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Love

Geschrieben von Ronny Dombrowski am 22. November 2015

Love

Mit seinem Zweiteiler „Nymphomaniac“ lieferte Lars von Trier erst im letzten Jahr einen explizit auf Sexszenen aufbauenden Skandalfilm erster Güte ab, der zwar insgesamt sehenswert war und interessante Fragestellungen aufgeworfen hat, mit seiner provozierenden Art aber auch für reichlich verstörte Blicke sorgte. Einen ganz ähnlichen Film zeigt nun der Argentinier Gaspar Noé, denn „Love“ setzt nicht nur auf ähnlich ausufernde Sexszenen, sondern verlangt bei über 135 Minuten auch einiges dem Zuschauer ab.

LoveDer Amerikaner Murphy (Karl Glusman) studiert an der Pariser Filmhochschule Regie und lebt mit der bezaubernden Electra (Aomi Muyock) zusammen, die in der Kunstszene recht aktiv ist. Die beiden sind ineinander verliebt wie am ersten Tag, doch eines Tages fragt Murphy seine Angebetete, was ihre innigste Sexphantasie ist. Natürlich soll es ein Dreier mit einer anderen Frau sein, wofür die neue 17-jährige Nachbarin Omi (Klara Kristin) wie geschaffen zu sein scheint. Es beginnen erste freundschaftliche Gespräche, es folgt ein kleiner Joint, bis die drei auch schon miteinander im Bett landen. Während es für alle eine einmalige Erfahrung ist, die eigenen Grenzen auszuloten, kommt Murphy während Electras Abwesenheit gern auf besagte Dame zurück. Als er diese eines Tages auch noch schwängert, scheint der Bruch einer perfekten Beziehung unausweichlich zu sein.

Mit „Love“ beabsichtigte Gaspar Noé (Enter the Void), expliziert die körperliche Seite der Liebe zu zeigen, was nicht nur mit ausufernden Sexszenen umgesetzt werden sollte, sondern vor allem mit jeder Menge provokativer Szenen, welche die Darsteller an den Rand des Zumutbaren brachten. Anders kann man „Love“ kaum erklären, denn trotz seiner 135 Minuten Laufzeit ist das Drehbuch von Noé doch sehr übersichtlich aufgebaut, wenn er vom Auf und Ab der einzig wahren Liebe erzählt.

LoveBereits zu Beginn wird der Zuschauer mit einem mehrere Minuten andauernden Geschlechtsakt konfrontiert, bei dem Murphy zusammen mit Freundin Electra gezeigt wird. Nur wenig später wechselt die Szenerie, plötzlich sieht man diesen, mit einem Kater aufwachend, neben einer anderen Frau, während das Telefon unablässig zu klingeln beginnt. Es ist die Mutter seiner Ex-Freundin Electra, die von ihrer Tochter bereits seit Monaten nichts mehr gehört hat und nun ausgerechnet Murphy nach dieser fragt, den sie sowieso niemals wirklich leiden konnte. Ähnlich wie bei „Irreversible“ erzählt Gaspar Noé nun auch diese Geschichte rückwärts, wobei er sich einerseits an keinen chronologischen Ablauf hält, zum anderen aber auch regelmäßig in die Gegenwart zurückzukehren versucht, um einen niedergeschlagenen Murphy zu zeigen.

Das wohl größte Problem an „Love“ ist genau diese im Mittelpunkt stehende Person, denn Murphy ist zu keiner Zeit ein wirklicher Sympathieträger, sondern am ehesten ein Arschloch vor dem Herrn. Er betrügt seine Freundin, ist hoffnungslos eifersüchtig und zeigt bei alledem niemals Reue oder Einsicht, um die Beziehung zu jener Frau zu retten, die er immer wieder als seine einzig wahre Liebe bezeichnet. Damit einher geht aber auch ein ungemein schwaches Drehbuch, denn sieht man von den oberflächlich angelegten Figuren einmal ab, so hangelt sich Gaspar Noé bestenfalls von einem Geschlechtsakt zum nächsten. Eben diese werden mit der Zeit immer intensiver, wodurch der Zuschauer nicht nur mit expliziten Sexszenen konfrontiert wird, sondern ebenso mit wahren Orgien sowie dem Sex mit einem Transvestiten.

LoveDas alles verbindende Element ist und bleibt die Liebe, doch eben diese ist zu keiner Zeit irgendwo auszumachen. Stattdessen sehen wir eine Sexszene nach der anderen, lautes Gestöhne, während dieses im Hintergrund von lauter Rockmusik begleitet wird. Im Hinblick auf die Darsteller wurde beim Casting wohl am ehesten auf anatomische Dinge Wert gelegt, denn anders kann man sich so manch hölzern vorgetragene Dialoge kaum erklären. Insbesondere Hauptdarsteller Karl Glusman (Stonewall) wirkt zuweilen wie eine austauschbare Schaufensterpuppe, wenn dieser emotionslos versuch,t auf seine Freundin einzugehen, und dabei kaum mehr als einen Satz herausbringt.

Mit „Love“ hat sich Gaspar Noé diesmal leider vollkommen übernommen, denn was bei Lars von Trier noch nach echter Kunst ausgesehen hat, ist hier kaum mehr als eine wahllose Aneinanderreihung von Sexszenen, gestreckt auf über zwei Stunden Länge.

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Wir vergeben daher 5 von 10 Filmpunkten.

Copyright: Alamode

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Love

Länge: 135 min

Kategorie: Drama, Romance

Start: 26.11.2015

cinetastic.de Filmwertung: (5/10)

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Info

Love

Love

Geschrieben von Ronny Dombrowski

Länge: 135 min
Kategorie: Drama, Romance
Start: 26.11.2015

Bewertung Film: (5/10)

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