamson (Frank) entstand schließlich eine wirklich sehenswerte Adaption, welche es nicht nur schafft, die Stärken des Romans perfekt zu nutzen, sondern dies auch noch mit einer einmaligen Riege an Darstellern unterstützt.

RaumÄhnlich wie im Buch wird auch „Raum“ aus der Sicht des kleinen, fünfjährigen Jack erzählt, wodurch eine ganz und gar ungewöhnliche Sicht auf die Dinge entsteht. Für Jack besteht die Welt aus „Raum“, durch das Oberlicht sieht er den Himmel und über dem Himmel ist der Weltraum, wo die Fernsehsatteliten  kreisen. Als Ersatz für echt Freundschaften halten diverse Gegenstände her, wodurch Gespräche mit Lampe, Bett und Schrank entstehen, die er neben seiner Mutter hat, zu der die größte Bindung besteht. Diese Gespräche zeugen von kindlicher Naivität, gleichwohl aber auch von einem gewissen Forscherdrang, wenn er beispielsweise fragt, wohin denn nun die Maus verschwunden sei, nachdem sie ein Loch in der Wand passierte.

Aufgeteilt in zwei Handlungsabschnitte, erlebt der Zuschauer so die Zeit in der Gefangenschaft, gleichwohl aber auch die Zeit in der Freiheit, was zur Mitte des zweistündigen Werkes hin mit einer sehr zugespitzten Dramatik verdeutlicht wird. Am interessantesten gestaltet sich zuweilen Jacks Blick innerhalb der Gefangenschaft, wenn er des Nachts in seinen Schrank muss, während Old Jack (Name des Peinigers, steht im englischen für den Teufel) im Bett seiner Mutter verschwindet.

RaumIm zweiten Teil des Films liegt der Fokus auf Jacks Empfinden der Welt gegenüber, wenn plötzlich Dinge wahr werden, die er bisher nur aus dem Zauberkasten kannte. Die Welt wird plötzlich unendlich, Essen gibt es in Hülle und Fülle, gleichwohl wird aber auch die vertraute Bindung zu seiner Mutter gestört, wenn diverse Menschen und Medien plötzlich beginnen, auf diese einzureden. Vom Suizid der Mutter, der Bindung zu anderen Menschen sowie der Freundschaft zum Nachbarssohn wird vieles behandelt, was zuweilen mit sehr vielen Emotionen einher geht und auch beim Zuschauer kaum ein Auge trocken lassen wird.

Besonders bemerkenswert ist bei alledem der kleine Jacob Tremblay (Die Schlümpfe 2), der in seinem ersten Kinofilm mit so wunderbar kindlicher Naivität gezeichnet ist, dass es einfach nur Spaß macht, ihm zuzusehen. Eine große Rolle in so jungen Jahren, die er mit Bravour meistert. Nicht weniger gelungen ist die Darbietung von Brie Larson (21 Jump Street), die jederzeit alles dafür unternimmt, ihren Sohn vor jedweden Gefahren zu schützen und ihm ein ganz normales Leben zu ermöglichen.

Lenny Abrahamson präsentiert mit „Raum“ einen wirklich großartigen Film, der eine außergewöhnliche Mutter-Sohn-Beziehung mit großartigen Darstellern verknüpft. Auf dem Toronto International Film Festival wurde dies mit dem Publikumspreis belohnt, eine Oscar-Nominierung könnte durchaus folgen.

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Raum

Länge: 118 min

Kategorie: Drama

Start: 17.03.2016

cinetastic.de Filmwertung: (8/10)

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Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 118 min
Kategorie: Drama
Start: 17.03.2016

Bewertung Film: (8/10)

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