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Ein letzter Tango

Geschrieben von Frank Schmidke am 29. Januar 2016

ein-letzter-tango--01-ctÜber Jahrzehnte dominierte das argentinische Tanzpaar María Nieves Rego und Juan Carlos Copes die Tangoszene und schaffte es mit seiner außergewöhnlichen Tanzshow sogar erfolgreich an den Broadway. Dabei waren die beiden lange Zeit auch außerhalb des Parketts ein Paar, das allerdings vor allem durch die gemeinsame Karriere zusammengehalten wurde. Noch heute sind die beiden über 80-Jährigen dem Tango verbunden. Filmmacher German Kral hat mit „Ein Letzter Tango“ ein wunderbares Portrait der Tanzlegenden gefilmt, das beileibe nicht nur für Tangofans interessant ist.

ein-letzter-tango-02-ctSeit Jahren gehen sich María Nieves Rego und Juan Carlos Copes aus dem Weg. Doch Regisseur German Kral hat es geschafft, die beiden für seinen Film zumindest wieder zusammen auf eine Bühne zu bekommen. Ihr bevorstehender Tanz eröffnet einen biografischen Bilderreigen, der zwei Ausnahmekünstler zeigt, die sich in früher Jugend kennenlernten und eine gemeinsame Leidenschaft für den Tango gelebt haben und immer noch leben. Jener typisch argentinische Tanz hat es auch dank der Verdienste des legendären Tanzpaares um Choreografie, und man muss wohl auch sagen, beinahe Artistik, eine weltweite Bekanntheit  und Beliebtheit erfahren, die, wenn auch mit einigen Höhen und Tiefen, immer noch anhält.

ein-letzter-tango-03-ctDabei hatte es am Anfang noch gar nicht nach einer Erfolgsgeschichte ausgesehen. Als María ihren Juan Carlos das erste Mal in einer Milonga, also in einem Tanzclub, wahrnahm, war es ihr nicht erlaubt, zu tanzen, da sie nur ihre ältere Schwester begleitete, die noch verheiratet werden musste. Und Juan Carlos war zu dieser Zeit noch ein absolut ungelenker Tänzer. Erst einige Zeit später entdeckten die beiden, dass sie für ihre Art der Tangointerpretation die perfekte Ergänzung waren. Juan Carlos als ruhender, langsamer  Pol und Maria als eleganter Wirbelwind. Im Laufe der Karriere kamen immer wieder neue und spektakuläre Choreografien hinzu, wie der berühmte Tanz auf dem Tisch.

ein-letzter-tango-04-ctDoch wie das mit Herzensangelegenheiten so ist, häufig gehen sie nicht gerade gut, wenn auch die Arbeit gemeinsam zu meistern ist. Hinzu kommt noch eine Prise lateinamerikanischer Machismo und schon sind die Eheprobleme da. Aber beide blicken nicht mit Verbitterung oder Reue in die Vergangenheit, sondern wissen die intensive Karriere und Beziehung zu würdigen, selbst wenn der Trennung eine gewisse Härte innewohnte.

Der argentinische Filmmacher German Kral hat bereits 2009 mit der Doku „Ein letzter Applaus – Ein Leben für den Tango“ die Faszination des Tanzens eingefangen. In gewisser Weise schreibt „Ein letzter Tango“ diese Beschäftigung fort und ist meisterlich komponiert. Der in Deutschland ausgebildete Filmmacher, der inzwischen abwechselnd in München und Buenos Aires lebt, verarbeitet in seinen Filmen immer wieder Themen aus seinem südamerikanischen Heimatland und man merkt „Ein letzter Tango“ diese Leidenschaft an.

ein-letzter-tango-05-ctNeben den Interview-Sequenzen mit den beiden Tangostars baut Kral nachgestellte Szenen in seinen Film ein, diese sind extra für den Film vom mehreren Choreographen entworfen und werden mit zwei Tanzpaaren, die die jungen und die mittelalten María Nieves Rego und Juan Carlos Copes verkörpern, in Szene gesetzt. Erstaunlich ist auch die körperliche Fitness der beiden, die inzwischen über 80 Jahre alt und noch immer dem Tanzen verschrieben sind. Zwar nicht mehr gemeinsam, aber voller Leidenschaft und Lebensfreude.

Immer wieder wechselt „Ein Letzter Tango“ seine Betrachtungsweise, reiht interview an Probenarbeit der Tänzer und Archivmaterial an nachgestellte Tanzszenen. Dabei entsteht ein lebendiges Wechselspiel zwischen Tanzfilm und intensiver Liebesgeschichte. Erstaunlich offen und nachgerade spannend zu verfolgen ist auch, wie der Film die unterschiedlichen Sichtweisen der beiden schlicht nebeneinanderstellt und für sich sprechen lässt. Das muss nicht immer deckungsgleich sein und es geht auch gar nicht darum, hier eine Beziehungswahrheit herauszuarbeiten, sondern einfach die gemeinsame Passion für den Tango lebendig und schillernd auf das Publikum zu übertragen. Und das gelingt vortrefflich.

„Ein letzter Tango“ ist ein großartige Filmbiografie, ein leidenschaftlicher, höchst ästhetischer Tanzfilm und eine spannende Beobachtung zweier charismatischer Persönlichkeiten, die eigentlich jeden fesseln sollte, der sich für Menschen an sich interessiert. Also nicht nur für Tango-Afficinados höchst empfehlenswert.

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Wir vergeben daher 8,5 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Alpenrepublik / Tobis

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Länge: 85 Minuten

Kategorie: Documentory, Musical

Start: 07.04.2016

cinetastic.de Filmwertung: (8,5/10)

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Info

Ein letzter Tango

Geschrieben von Frank Schmidke

Länge: 85 Minuten
Kategorie: Documentory, Musical
Start: 07.04.2016

Bewertung Film: (8,5/10)

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